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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ging er zum Bett, beugte sich zu Brian hinunter, als wolle er ihm etwas zuflüstern, und murmelte nur für Sam hörbar: »Haben Sie eine Waffe im Haus?«
    Sam wandte den Blick nicht von dem Gummischlauch ab, durch den sein Blut in den Körper seines Sohnes floß. »In meinem Zimmer, oben im Schrank, ist ein Metallkasten. Darin ist eine .38er und Munition.« Dann hob er kurz den Blick und musterte den Mann vor sich. »Ich verlasse mich darauf, daß du sie benutzt, wenn du sie brauchst.«
    Giff antwortete mit einem kurzen Nicken und warf Lexy ein flüchtiges Lächeln zu. »Bin gleich wieder da.«
    »Gibt es noch eine Laterne oder Kerzen?« Kirby hob Brians Lid. Seine Pupillen waren im Schockzustand riesig erweitert. »Wenn ich nicht die Wunde am Rücken verschließe, verliert er mehr Blut, als er bekommt.«
    Kate eilte mit der Taschenlampe herbei und richtete den Lichtkegel auf das rohe Fleisch. »Laß ihn nicht gehen.« Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. »Laß meinen Jungen nicht gehen.«
    »Wir verlieren ihn nicht, Kate.« Sam ergriff die Hand, die sie zur Faust geballt hatte.
    »Giff kommt offenbar nicht mit dem Generator klar«, sagte Jo mit gedämpfter Stimme. »Ich geh’ schnell runter und hole noch eine Taschenlampe.«
    »Ich komme mit«, erbot sich Lexy.
    »Nein, du bleibst hier. Vielleicht braucht Kirby deine Hilfe. Daddy kann nicht helfen, und Kate hält auch nicht mehr lange durch. Ich beeile mich.« Sie drückte die Schulter ihrer Schwester.
    Dann nahm sie eine der Taschenlampen und schlüpfte leise aus dem Raum. Sie mußte irgend etwas tun, irgend etwas,
um die Angst um Brian und Nathan zu unterdrücken. Um sie alle.
    Wenn Nathan auch niedergeschossen worden war und jetzt irgendwo da draußen verblutete? Sie konnte nichts dagegen tun. Wie sollte sie später damit weiterleben?
    Bei dem lauten Krachen, dem Splittern von Glas zuckte Jo zusammen. Sie erstarrte. Eine weitere Kugel? Noch mehr Blut? Dann sah sie die aufgebrochenen Spanplatten vor dem Fenster des Salons und die Regenflut, die dort eindrang, wo der Ast durchgestoßen war.
    Sie griff nach einer Gaslaterne, zündete sie an und hielt sie in die Höhe. Sie mußte Giff finden. Sobald sie Kirby die Laterne gebracht hatte, mußte sie noch mehr Holz auftreiben, um den Schaden zu reparieren, bevor es zu spät war.
    Als sie sich umdrehte, stand er vor ihr.
    »Wie nett.« Kyle trat in den Lichtkegel. »Ich wollte gerade hochkommen, um dich zu holen. Nein, du wirst nicht schreien.« Er hob den Revolver, so daß sie ihn deutlich sehen konnte. »Ich töte jeden, der runterkommt, um nachzusehen, was hier los ist.« Er grinste breit. »Wie geht’s deinem Bruder?«
    »Er wird durchkommen.« Sie senkte die Laterne, so daß die Schatten dunkler wurden. Der Sturm fegte ihr durch das zersplitterte Spanholz entgegen und trieb den Regen in ihr Gesicht. »Es ist lange her, Kyle.«
    »Gar nicht so lange, im Angesicht der Ewigkeit. Und ich bin dir ja schon seit Monaten ziemlich nahe, sozusagen. Wie haben dir meine Arbeiten gefallen?«
    »Sie sind … ganz gut.«
    »Du Biest«, zischte er wütend. Dann zuckte er die Achseln. »Komm schon, sei ehrlich. Der letzte Abzug. Keine schlechte Idee, das mußt du zugeben, alt und neu gemischt. War eine meiner besten Studien.«
    »Bestenfalls ein Klischee. Wo ist Nathan?«
    »Wahrscheinlich dort, wo ich ihn liegengelassen habe.« Seine Hand schoß vor und packte sie am Haar. »Ausnahmsweise werde ich mich mal mit Freude dem widmen, was mein großer Bruder übriggelassen hat. Wie ich es sehe, hat er dich bloß … präpariert. Aber ich bin viel besser als er. War ich immer.«
    »Wo ist er?«
    »Vielleicht zeig’ ich’s dir. Wir machen eine kleine Fahrt.«
    »Nach draußen?« Sie täuschte Widerstand vor, als er sie zur Tür zerrte. Sie wollte, daß er aus dem Haus verschwand, koste es, was es wolle. »Du willst wirklich raus, bei diesem Wetter? Du mußt vollkommen verrückt sein.«
    »Was ich bin, mein Schatz, ist stark.« Er fuhr mit den Lippen über ihre Schläfe. »Mächtig. Ich werde dafür sorgen, daß dir nichts passiert, solange nicht alles perfekt ist. Ich habe alles genau geplant. Mach die Tür auf.«
    In diesem Augenblick gingen die Lichter an. Jo nutzte den Moment und schwang die Lampe, um ihn in den Unterleib zu treffen. Statt dessen erwischte sie den Oberschenkel. Trotzdem stöhnte er vor Schmerz auf und lockerte seinen Griff. Jo entkam ihm, riß die Haustür auf und stürzte hinaus in den Sturm.

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