Insel der schwarzen Perlen
Vogel zusammen. Das spüre ich. Und Elisa, sie mag zwar aus Deutschland gekommen sein, doch auch sie hatte hawaiische Wurzeln â in ihrer Seele ⦠Wie sonst hätte sie hier eine Kahuna werden können, noch dazu eine so verehrte Heilerin? Sie hat doch immer für die Rechte und Kultur der Hawaiianer gekämpft, ihr ganzes Leben lang hat sie dafür groÃe Schwierigkeiten auf sich genommen. Zählt das etwa nicht?«
Leilani musterte sie spöttisch.
»Du bist ja dreister, als ich dachte. Du sprichst von Wurzeln, obwohl du hier noch nicht einmal sechs Monate verbracht hast? Willst du mich auf den Arm nehmen?«
Der Regen prasselte inzwischen stärker, und Maja hatte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Sie hätte Leilani gar nicht reinlassen dürfen. Warum nur hatte Keanu sie zu ihr geschickt?
Da hörte Maja ein Geräusch, das ihr mehr als vertraut war. Diesen Klingelton hatte sie Keanu geschenkt, eine Tonfolge von Johann Sebastian Bach, die nur er auf seinem Handy hatte. Der Klingelton kam jetzt aus Leilanis Umhängetasche.
Blitzschnell griff Maja hinein. Leilani hatte Keanus Handy! Sie ging dran.
»Hallo? Keanu? Nein, ich halte dein Handy in der Hand. Es war in Leilanis Handtasche ⦠Nein, sie ist bei mir. Ja, in Applerock â¦Â«
Maja hörte ihm zu. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als er ihr erzählte, was geschehen war. Leilani und Keanu hatten sich nach ihrer Ankunft am Flughafen von Kauai wegen Maja gestritten. Jetzt sei er noch im Roten Haus in seinem Büro, doch ein Freund würde ihn nach Hause fahren, bevor die StraÃe gesperrt war. Alles andere würde Keanu Maja erklären, wenn er bei ihr war.
Als Leilani kurz darauf ging, weil Maja darauf bestand, fielen zum Abschied harte Wort. »So wird niemals eine Freundschaft zwischen uns entstehen«, rief sie Leilani hinterher. »Meine Freunde sind weder intrigant noch manipulieren sie andere, aber vor allem sind sie nicht so verlogen wie du!«
Und Leilani rief Maja, als sie durch den Regen zu ihrem Jeep ging, zu: »Jetzt weià ich endlich, für was für eine Frau er mich verlassen hat. Ich finde nicht, dass er einen guten Tausch gemacht hat, im Gegenteil!«
Maja knallte ihre Tür. Sie hörte, wie der Jeep wegfuhr, und fragte sich, warum Leilani überhaupt gekommen war, aber auch, warum Keanu Maja nicht gewarnt hatte. Telefone gab es schlieÃlich überall.
»Irgendwann musstet ihr beide euch einmal begegnen, deswegen habe ich ihr wohl ihren Willen gelassen. Sie wollte dich mit ihrem Besuch überraschen, dich so erleben, wie du wirklich bist.«
»Das ist gründlich in die Hose gegangen, jetzt hasst sie mich noch mehr â¦Â«
Fast zwei Stunden waren vergangen, bis Keanu endlich kam. Während Maja mit ihm zu Abend aÃ, wollte sie mehr über Leilanis Familie wissen. Im Nachhinein war sie unglücklich über ihre erste Begegnung. Auch tat es ihr leid, dass Keanu sich mit Leilani wegen Maja gestritten hatte.
»Streit ist viel zu gefährlich in eurer Gruppe. Ihr müsst doch zusammenhalten, euch aufeinander verlassen können.«
»Deswegen wollte ich ja, dass ihr beide euch versteht und vielleicht sogar befreundet â¦Â«
Ãber dem Meer war es Nacht geworden. Der Regen hatte aufgehört, und der Wind hatte sich ausnahmsweise gelegt. Erste Grillen zirpten in den Büschen vor der Tür, die sie offen gelassen hatten, um die Frühlingsluft in die Hütte zu lassen. Keanu war seit seiner Rückkehr schweigsam. Maja spürte, wie sehr ihm das zu schaffen machte, was heute geschehen war.
»Aber Leilani hat sich verändert, seit du auf Kauai bist. Zu Anfang hat sie es ganz gut genommen, aber mit dem Baby ⦠sie wünscht sich auch Kinder. Und sie liebt mich immer noch â¦Â«
»Das hat sie heute gesagt?«
»Sogar vor Freunden ⦠es war schrecklich. Ich habe sie wohl doch sehr tief verletzt. Heute kam alles hoch ⦠mir das Handy wegzunehmen, das hat sie nie zuvor gemacht â¦Â«
»Sie wollte mich eben einfach kennenlernen, sehen, dass ich auch nur eine Frau aus Fleisch und Blut bin und kein Engel oder so etwas â¦Â«
Maja hatte sich ihre Gedanken gemacht. »Leilani liebt dich immer noch, und deswegen hasst sie mich. Wahrscheinlich hasst sie dann mein Kind, unser Kind ⦠und das macht mir Angst.«
»Unsinn, sie ist im Moment eifersüchtig. Aber das gibt sich, wenn sie den
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