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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schlimm genug. Üben wir doch dem Herrn zuliebe ein wenig Rücksicht und beten wir für den Frieden«, sagte der Reverend Pontius Justice, der letzte Nacht mehrere Videokassetten bei Barbie Fogg abgegeben und auf dem Heimweg einen fatalen Fehler begangen hatte: Als er mit einer Liebesdienerin den Preis für eine kleine orale Freude verhandelte, musste er feststellen, dass es sich bei der Frau, die er angesprochen hatte, um eine alte Jungfer handelte, die eine Autopanne und einen leeren Akku in ihrem Handy hatte.
    »Was soll ich mit Ihren zwanzig Dollar?«, hatte die Frau mit starkem Akzent gefragt, nachdem der Reverend sie näher an seinen Cadillac gewinkt hatte. »Wenn Sie mi r Geld für ein Taxi anbieten, mein Bester, dann ist das sehr nett, aber ich nehm kein Geld von Fremden.«
    »Ist mir gleich, wofür du's ausgibst«, erwiderte der Reverend Justice, der betrunken war und erschöpft und enttäuscht, weil das Nachbarschaftshilfe-Programm, für das er sich einsetzte, noch nicht ein einziges Verbrechen verhindert hatte. »Warum steigst du nicht einfach ein und besorgst es mir? Dann nimmst du diesen funkelnagelneuen Zwanziger, den ich hier habe, und machst damit, was du willst.«
    Die alte Jungfer, bei der es sich übrigens um Uva Clot handelte und die sehr viel älter war, als der Reverend in der Dunkelheit und aus der Entfernung zuerst angenommen hatte, kam auf den Cadillac zu, schrieb sich die Autonummer auf und begann um Hilfe zu rufen. Als der Reverend davonraste, war ihm die Polizei schon auf den Fersen. Die Sirene dröhnte in seinen Ohren, und das Blaulicht pulsierte im gleichen Rhythmus wie das Blut in seinem Kopf.
    »Also, wieso sitzen Sie hier?«, fragte der Reverend in die dunkle Ecke der Zelle, wo Trader wie ein riesiger Kartoffelsack die gesamte Fläche seines Bettes einnahm.
    »Ich bin Pirat«, antwortete Trader mit drohendem Unterton.
    »Der Herr stehe uns bei!«, rief der Reverend erschrocken. »Sie sind aber nicht einer von diesen Piraten, die den armen Trucker durchgegerbt und all seine Kürbisse entwendet haben, will ich hoffen?«
    »Geht dich gar nichts an!«
    »Der Herr stehe uns bei!«
    »Und ich hab Spaß daran, kleinen Tieren Schmerzen zuzufügen«, fügte Trader hinzu, wusste er doch, dass die meisten Psychopathen ihr schändliches Leben volle r Gräueltaten damit beginnen, hilflose Kreaturen zu quälen.
    Er selbst hatte zum Beispiel nicht die geringste Reue verspürt, als er die Krebszucht angezündet und damit all die Mütter samt ihren Babys hingemordet hatte - von den Krebsen in der Häutungsphase, die ohne Schale und damit völlig schutzlos waren, gar nicht zu reden. Sein Gewissen hatte sich auch nicht gemeldet, als er die Boote abgefackelt hatte, und es hätte ihn auch nicht gejuckt, wenn Hilda Crocketts Chesapeake House ebenfalls in Flammen aufgegangen wäre oder der ganze Rest von Tangier Island. Genauso wenig hatte es seinen Seelenfrieden beeinträchtigt, als er dafür sorgte, das Smoke und seine skrupellosen Straßenpiraten Hammers Boston Terrier entführten. Trader hoffte sogar, dass man Popeye schon längst ein möglichst grausames Ende bereitet hatte. Das würde dieser Bullenschlampe recht geschehen.
    »He«, ließ sich Stick missbilligend in der dunklen Zelle hören.
    »Das is 'ne Sache, die ich nie tun würd. Ich find, wir ersäufen ihn im Klo«, sagte er zu den anderen. »Zwei von uns halten ihn fest, und wer eine Hand frei hat, steckt ihm seinen Kopf rein, bis er nich mehr zappelt.«
    »Jemand hat mein' Hund platt gefahren, als ich noch immer inner achten Klasse war.« Slim Jims Stimme klang traurig und aufgebracht. »Ich bin nie darüber wechgekommen, und das Arschloch hat noch nich mal gehalten.«
    »Was soll das heißen, noch immer inner achten Klasse?« fragte Snitch neugierig und setzte sich aufrecht hin, wobei er sich das Kissen zur Stütze hinter den Rücken stopfte.
    »Weißt du, ich bin da nie rausgekommen«, erwiderte Slim Jim.
    »Bisschen so wie hier, verstehste? Jedes Jahr ham sie mir erzählt, ich muss die Achte noch mal machen, und all das nur wegen Mrs. Klopf, der blöden Kuh.«
    »Klopf-klopf - wer da?«, bemerkte Stick.
    »Genau. Das gehörte zu den Sachen, bei denen sie abgegangen is«, antwortete Slim Jim, und seine Gedanken wanderten zurück in diese wenig erfreuliche Zeit seines verhunzten Lebens.
    »Klopf-klopf?«
    Er wartete auf eine Antwort von einem seiner Zellenkameraden. Schließlich erbarmte sich der Reverend seiner.
    »Wer da?«, fragte

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