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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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noch wütender mit
seinem Stock.
    Joyce
Johnson fletschte die Zähne und versuchte zu sprechen, aber die Worte blieben
ihr in der Kehle stecken.
    Unerwartet
räusperte sich Lofting und sagte: »Sir, draußen herrscht Sturm. Darf ich
vorschlagen, daß Mrs. Johnson und ihr Bekannter sich für die Nacht zurückziehen
und morgen in der Frühe abreisen ?«
    » Hmph !« schnaubte der Alte. »Der
Sturm hat sie ja auch nicht an der Ankunft gehindert. Mir leuchtet nicht ein,
weshalb sie nicht beim selben Wetter verschwinden sollten. Mit etwas Glück
schlägt ihr Boot leck, und die Welt wird um zwei Parasiten ärmer .«
    »Hör
zu, du alter Bastard«, knirschte die Dame. »Ich lasse mich nicht von dir
fortjagen .« Sie warf dem jungen bronzenen Athleten einen
Blick über die Schulter zu, und Cornelius dehnte tief einatmend den
Brustkasten. »Du kennst Cornelius noch nicht, wie? Mr. Bradstone — Mr. Ryan. Er ist nicht nur mein Freund, lieber Bruder, er ist auch mit meinem
Schutz betraut. Also versuch bloß mal, mir grob zu kommen. Ich bleibe und sehe
mir diese falschen Dämchen an, denen du unbedingt dein Geld in den Rachen
werfen willst. Und ich sage dir eines: Wenn ich es verhindern kann, bekommt
keine von ihnen auch nur einen Cent .«
    Das
alles rief sie mit so kalter Wut, daß mir der Schweiß ausbrach. Sekundenlang
schwiegen alle im Raum. Ehe wir wieder zu Atem kamen, war die Dame auf ihren
geblümten Beinen aus dem Zimmer gestakst, nur ein: »Ich nehme mein gewohntes
Zimmer, und so lange es mir paßt«, über die Schulter zurückwerfend.
    Cornelius
starrte den leeren Türrahmen an, das ironische Grinsen noch im Gesicht. Er hob
die Schultern, sah den alten Mann direkt an und schlenderte zur Tür.
    Ich
vermochte nicht zu sagen, wer wütender war, Lofting oder der Alte. Bradstone hatte allerdings mehr Mühe, sich zu beherrschen, und weniger
Anlaß dazu.
    »Eines
ist ganz klar«, sagte ich. »Sie und Ihre Schwester haben die gleiche
Zielstrebigkeit; wahrscheinlich ein Erbteil, schätze ich .«
    »Wir
haben vielleicht dieselbe Mutter«, sagte der Alte undeutlich, »aber wir ähneln
uns überhaupt nicht. In nichts, sage ich Ihnen. Nicht eine einzige Zelle habe
ich mit diesem Weib gemeinsam .« Seine Stimme brach,
und seine Knie knickten ein; Lofting half ihm zu dem nächsten Stuhl, auf dem er
nach Atem ringend zusammenbrach.
    Lofting
blickte mich betrübt an. »Tut mir leid«, sagte er, »aber Mr. Bradstone muß sich
jetzt zurückziehen. Ich werde ihm das Essen im Bett servieren. Wenn Ihnen das
Warten nichts ausmacht, versorge ich Sie gleich anschließend .«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich, um mich keine Sorgen, kümmern Sie sich
nur um ihn. Ich schnappe mir ein paar Brote und ein halbes Dutzend Bourbons und
gehe ins Bett .«
    Lofting
nickte feierlich. »Die Bar ist im Wohnzimmer .«
    »Schon
gut«, meinte ich. »Die hätte ich auch so gefunden .«
    Lofting
schnüffelte. »Da bin ich ganz sicher, Sir«, sagte er höflich und half dem alten
Mann auf die Füße.
    Langsam
gingen sie hinaus. Sofort nach ihrem Abgang strebte ich dem Wohnzimmer zu. Zum
Teufel mit den Broten! Was mir am meisten Sorgen machte, war der Haß, mit dem
sich Bradstone und seine Schwester begegneten — der Haß zweier unnachgiebiger,
heimtückischer Halbwüchsiger.
    Die
ersten drei Drinks beruhigten meine Nerven etwas, deshalb gestand ich meinem
Magen auch etwas zu und suchte mir genug kaltes Huhn im Küchenkühlschrank, um
die Hohlräume zu füllen. Dann griff ich nach den Personalakten, die Bradstone
mir überlassen hatte, mixte mir den vierten Drink und ließ mich auf der Couch
im Wohnzimmer nieder, um meine Hausaufgaben zu machen.
    Drei
der Mädchen hatte ich schon kennengelernt: Cheryl Anderson, Raima Snow und Amanda Beaumont, in dieser Reihenfolge. Ich überschlug ihre
Personalbeschreibung, deren Details mir ohnehin unauslöschlich eingebrannt
waren. Aus den Enthüllungen der Supreme-Detektei erfuhr ich, daß Cheryl als
Fotomodell arbeitete, sich als Nudistin und Schauspielerin bezeichnete, ledig
war und alleine lebte, sich jedoch beruflich von einem tüchtigen Agenten
betreuen ließ. Jetzt fiel mir wieder ein, wo ich nicht nur ihr Gesicht, sondern
auch ihre Figur schon gesehen hatte — in der letzten Ausgabe meines bevorzugten
Herrenmagazins. Die Detektive deuteten vorsichtig an, daß sie als Modell zu
unbedenklich, als Nudistin zu unaufrichtig und als Schauspielerin zu unbegabt
war und ein enthemmtes Privatleben führte. Aber all das

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