Insel der sieben Sirenen
schien mit der Frage,
ob sie Bradstones Tochter war, in keinem Zusammenhang zu stehen; wenn ein
Millionär das Honorar bezahlt, führt man eben in seinem Bericht auch das
kleinste Detail an. Die Hauptsache war, sie hatte zur passenden Zeit und im
richtigen Alter in Sunnyvale gelebt. Über ihre Herkunft gab es keine
Anhaltspunkte, denn die Pflegeeltern hatten die Adoptionsunterlagen verloren
und keine Ahnung, wie Cheryl in Wirklichkeit hieß.
Dieser
letzte Punkt galt für alle, stellte ich fest, als ich die Akten durchblätterte.
Die sieben Mädchen waren nur deshalb hier, weil sich bei ihnen allen — aus dem
einen oder anderen Grund — nichts über ihr Leben feststellen ließ, bevor sie
nach Sunnyvale gekommen war. Bei dreien bestanden sogar Zweifel daran, daß sie
jemals in Sunnyvale gewesen waren, deshalb nahm ich mir ihre Unterlagen als
erste vor.
Auch
Amanda gehörte dazu. Sie war medizinisch-technische Assistentin und hatte
zuletzt mit psychologischen Experimenten an Ratten zu tun gehabt. Im Augenblick
hatte sie Urlaub, aber es bestanden Zweifel daran, daß sie an ihrem alten
Arbeitsplatz wieder aufgenommen würde, denn sie war erst vor sechs Monaten
eingestellt worden. Davor hatte sie an der Universität von San José studiert.
Nun arbeitete sie in San Mateo, das — was ich vergnügt feststellte — von San
Francisco nicht allzuweit entfernt lag. Auch ihre
Telefonnummer war aufgeführt, und ich notierte sie mir.
Im
College hatte sie keine Lorbeeren geerntet, berichteten die Detektive; man
hatte sie als intelligent, aber faul beurteilt. Während des Studiums hatte sie
kaum nebenher gearbeitet, war aber mit ihren ziemlich niedrigen Einkünften und
der Hilfe begüterter Boyfriends über die Runden
gekommen. Beide Adoptiveltern lebten nicht mehr, aber deren Verwandte
behaupteten, man hätte sie aus Sunnyvale adoptiert.
Yvonne
Jenkins war ein völlig unbeschriebenes Blatt. Sie war Verkäuferin und nebenher
Kellnerin und hatte seit ihrem sechzehnten Lebensjahr entweder gearbeitet oder
das Leben genossen, je nachdem, wie es sich ergab. Als sie zehn gewesen war,
waren ihre Adoptiveltern gestorben, und sie war danach von einem Waisenhaus ins
andere geschoben worden. Ob dazu auch Sunnyvale gehörte, ließ sich in dem
Wirrwarr nicht mehr feststellen.
Das
dritte Mädchen, das vielleicht nie in Sunnyvale gewesen war, hieß Andrea Strogonov . Im Bericht war sie als latente Sadistin
beschrieben. Mit fünfzehn war sie von zu Hause durchgebrannt, und ihre Adoptiveltern
ließen sich nicht mehr feststellen. Sie hatte Krankenschwester gelernt, hatte
aber Berufsverbot erhalten, weil sie eines Patienten Weichteile siedendheiß
gewaschen hatte. Dem Untersuchungskomitee hatte sie den Vorfall damit erklärt,
daß ihr Freund sie vor kurzem verlassen hatte und sie seither an starken
Depressionen leide. Dem Bericht zufolge war sie knapp an Freunden. Das wunderte
mich nicht. Ihre Personalbeschreibung gab nicht viel her. Sie war dunkelhaarig,
und zumindest ihre Oberweite erregte mein Interesse.
Es
gab zwei weitere, die ich noch nicht kannte — Robin Mackie und Phillipa Jones. Bei beiden lebten die
Adoptiveltern noch und sagen aus, daß sie die Mädchen aus Sunnyvale hatten.
Aber ihre ursprünglichen Namen waren im einen Fall vergessen, im anderen
verschwiegen worden. Robin arbeitete als professionelle Stripteuse in North
Beach, und das seit fünf Jahren, ihrem siebzehnten Lebensjahr. Ihre Eltern
wußten davon, kümmerten sich jedoch nicht darum. Ihr Vater war Alkoholiker,
ihre Mutter frigide. Robin ähnelte mehr ihrem Vater, sie trank stark und stand
aus Betten nur dann auf, wenn sie unbedingt mußte. Sie war versessen auf Sex,
aber nicht wählerisch, und hatte zwischen den verschiedenen Arbeitsstellen
davon gelebt. Als Tänzerin war sie keine Offenbarung, hatte jedoch sichtliche
Freude daran, Männer aufzustacheln, berichtete der Detektiv. Junge, waren die
Boys gründlich gewesen!
Phillipa Jones war ein Rätsel. Was ihren Charakter
betraf, hatte sie die Schnüffler an der Nase herumgeführt. Ihre Freunde, ihre
Nachbarn, ihr Chef — ein Versicherungsvertreter — , niemand wußte Wesentliches über sie. Sie sprach niemals über sich selbst, ihre
Eltern oder ihre Vergangenheit. Sie hatte keinen Boyfriend ,
andererseits aber auch keine Busenfreundin. Die nüchternen Fakten ihres
Lebenslaufs hatte man bis Sunnyvale rekonstruiert, aber über sie selbst wußte
man praktisch nichts. Sie war ordentlich, intelligent und in sich
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