Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
erinnerte er an die Zeiten, als die Küche das Herzstück des ganzen Hauses gewesen war, ein Ort, an dem man zusammenkam und verweilte. Sie mochte es, wenn er im Winter Feuer im Herd machte und sich der Geruch des brennenden Holzes mit dem der vor sich hin köchelnden Eintöpfe oder Suppen vermischte.
Der professionelle Großküchen-Herd kam ihr dagegen wie eine Maschine vor, für deren Bedienung man Ingenieur sein mußte. Andererseits hieß Kochen für sie, eine Tiefkühlmahlzeit aus der Gefriertruhe zu holen und in die Mikrowelle zu werfen.
»Ich mag diesen Raum«, sagte sie. Brian war damit beschäftigt, in einer blauen Keramikschüssel zu rühren, und brummte
nur kurz. Sie betrachtete es als Antwort und ließ sich vom Hocker rutschen, um sich noch einen Kaffee einzuschenken. Dann trat sie hinter ihn und schaute ihm über die Schulter, wobei sie seinen Arm streifte. Beim Anblick des Schüsselinhalts mußte sie grinsen. »Waffeln?«
Er trat von einem Bein aufs andere. Ihr Duft war ihm im Weg. »Das wolltest du doch, oder?«
»Ja.« Sie hob ihre Kaffeetasse und lächelte ihm über den Rand hinweg zu. »Ist nett, wenn man bekommt, was man will. Findest du nicht?«
Sie hat die verdammtesten Augen überhaupt, dachte er. Als Junge hatte er an Meerjungfrauen geglaubt. Alle hatten sie Augen wie Kirby gehabt. »Solange du nur Waffeln willst, ist das auch kein Problem.«
Er trat zurück, ging um sie herum und nahm das Waffeleisen aus dem Küchenschrank. Nachdem er es angeschlossen hatte, drehte er sich um und stieß mit ihr zusammen. Automatisch faßte er mit seiner Hand nach ihrem Arm, um ihr Halt zu geben. Und zog die Hand nicht weg.
»Du bist mir im Weg.«
Sie beugte sich nach vorne, nur ein wenig, und genoß das Kribbeln in ihrer Magengegend. »Ich dachte, ich könnte dir helfen.«
»Womit?«
Sie lächelte, ließ den Blick von seinen Augen zum Mund und wieder zurück wandern. »Womit auch immer.« Was soll’s, dachte sie und legte ihre freie Hand auf seine Brust. »Brauchst du nichts?«
Sein Puls beschleunigte sich. Seine Finger schlossen sich fester um ihren Arm, ohne daß er es verhindern konnte. Er dachte darüber nach, o ja, er dachte wirklich darüber nach. Wie würde es sich anfühlen, sie an die Arbeitstheke zu drängen und sich zu nehmen, was sie ihm ständig unter die Nase hielt?
Dann würde sie wahrscheinlich nicht mehr so frech grinsen.
»Du bist mir im Weg, Kirby.«
Er hielt sie immer noch fest. Ein eindeutiger Fortschritt, dachte sie. Sein Herzschlag hatte sich unter ihrer Hand beschleunigt.
»Ich bin dir jetzt schon fast ein Jahr im Weg, Brian. Wann wirst du endlich etwas dagegen tun?«
Sie sah ein rasches Aufflackern in seinen Augen, bevor sie sich zu einem schmalen Schlitz verengten. Vor Spannung setzte ihr Atem kurz aus. Endlich, dachte sie und schmiegte sich an ihn.
Er ließ ihren Arm los und trat so plötzlich und abrupt zurück, daß sie diesmal beinahe aus dem Gleichgewicht geraten wäre. »Trink deinen Kaffee«, sagte er. »Ich hab’ noch viel zu tun.«
Zufrieden stellte er fest, daß er offensichtlich den richtigen Knopf erwischt hatte, denn ihr herausforderndes Lächeln war verschwunden. Ihre feinen Brauen hatten sich zusammengezogen, ihr Blick war finster geworden, und ihre Augen funkelten wütend.
»Verdammt, Brian, wo ist das Problem?«
Mit einer geschickten Handbewegung ließ er den Teig von der Schöpfkelle auf das heiße Waffeleisen fließen. »Ich habe kein Problem.« Während er das Waffeleisen schloß, warf er ihr einen schnellen Blick zu. Ihr Gesicht war rot angelaufen und ihr Mund zusammengekniffen. Sie ist fuchsteufelswild, dachte er. Gut so.
»Was soll ich also tun?« Sie ließ die Kaffeetasse so heftig niedersausen, daß die heiße Flüssigkeit auf seine blitzblanke Arbeitsfläche spritzte. »Soll ich hier demnächst nackt aufkreuzen?«
Seine Mundwinkel zuckten. »Hm, gar nicht so schlecht, die Idee. Danach könnte ich die Preise erhöhen.« Er legte den Kopf zur Seite. »Vorausgesetzt, du siehst nackt gut aus.«
»Ich sehe nackt toll aus, und ich habe dir genug Gelegenheiten gegeben, das selbst herauszufinden.«
»Ich glaube, ich schaffe mir lieber meine eigenen Gelegenheiten.« Er öffnete den Kühlschrank. »Willst du Eier zu den Waffeln?«
Kirby ballte die Fäuste, erinnerte sich dann aber an den Eid, den sie abgelegt hatte: Sie wollte heilen, nicht verletzen. Sie drehte sich auf dem Absatz um. »Steck dir deine Waffeln sonstwohin«, murmelte sie und
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