Insel der schwarzen Perlen
und spürte eine vertraute Hitze in sich aufsteigen. Sie liebte ihn so sehr.
»Schenk mir einen Kuss, ipo â¦Â«
Seine Stimme war samtweich, als er an dem Pareo mit der Hibiskusblüte zog, bis sie nackt vor ihm lag. Maja schloss ihre Augen und lieà sich in seine Umarmung fallen. Ich liebe dich, waren ihre letzten Worte, und er erwiderte sie ohne Zögern.
In den frühen Morgenstunden hörte sie die roten Apapane zwitschern, die am Versammlungsfelsen ihre Nester hatten. Keanus Handy, das neben seinem Kopfkissen lag, kündigte vibrierend eine eingehende Nachricht an. Um ihn nicht zu wecken, wickelte sie sich ihren Pareo um und nahm das Telefon mit nach drauÃen. Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen.
Um das Haus dampfte das schillernde Grün der Blätter frisch gewaschen im ersten Licht der Sonne. Die letzten Regenwolken zogen über das blaue Meer davon. Zarte Nebelschwaden aus dem Tal schraubten sich wie Spiralen in den strahlend blauen Himmel. Alles duftete. Die frühe Nachricht kam von Leilani.
Haifischmann war gestern bei meiner Tutu,
wollte mit ihr über sein Erbe sprechen.
Wir müssen reden!
PS: Ich mag Maja. Sie ist ein wenig wie Elisa,
nicht wahr?
7. Kapitel
Zuckerrohr und Peitsche, 1905
»Für Kelii, für Eli, für meine kleine Emma und meinen Gerd, für Ulani und ihre Brüder, für meine ganze Familie muss ich es durchhalten ⦠ich muss es schaffen, und ich werde es schaffen â¦Â«
Leise sagte Elisa diese Worte vor sich hin, während sie Leilanis abfahrender Kutsche ein letztes Mal zuwinkte. Wie so oft in den letzten Jahren, seit sie auf Jansons Plantage diente, hatte sie sich Rat bei Johannesâ Frau geholt. Johannes selber sah sie nur selten, seit sie hier fast täglich arbeitete. Lediglich bei offiziellen Anlässen sprachen sie miteinander. Sie mussten sich vor dem schützen, wovor sie sich beide fürchteten. Sie hegten Gefühle füreinander.
Schweren Herzens begann Elisa, auf dem breiten, sorgfältig gekehrten Weg unter den hohen Bäumen einen Fuà vor den anderen zu setzen. Wieder einmal hatte Janson sich durchsetzen können. Ihre anfängliche Vereinbarung war von einer neuen ersetzt worden. Elisa und ihrer Familie war es bisher gestattet worden, separat in Lihue selber zu leben, wo die Kinder die vergangenen Jahre auf die Schule gegangen waren. Elisa kam jeden Tag pünktlich zur Arbeit, den Weg von zwei Kilometern hatte sie gerne auf sich genommen, manchmal konnte sie auch bei Plantagenarbeitern mitfahren, die ebenfalls in Lihue lebten. Sie hatten ein bescheidenes Quartier gefunden, aus dem Amala ein warmes Zuhause geschaffen hatte. All das sollten sie nun aufgeben, weil Janson es anders wollte. Elisa sollte von nun an bei ihm im Haus leben. Ihr graute davor. Es hieÃ, Janson hätte seine Mätresse, eine Französin von zweifelhaftem Ruhm, entsorgt und sei erneut auf der Suche nach einer Ehefrau. Inzwischen war er sechzig Jahre alt, doppelt so alt wie Elisa, aber sein Ruf als rücksichtsloser Schürzenjäger war immer noch in aller Munde. Auch deshalb wollte Elisa keinesfalls in das Herrenhaus ziehen. Egal wie lang und wie hart sie arbeitete, um aus Victoria eine junge Dame zu machen, nachts wollte Elisa bei ihrer Familie sein. Ihre Kinder brauchten sie, umso mehr, da Kelii noch viele Jahre nicht bei ihnen sein würde. Man hatte ihn, zusammen mit einer Gruppe Hawaiianer, nach Oahu verschifft, wo er seine Gefängnisstrafe absitzen sollte. Das Strafmaà war reduziert worden, nachdem Elisa das erste Jahr abgedient hatte, aber sieben weitere Jahre Trennung standen ihnen bevor. Nicht ein einziges Mal hatte Elisa ihn sehen dürfen, aber in ihren Träumen war sie fast jede Nacht bei ihm. Nun jedoch stand ihrer Familie erneut Veränderung bevor, und Elisa graute es. Es war nicht einfach, den Spagat zu schaffen zwischen zwei Welten.
Ihr Leben mit Amala und den Kindern in Lihue war einfach, aber von vielen Freuden geprägt. Sie hatten Anschluss an die deutsche Kirche gefunden, die Kinder sangen dort im Chor, Elisa war im Bibelkreis. Es waren einige Norddeutsche mit dabei, eine Familie aus Bremen war Elisa besonders ans Herz gewachsen. Eine Deutsche in ihrem Alter hatte einen Einwanderer aus Japan geheiratet, der seit Jahren als Schmied für Janson arbeitete. Die vier Kinder waren ebenfalls halbdeutsch, und es waren auch durch die Schule noch viele andere neue Freundschaften
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