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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Wenn du mich willst, du Arschloch, dann komm und hol mich!«
    Kaum eine Minute später kam Giff die Kellertreppe hoch. Als er die letzte Stufe zur Halle erreicht hatte, fegte ihm eine scharfe Windböe entgegen. Er sah die sperrangelweit offene Haustür und den herabstürzenden Regen. Kaltblütig zog er die Pistole aus dem Hosenbund und entsicherte sie. Er war kurz davor abzudrücken, als Nathan durch die Tür taumelte.
    »Jo Ellen – wo ist sie?«
    »Was ist mit dir passiert?« Giff hielt die Pistole widerstrebend auf Nathan gerichtet, als er auf ihn zuging.
    »Ich wollte herkommen, mein Bruder…« Er geriet ins Schwanken, fuhr sich über die klaffende Platzwunde an seiner Schläfe. »Es war mein Bruder.« Seine Sicht verschwamm.
    »Hast du nicht gesagt, er sei tot?«
    »Ist er nicht.« Nathan schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. »Ist er nicht«, wiederholte er. »Wo ist Jo?«
    »Ihr geht’s gut, sie ist in Sicherheit. Aber auf Brian ist geschossen worden.«
    »Himmel, wie geht es ihm? Ist er tot?«
    »Kirby kümmert sich um ihn. Geh von der Tür weg, Nathan. Schließ sie hinter dir. Laß die Hände, wo ich sie sehen kann.«
    »Verdammt.« Gleichzeitig mit seinem Aufstöhnen hörten sie den Schrei. »Das ist Jo. Sie ist draußen.«
    »Wenn du dich bewegst, drücke ich ab.«
    »Er wird sie umbringen. Das kann ich nicht zulassen. Es darf nicht passieren. Verdammt, Giff, wir müssen sie finden, bevor es geschieht.«
    Er hatte die Wahl zwischen Instinkt und Vernunft. Giff hoffte, daß seine Entscheidung richtig war, und hielt Nathan die Pistole hin. »Wir werden sie finden. Er ist dein Bruder. Tu, was du tun mußt.«
     
    Jo unterdrückte einen weiteren Schrei, als neben ihr ein Ast vom Umfang eines Männerrumpfs niederkrachte. Um sie herum herrschte Finsternis, der Lärm des Unwetters. Herumwirbelnde Fetzen von Moos und Flechten schlugen ihr ins Gesicht. Die Palmwedel rasselten wie Säbel. Zentimeterweise kämpfte sie sich vorwärts.
    Irgendwann ließ sie sich auf die Knie fallen und umschlang einen Baumstamm, um nicht vom Sturm fortgerissen zu werden.
    Sie wollte ihn in die Irre führen, aber jetzt hatte sie selbst jede Orientierung verloren. Der Wald umgab sie wie eine feindliche Macht. Der Regen prasselte wie tausend Messerstiche auf sie nieder, schnitt schmerzhaft in ihr Fleisch. Nicht einmal ihren eigenen Atem konnte sie mehr hören, obwohl sie wußte, daß sie keuchte, denn ihre Lungen brannten wie Feuer.
    Sie mußte zurück, bevor er die Suche nach ihr aufgab, denn wenn er vor ihr zum Haus zurückkehrte, würde er sie alle umbringen. So wie er Nathan umgebracht hatte. Schluchzend robbte sie auf dem Bauch weiter, grub die Finger in den aufgeweichten Boden, um sich langsam voranzuziehen.
     
    Im Haus klemmte Kirby den Schlauch ab, der Sams Blut in Brians Körper leitete. Sam mußte sich erst erholen, bevor sie ihm weiteres Blut abnahm. »Sam braucht jetzt viel Flüssigkeit und Eiweiß. Zum Beispiel Saft«, fuhr sie fort, während sie ihren verspannten Rücken streckte und routinemäßig nach
Brians Hand griff, um ihm den Puls zu fühlen. Als seine Finger ihre berührten, flog ihr Blick auf sein Gesicht. Seine Lider zuckten fast unmerklich.
    »Er kommt zu sich. Brian, mach die Augen auf. Komm zurück, Brian. Konzentrier dich, öffne die Augen.«
    »Geht es ihm besser? Wird er wieder gesund?« Lexy rückte näher, bis ihre Schulter Kirbys berührte.
    »Sein Puls ist jetzt etwas stärker. Gib mir die Blutdruckmanschette. Brian, mach die Augen auf. Ja, gut so.« Aufgeregt beobachtete sie, wie er sich bemühte, die Augen zu öffnen. »Ganz langsam, ganz langsam. Beweg dich nicht. Versuch nur, mich anzuschauen. Kannst du mich erkennen?«
    »Ja.« Die Schmerzen in seiner Brust waren höllisch. Wie durch einen Nebel glaubte er jemanden weinen zu hören, aber Kirbys Augen waren trocken.
    »Gut.« Ihre Hand zitterte leicht, aber sie bemühte sich, sie ruhig zu halten, während sie ihm mit der Taschenlampe in die Augen leuchtete. »Bleib ruhig liegen, ich muß dich untersuchen.«
    »Was ist passiert?«
    »Du bist verletzt worden, mein Junge.« Hilflos weinend nahm Kate seine Hand und führte sie an ihre Wange. »Kirby bringt dich wieder auf die Beine.«
    »Verschwommen«, brachte er hervor und wandte den Kopf. Er sah das bleiche, erschöpfte Gesicht seines Vaters, dann den Gummischlauch. »Tut verdammt weh«, murmelte er und beobachtete erstaunt, wie Sam sein Gesicht in den Händen vergrub und zu

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