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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Schatztruhe mit Gold und Juwelen darin fand. Seine obsessive Beschäftigung mit versunkenen Schiffen war vermutlich der einzige Grund, warum er sich jeden Sommer, jeden Feiertag und jedes Wochenende aus dem Bett quälte, wenn sein Vater ihn um zwei Uhr morgens weckte und sie im Golfcart zum Hafen fuhren. Während Fonny Boy eine gebratene Auster oder ein KrebsfleischSandwich zum Frühstück verputzte, malte er sich aus, e r würde einen Korb hochhieven und feststellen, dass er sich an einem versunkenen Piratenschiff verhakt hatte oder dass ein Krebs ein Goldstück oder einen Diamanten in der Schere hielt.
    Um die Insel rankten sich verschiedene Legenden, die als Broschüren im Selbstverlag erschienen und in den Souvenirläden zu kaufen waren. Fonny Boy hatte sie alle gelesen, diese Geschichten von Seefahrern und der Suche nach versunkenen Wracks. Besonders ein Vorfall hatte es ihm angetan: Im Februar des Jahres 1926 hatten ungewöhnliche Winde und Gezeiten das Wasser in der Bucht direkt vor dem Strand so weit sinken lassen, dass der Rumpf eines alten, halb verrotteten Schiffes aufgetaucht war. Nach Fonny Boys fester Überzeugung handelte es sich um ein Piratenschiff, weil man neben dem Porzellan und anderen Kunstgegenständen, welche die Fischer rasch an einen Antiquitätenhändler aus New York verscherbelten, der gerade auf der Insel weilte, auch eine Streitaxt fand.
    Leider stieg das Wasser schnell wieder an, und das Schiff verschwand auf Nimmerwiedersehen. Doch Fonny Boy hatte sich die Sache genau ausgerechnet. Wenn das Piratenschiff mehrere Jahrhunderte in der Bucht überstanden hatte, dann konnte ihm ein weiteres Vierteljahrhundert oder so auch nicht viel ausmachen. Irgendwo da draußen lag es noch immer, aber unglücklicherweise konnte sich niemand mehr genau erinnern, wo es in diesem lange zurückliegenden, kalten Winter aufgetaucht war.
    Noch eine weitere Möglichkeit erwog Fonny Boy: dass nämlich das versunkene Schiff aus Spanien stammte und im Jahr 1611 in Old Point Comfort angelegt hatte, dem heutigen Hampton, Virginia. Vielleicht war es vom spanischen König Philipp III. ausgeschickt worden, u m herauszufinden, was die Leute in Jamestown im Schilde führten. Andere Historiker vertraten jedoch die Auffassung, die Spanier hätten nach einem anderen Schiff gesucht, das in der Gegend gesunken sei. Warum sollten sie sich die Mühe machen, wenn das versunkene Schiff keinen Schatz an Bord gehabt hätte? Fonny Boy war sich seiner Sache ziemlich sicher. In der englischen Siedlung war nicht viel passiert. Die Leute hatten sich im Fort verborgen und waren den Naturals aus dem Weg gegangen, die, wie Fonny Boy gelesen hatte, ziemlich unberechenbar waren - mal brachten sie den Siedlern Mais, und mal empfingen sie sie mit einem Hagel von Pfeilen.
    Fonny Boys Sympathien hatten immer den Naturals gegolten. Bestimmt waren die Siedler für die Naturals das gewesen, was die Fremden für die Inselbewohner waren; man duldete sie, aber man traute ihnen weder über den Weg, noch mochte man sie. Warum bildeten sich die Fremden immer ein, sie wären etwas Besseres als Naturals oder Einheimische? Eigentlich sollte man die Fremden Unnaturals oder Nichtheimische nennen und sie bedauern, schließlich waren sie es, die sich für teures Geld auf der Insel herumkutschieren lassen mussten, die nicht wussten, wo es das beste Essen gab oder wie man Mais anbaute, und die einen Quarter bezahlen mussten, um die Peeler anzuschauen, als ob eine Blaukrabbe während der Häutung eine Sensation wäre wie ein Panda oder eine Anakonda.
    Dr. Faux war verstummt, als die Sonne allmählich in der Chesapeake Bay versank und die Restaurants und Geschenkläden Punkt sechs Uhr schlossen. Zwar hinderte das nach Brackwasser stinkende Halstuch den Zahnarzt daran, irgendetwas zu sehen, doch fühlte er, wie die Temperatur rasch abfiel, als die Nacht sich auf die Inse l senkte und die ersten Winde einer Kaltfront aufkamen. Nun stand fest, dass er erst einmal bleiben musste. Niemand, auch die Küstenwache nicht, suchte Tangier nach Einbruch der Dunkelheit auf, wenn der Nebel aufzog und sich auf die Steilküste und die Reste des Flugplatzes legte. Unter diesen Bedingungen konnten nur noch die Fischerboote fahren, doch das nützte Dr. Faux nicht das Mindeste, wusste er doch aus Erfahrung, dass die Inselbewohner stur waren und ihre Meinung kaum ändern würden. Heute würde er nicht mehr nach Hause kommen, vielleicht sogar niemals mehr.
    »Und ihr lasst mich hier so

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