Insel der schwarzen Perlen
entstanden.
Nun aber wollte Janson es anders. Er hatte auf der Plantage eine eigene Schule für seine wachsende Arbeiterschar gegründet, in der Elisa von nun an unterrichten sollte. Da Ulani schon in der obersten Klasse war, sollte sie Elisa assistieren. Ulani war mit ihren fünfzehn Jahren eine echte Schönheit. Ihre grünen Augen zogen viele Verehrer an, und auch Janson war das Mädchen sofort aufgefallen, als er einmal bei Elisa zu Hause war.
»Wie heiÃt sie? Was kann sie? Wie alt?«
Es war ein entsetzlicher Moment, als Elisa realisierte, dass er das Mädchen zu sich ins Haus holen wollte, als seine persönliche Dienerin. Kurz hatte sie mit dem Gedanken gespielt, Ulani darüber aufzuklären, dass Janson womöglich ihr Vater war, doch Amala war dagegen.
»Mach das arme Mädchen nicht verrückt ⦠nachher kommt es noch auf dumme Gedanken!«
Damit meinte Amala den Reichtum. Mit jedem Jahr häufte Janson ein gröÃeres Vermögen an. Das Geld saà bei ihm so locker, dass ihre Kinder den Arbeitgeber ihrer Mutter nur den Geld-Onkel nannten. Immer hatte er etwas für sie in der Tasche. Ulani war empfänglich, aber auch Eli und Ulanis Brüder, jetzt alle drei über zehn Jahre alt, hielten bei Jansons Besuchen die Hände auf. Sie waren nicht dagegen, auf seine Plantage zu ziehen. Zusammen hatten sie ihr zukünftiges Haus besichtigt. Es war doppelt so groà wie das in Lihue, jedes Kind konnte zumindest eine eigene Kammer bekommen. Zudem hatten sie einen riesigen Garten.
»Da soll ich wohl Gemüse drin anbauen, was?«
Amala war zunächst gegen den Umzug gewesen, doch das schöne neue Haus mit dem Garten war auch für sie sehr verführerisch. Nur Elisa konnte nicht so leicht überredet werden. Victoria war jetzt schon ein verständiges Mädchen, weswegen sie zumindest versuchte zu verstehen, warum ihre geliebte Elisa ihr nicht näher sein wollte.
»Du hast deine eigenen Kinder einfach lieber als mich, nicht wahr?«
Oft hatte Elisa die Wahrheit auf der Zunge gebrannt, doch sie hatte sie immer wieder hinuntergeschluckt. Ihr Versprechen hatte sie Janson gegeben. Und von diesem Versprechen hing auch Keliis Ãberleben ab. Janson war in der Sache klar gewesen.
»Victoria ist meine Erbin. Sollte ich noch eine angemessene Frau finden, die ich ehelichen kann, so soll Victoria sie als Mutter annehmen können.«
So war es vor vier Jahren. Doch durch die Verknüpfung unglücklicher Umstände wurde Elisa erneut von Janson umworben. Auf seine schroffe Art hatte er es ihr eines Abends mitgeteilt, als er darauf bestand, sie nach der Arbeit persönlich mit seiner Kutsche nach Lihue zu fahren.
»Es wäre das Vernünftigste, wenn wir beide heirateten, Fräulein Vogel. Es wäre für alle das Beste. Victoria liebt Sie ohnehin wie eine Mutter, Ihre anderen Kinder könnten unsere gemeinsamen Schützlinge sein ⦠ich würde sämtliche Ausgaben tragen. Sie hätten eine gehobene gesellschaftliche Stellung.«
»Wie groÃzügig von Ihnen, Herr Gouverneur ⦠ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank für Ihr Angebot.«
Sie siezten sich, wie es sich gehörte. Elisa hatte in den letzten Jahren gelernt, ihr Temperament zu zügeln.
»Solange ich hoffen darf â¦Â«
Galant stieg Janson selber aus, um ihr aus der Kutsche zu helfen. Formvollendet küsste er ihr zum Abschied die Hand.
»Lass mich nicht für immer warten, Elisa â¦Â«
Es war das erste Mal, dass er sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte. Auch das Funkeln in seinen Augen kannte Elisa gut genug, um zu wissen, dass sie dringend Hilfe brauchte. Janson mochte es nicht, wenn man ihm seine Wünsche nicht erfüllte.
Johannes hatte sich für sie eingesetzt, Leilani hatte es versucht, und sogar Elisas Mutter hatte sich eingemischt.
Elisa hatte Fürsprache verdient. In den letzten Jahren hatte sie die wechselnden Launen von Janson ertragen und versucht, seinen Erziehungsvorstellungen nachzukommen, egal wie absurd sie bisweilen waren. Zum Bespiel musste Victoria täglich reiten, obwohl sie panische Angst vor Pferden hatte.
Doch Elisa war eine geschickte Pädagogin. Mit der Zeit wurde aus dem verwöhnten Prinzesschen ein aufgeschlossenes, kluges und wohlerzogenes junges Mädchen und zudem noch eine ausgezeichnete Reiterin. Ihr Vater war stolz auf sie, und auch Elisa stieg in seiner Gunst. Doch jetzt
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