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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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können, hatten die Hathaways einen Teil ihres Zuhauses zu einer Pension gemacht.
    Brian wußte, daß Sam es haßte, daß er jeden Schritt eines Fremden auf der Insel verabscheute. Dies war das einzige gewesen, worüber er seine Eltern jemals hatte streiten hören. Annabelle wollte die Insel für mehr Touristen zugänglich machen, wollte Menschen anlocken, um das gesellschaftliche Leben wiederanzukurbeln, das ihre Vorfahren so sehr genossen hatten. Sam hatte darauf bestanden, alles unverändert und unberührt zu lassen und die Zahl der Tagesausflügler und Übernachtungsgäste streng zu kontrollieren – wie ein alter Geizkragen seine Pennies. Brian glaubte, daß es das gewesen war, was seine Mutter schließlich fortgetrieben hatte – das Bedürfnis nach Menschen, nach Gesichtern, nach Stimmen.
    Aber so sehr sich sein Vater auch bemühte, er konnte dem Wandel ebensowenig Einhalt gebieten wie die Insel dem Meer.
    Veränderungen, dachte Brian, während sich das Wild mit synchronen Bewegungen abwandte und im Schutz der Bäume verschwand. Er selbst konnte auf Veränderungen verzichten, aber was den Hotelbetrieb betraf, waren sie notwendig gewesen. Und Tatsache war, daß es ihm Spaß machte, die Pension zu betreiben, Dinge zu planen und in die Tat umzusetzen, die tagtäglichen Abläufe zu steuern. Er mochte die Gäste, die Stimmen der Fremden; er liebte es, ihre Gewohnheiten und Erwartungen zu beobachten, und er hörte sich gerne die Geschichten ihrer unterschiedlichen Welten an.
    Die Menschen störten sein Leben nicht – solange sie nicht blieben. In jedem Fall glaubte er nicht, daß Menschen auf lange Sicht blieben.
    Annabelle war nicht geblieben.
    Leicht irritiert von dem unerwarteten Schmerz einer zwanzig Jahre alten Narbe erhob sich Brian. Er schob den Gedanken beiseite, wandte sich um und schlug den gewundenen, leicht ansteigenden Weg nach Sanctuary ein.
    Als er aus dem Schatten der Bäume trat, herrschte gleißendes Licht. Es traf auf den Wassernebel des Springbrunnens und verwandelte jeden einzelnen Tropfen in einen Regenbogen. Brian betrachtete den hinteren Teil des Gartens. Die Tulpen wucherten wild. Die Nelken sahen ein wenig zerzaust aus, und die … was, um Himmels willen, war das rote Zeug da eigentlich? fragte er sich. Er war bestenfalls ein mittelmäßiger Gärtner und bemühte sich nach Kräften, den Garten in Ordnung zu halten. Die zahlenden Gäste erwarteten neben blitzblank polierten Antiquitäten und exquisiten Mahlzeiten eben auch gepflegte Gartenanlagen.
    Sanctuary mußte für die Besucher tipptopp in Schuß gehalten werden, und das bedeutete viel Arbeit. Aber ohne zahlende Gäste hätten sie Sanctuary nicht halten können. Und so, dachte Brian, während er nachdenklich auf die Blumen hinabschaute, sind wir in einem Teufelskreis gefangen. Es war wie eine Schlange, die sich in den eigenen Schwanz biß. Eine ausweglose Falle.
    »Ageratum.«
    Brian blickte auf. Er mußte gegen die Sonne blinzeln, um das Gesicht der Frau scharf sehen zu können. Aber er hatte sie schon an der Stimme erkannt. Irritiert stellte er fest, daß sie ihm gefolgt sein mußte, ohne daß er sie bemerkt hatte. Es war nicht das erste Mal, daß Dr. Kirby Fitzsimmons ihn irritiert hatte.
    »Ageratum«, wiederholte sie lächelnd. Sie wußte, daß sie ihm auf die Nerven ging, und das betrachtete sie als Fortschritt. Es hatte schließlich fast ein Jahr gedauert, bis sie ihm diese Reaktion entlockt hatte. »Die Blumen, die du da anfunkelst. Der Garten müßte mal wieder in Ordnung gebracht werden, Brian.«
    »Werd’ ich schon erledigen«, entgegnete er und besann sich auf seine wirksamste Waffe. Schweigen.
    In Kirbys Gegenwart fühlte er sich immer ein wenig befangen. Es waren nicht nur ihre Blicke. Sie war ziemlich attraktiv, vorausgesetzt, man stand auf grazile Blondinen. Aber Brian glaubte vielmehr, daß seine seltsame Befangenheit mit ihrer Art zusammenhing, die alles andere als grazil war. Sie war effizient, kompetent und schien zu allem und jedem einen Kommentar auf Lager zu haben.
    Ihre Stimme war für Brian der Inbegriff der High Society Neuenglands. Oder, wenn er in weniger gnädiger Stimmung war, der Inbegriff der verdammten Yankees. Außerdem hatte sie diese Yankee-Wangenknochen. Und meergrüne Augen und eine ganz leichte Stupsnase. Ihre Lippen waren voll – nicht zu breit und nicht zu schmal. Noch etwas, das an ihr verwirrend perfekt war.
    Ständig rechnete er mit der Nachricht, daß sie zurück aufs Festland

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