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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mitteilen, dass sich die Lage auf Tangier Island zugespitzt hat«, erwiderte Hammer missmutig, »statt ihm mit Mordfällen zu kommen, die noch nicht einmal in unsere Zuständigkeit fallen.«
    »Vielleicht kann ich ihn für Sie ausfindig machen«, meinte Andy just in dem Augenblick, als Trooper Macovich das Büro betrat und den Rest ihrer Unterhaltung mithörte.
    »Mittwochabends isst er immer in Ruth's Chris Steakhouse«, bemerkte Macovich.
    »Gehen Sie beide und suchen Sie ihn!«, ordnete Hammer an, und an Macovich gewandt fügte sie hinzu: »Wenn Sie Glück haben, erinnert er sich nicht an Sie und die Billard-Geschichte. Tun Sie, was Sie wollen, aber spielen Sie um Gottes Willen kein Billard mehr.«
    »Klar doch«, stimmte Macovich zu. »Keine Bange. Nie wieder spiel ich mit der Tussi, für kein Geld der Welt.«
    »Sie sollen mit niemandem in der Villa spielen«, verdeutlichte Hammer ihren Wunsch.
    Hinter seiner dunklen Brille warf er ihr einen unwilligen Blick zu. »Und was ist, wenn es der Gouverneur verlangt?«
    »Dann lassen Sie ihn gewinnen.«
    »Mann, das wird nicht so einfach sein. Er kann nix sehn, Chefin. Meistens trifft er noch nicht mal die weiße Kugel. Wissen Sie, wenn der irgendwo was Weißes sieht, hält er mit dem Queue drauf. Neulich hab ich einen Pappbecher auf dem Tisch abgestellt. Den hat er voll getroffen, und der Kaffee ist durchs ganze Zimmer gespritzt.«
    »Sie sollten grundsätzlich keinen Kaffee auf irgendwelche Möbel in der Villa stellen«, sagte Hammer.
    »Ich dachte, er sieht's nicht«, erwiderte Macovich.

ACHT
    Man hatte Dr. Faux an einen Stuhl gefesselt und ihm ein Halstuch, das nach Brackwasser stank, vor die Augen gebunden. Er war nicht so sehr verängstigt, sondern eher verärgert. Das alles passte gar nicht in seine Pläne. Die Zeit verstrich, und seine Hoffnung auf eine schnelle Freilassung und fünfzigtausend Dollar in bar verflüchtigten sich. Ihm war nicht so recht klar, was die Inselbewohner eigentlich wollten, aber als besonders gewalttätig waren sie nicht verschrien.
    Soweit er wusste, war das größte Verbrechen in der Geschichte der Insel vor einigen Jahren der Diebstahl eines Safes aus Sallie Landons Haus gewesen. Sie hatte all ihre Ersparnisse darin aufbewahrt, und jeder auf der Insel hatte etwas dazu beigesteuert, damit sie nicht allein auf den Erlös aus dem Verkauf der Rezepte angewiesen war, die sie in der kleinen Kiste am Telefonmast in der Nähe des Postamts anbot. Die Tat wurde nie aufgeklärt.
    Dr. Faux war von seinen Entführern aus dem Behandlungszimmer an einen unbekannten Ort in der Krankenstation geschafft worden. Ein geöffnetes Fenster, durch das Faux Fahrräder vorbeiklappern hörte, sorgte nicht nur für einen ständigen Zustrom an feuchter Luft, sondern auch für reichlichen Nachschub an Mücken und Fliegen. Um Hilfe zu rufen war zwecklos, denn die gesamte Bevölkerung der Insel schien an der Verschwörung beteiligt. Zum ersten Mal seit fast einem halben Jahrhundert hatte Dr. Faux Zeit, über sein Leben nachzudenken. Er seufzte, als er an die vielen verschenkten Möglichkeiten dachte und an seine mangelnde Bereitschaft, als Missionar in den damalige n Kongo zu gehen. Gott hatte nach Sherman Faux gerufen, und der kleine Shermie hatte einfach die Ohren verschlossen und dem Herrn nie geantwortet. Mehr als wahrscheinlich, dass dies die Strafe Gottes war. Da saß er nun, der Zahnarzt, auf einer winzigen, entlegenen Insel, mitten im Nirgendwo, und wenn er sich nicht rasch einen schlauen Plan einfallen ließ, war es vorbei mit seiner Karriere in den lukrativen Nischen des Gesundheitssystems.
    »Es tut mir Leid«, wandte sich Dr. Faux an den lieben Gott. »Ich habe es verdient. So wie Jonas, der sich weigerte, nach Ninive zu gehen. >Denkste<, hast du gesagt, und dann hat ihn der große Wal verschluckt, um ihn in Ninive wieder auszuspucken. Bitte, lass mich nicht im Kongo aufwachen, lieber Gott. Oder in Zaire, so hieß es wohl zuletzt. An diesem Ort zu sein ist schon schlim m genug.«
    Sie befanden sich in dem Raum, in dem die medizinischen Geräte aufbewahrt wurden. Fonny Boy saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken an eine Wand gelehnt. Ihm war heiß, die Insektenstiche juckten, und er hatte schon jetzt die Nase voll vom Wacheschieben. Als nun der Zahnarzt anfing, laut zu beten, weil er keine Ahnung von Fonny Boys Gegenwart hatte, da hatte sich der Junge widerwillig von seiner Lieblingsphantasie verabschiedet, in der er einen Krebskorb einholte und eine

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