Insel der Rebellen
muss ich all seine angeblichen Nachkommen ertragen. Ich bin es leid, ständig zum Spanferkelessen und Stockfischbraten auf ihre Plantagen eingeladen zu werden und mir all die zweifelhaften Geschichten über Gouverneur Spottswood anzuhören, obwohl er wahrscheinlich nur ein Angeber war und obendrein unter Gicht und Tripper litt.« Der Gouverneur zog seine Eisenbahneruhr zu Rate. »Es wird spät. Warum kommen Sie nicht zum Essen in die Villa? Da können wir alles Weitere besprechen und einen Plan entwickeln.«
Andy hatte bereits einen Plan, doch als er sah, wie Hammer ihr Auto verließ und über den Parkplatz in seine Richtung stürmte, ahnte er, dass sie zu aufgebracht war, um ihm zuzuhören.
»Stellen Sie die Website unverzüglich ein«, sagte sie, als sie die Tür seines Caprice aufriss. »Jetzt ist damit endgültig Schluss! Sie sind ja völlig durchgeknallt. Darf ich Ihrem Artikel etwa entnehmen, dass Sie auf Tangier Island verdeckte Ermittlungen durchgeführt haben und es nicht für nötig hielten, mich davon in Kenntnis zu setzen? Und was für einen schrecklichen Fund haben Sie gestern gemacht?«
»Es tut mir Leid. Ich hätte Sie auf jeden Fall über mein e geheime Aktion informieren sollen, aber ich hatte Angst, Sie würden sie mir verbieten«, erwiderte er ruhig. »Ich könnte die Website schließen, aber das wollen Sie doch nicht wirklich. Es steht zu viel auf dem Spiel.«
»Alles, was im Augenblick auf dem Spiel steht, so scheint mir, ist meine Karriere, mein Ruf und das Leben eines Zahnarztes«, gab sie zurück.
»Dieser Zahnarzt ist ein skrupelloser Halunke! Sie sollten mal die Patientenkarte sehen, die ich mir angeschaut habe! Und was soll mit Popeye werden?«, fragte Andy.
Einmal mehr wurde Hammer von Trauer überwältigt und konnte nichts mehr sagen.
»Ich glaube, die Entführung war eine vorsätzliche Tat, und daher halte ich es für höchst wahrscheinlich, dass es jemand war, der irgendeinen persönlichen Groll gegen Sie hegt«, sagte Andy.
»Das könnte das halbe Universum sein«, antwortete sie missmutig.
»Es geht nicht um Geld, jedenfalls nicht wirklich«, sagte er.
»Wäre der Täter an Lösegeld interessiert, hätte er ganz schnell Verbindung mit Ihnen aufgenommen. Ich glaube, da führt jemand was ganz Übles im Schilde. Durch verdächtige E-Mails, die an Trooper Truth gerichtet sind, habe ich schon einige Hinweise erhalten. Wenn ich meine Artikel weiterhin ins Netz stelle und jeder Spur nachgehe, kommen wir dieser Geschichte und manch anderer bestimmt auf den Grund, davon bin ich fest überzeugt. Und ich schwöre bei Gott, dass wir Popeye finden, wenn sie noch am Leben ist.«
»Ich weigere mich, mir irgendwelche Hoffnungen zu machen«, erwiderte sie stoisch. »Glauben Sie wirklich , dass sie noch am Leben ist?«
»Ja, auch wenn es nur ein Instinkt ist. Erstens sind Boston Terrier nicht gerade das, wovon Hundediebe träumen. Sie haben Fledermausohren, Glubschaugen und einen Korkenzieherschwanz, der nichts Entscheidendes verdeckt, wenn Sie wissen, was ich meine. Ganz zu schweigen von ihren platten Gesichtern, ihrer Tendenz zu partiellem Haarausfall und ihrer Intelligenz, welche die der meisten Besitzer bei weitem übersteigt - Anwesende natürlich ausgenommen. Hundediebe dürften Labradors, Mini-Collies, Cockerspaniels oder vielleicht einen Dackel bei weitem vorziehen.«
»Dann könnte Popeyes Verschwinden also Teil eines größeren Plans sein, von dem wir nur noch nicht wissen«, überlegte Hammer.
»Genau.« Andy nickte. Die Autoscheiben beschlugen von innen.
»Es war sehr riskant und vermutlich auch sehr dumm und leichtsinnig von Ihnen, nach Tangier Island zu fliegen«, sagte Hammer schließlich.
»Schauen Sie«, erwiderte er, »durch eine E-Mail an Trooper Truth wusste ich schon, bevor ich auf die Insel flog, um die Raserfallen auf die Straße zu malen, dass die State Police damit nur die Aufmerksamkeit vom Gouverneur ablenken sollte, weil der von diesem Arschloch Trader immer mehr zum lächerlichen Hampelmann gemacht wird. Es ist einfach ein Skandal, was dieser miese Pressesprecher mit ihm anstellt, und der alte Mann sieht es nicht, weil er gar nichts mehr sieht. Sie glauben nicht, auf was für Dinge ich im Zuge meiner Recherchen gestoßen bin.«
»Zum Beispiel?« Hammer wurde neugierig.
»Zum Beispiel leidet der Gouverneur jedes Mal, wen n Trader ihm Kekse oder Kuchen mitbringt, an heftigen Verdauungsstörungen, die ihn völlig entkräften. Und alle diese Leckereien sind
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