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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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sich bisweilen mit Spekulationen. Vielleicht hatte ihre hübsche Nichte eine spontane Liebelei im Frühling. Aber sie glaubte nicht wirklich daran und klagte Elisa seitdem täglich ihr Leid, denn sie war schon seit Jahren verantwortlich für die verwaiste junge Frau.
    Vor wenigen Tagen hatte Amala selber auf der Plantage nach ihrer Nichte gefragt. Es war auch ihr ehemaliger Arbeitsplatz, und sie kannte die schwierigen Arbeitsbedingungen für Mädchen und junge Frauen. Wütend war sie zurückgekehrt, denn Piet van Ween hatte sie abgefangen und abgekanzelt. Amalas Nichte sei mit irgendeinem Liebhaber durchgebrannt, eine Hure sei sie gewesen.
    Elisa vermutete inzwischen das Schlimmste, denn schon einmal, kurz nach ihrer Ankunft auf Kauai, war einem Mädchen aus dem Dorf auf der Plantage Gewalt angetan worden.
    Viele Frauen, die dort arbeiteten, fürchteten und hassten den Verwalter Piet van Ween, doch nie konnte man ihm wirklich etwas nachweisen, denn er war sehr geschickt.
    Am meisten hasste ihn inzwischen Amala. Sie hielt generell nicht viel von den weißen Männern, doch jetzt, während Elisa und sie die sechs Männer den Berg hinaufgehen sahen, glich ihr Gesichtsausdruck dem einer finsteren Rachegöttin. Sie hatte nicht nur Piet van Ween unter den Männern entdeckt, sondern auch noch den britischen Doktor Wellington.
    Â»Den alten Quacksalber bringen sie auch noch mit! Na, danke! Sollen sie nur kommen, diese Nichtskönner und Taugenichtse von besoffenen, aufgeblasenen Weißen! Sicher wissen sie wieder nichts von meiner Okelani, sondern wollen bei uns im Dorf abkassieren! Verdammte Wegelagerer …«
    Schwer schnaufend ging sie vor Elisa und Eli hin und her und kam schließlich mit erhobenem Zeigefinger zum Stehen. Die neue Gebührenordnung des Gouverneurs war ein rotes Tuch für alle, aber besonders Amala regte sich ständig darüber auf. Es gab inzwischen Strafzahlungen für alles Mögliche, angefangen von Heilpflanzen, die verboten waren, über Hühner, die ohne Erlaubnis gehalten wurden, bis hin zu Strafgebühren für Arbeiter, die wegen Krankheit einen Tag der Plantage ferngeblieben waren.
    Â»Wenn sie wieder Geld wollen, dann schreibst du wieder so einen klugen Brief an die Verwaltung, ja, Elisa? Das tust du. Du musst schreiben, wie sie uns hier schikanieren. Und wir schreiben es dann auch gleich unserer Königin. Lili’uokalani hat immer noch Macht … sie hat etwas zu sagen … Wir lassen uns nicht alles gefallen!«
    Elisa nickte, doch sie wappnete sich innerlich. Der Besuch im Dorf verhieß nichts Gutes.
    Amala hakte sich demonstrativ bei ihr unter.
    Â»Wir Frauen sagen ihnen unsere Meinung, nicht wahr? Wir halten zusammen!«
    Für Elisa war die ehemalige Amme ihres Onkels eine große Stütze. Fast sechs Jahre kannten sie sich jetzt und waren gute Freundinnen geworden. Ohne sie wäre Elisa oft völlig verloren. Nicht nur war Amala die Seele des Dorfes, sie war auch die Mütterlichkeit in Person. Alles an Amala war weich, warm und weiblich. Ihre dunkle glänzende Haut duftete stets nach Kukuiöl, und ihre lebhaften schwarzen Augen strahlten Humor und Weisheit aus. Ein hüftlanger Zopf mit dicken weißen Strähnen, zur heutigen Vollmondfeier mit Kaurimuscheln verziert, zeugte von weiblichem Selbstbewusstsein.
    Die Köpfe der Männer in Uniform tauchten jetzt immer wieder zwischen den dichten Blättern des Dschungels auf, dann verschwanden sie erneut hinter der letzten Wegbiegung. In wenigen Minuten würden sie bei ihnen sein.
    Â»Sie gehen den langen Weg … der kurze ist ihnen zu rutschig mit ihren glatten Sohlen. Da fallen sie auf ihren elemu, ihren Hintern!«
    Amala lachte über Elis freche Bemerkung, aber ihr Lachen klang mehr wie ein heiseres, trauriges Bellen. Sie hatte in den letzten Nächten geweint. Die ungeklärten Umstände der beiden plötzlichen Tode hatten sie erschüttert. Aber auch die Angst um ihre verschwundene Nichte machte Amala schwer zu schaffen.
    Um Eli nicht zu beunruhigen, flüsterte sie ihre schlimmste Befürchtung ganz leise in Elisas Ohr, während sie dem Jungen beide Ohren zuhielt.
    Â»Was ist, wenn die Uniformierten kommen, um mir von Okelanis Tod zu berichten?«
    Elisa schüttelte ihren Kopf.
    Â»Das glaube ich nicht. Dann wäre es höchstens ein Polizist, maximal zwei. Du glaubst doch nicht, dass die Weißen wegen deiner Nichte so

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