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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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trat verzweifelt in die leere Luft.
    »Also bitte«, sagte ich. »Sie
scheidet aus. Wir können die Eiserne Jungfrau und die rotglühenden Brenneisen
weglegen und uns wie rechte englische Gentlemen in die Bibliothek auf einen
Drink zurückziehen. Wie wär’s damit ?«
    »Sie gehen jetzt«, sagte
Lofting; dicht neben meiner Wange knallte es laut, und ich war ganz sicher, daß
es keine statische Entladung gewesen war.
    »Legen Sie die Peitsche weg«,
krächzte ich. »Sie ruinieren ja mein Profil !«
    »Keine Angst, ich bin ziemlich
geschickt damit. Ohne es zu wollen, richte ich keinen Schaden an .«
    »Wie tröstlich«, murmelte ich
völlig entnervt.
    Lofting ging dicht hinter mir,
als ich der Tür zustrebte, und als er nahe genug heran war, packte ich zu und
bekam die Peitschenschnur zu fassen. Schnell riß er den Arm zurück und zog mich
mit. Verzweifelt hielt ich mich mit beiden Händen fest, als er die Peitsche
hochzog. Während ich so von Lofting auf den Knien mühelos durchs Zimmer gezerrt
wurde, stieß ich gegen die Beine des Mädchens.
    Sie schrie gellend auf, als ich
sie in meinem Bemühen, die Peitsche nicht loszulassen beiseite stieß. Dann
spreizte sie plötzlich die Beine und beschrieb damit einen schwungvollen Bogen,
der genau dort endete, wo das große Monstrum stand. Sie traf sein Gesicht mit
solcher Kraft, daß er zu Boden stürzte, und im Fallen
ließ er die Peitsche los. Ich holte sie Hand über Hand wie ein siegreicher
Angler ein.
    Da ich kein gewiefter Sadist
war — meine Mädchen mögen’s niemals rauher als bis
zum Klaps auf den Popo — , stürzte ich mich zu dem
Haken und ließ das Mädchen schnell herunter.
    Sowie ihre Füße den Boden
berührten, taumelte sie in Richtung Tür, und ich folgte ihr mit Höchstgeschwindigkeit.
    Dennoch hätten wir es beinahe
nicht geschafft, weil wir nämlich gleichzeitig in der Tür ankamen. Aber ich
erinnerte mich gerade noch an die Anstandsregeln, und so ließ ich ihr um zwei
Zoll den Vortritt.
    Einmal sah ich noch zurück und
gewahrte, daß Lofting wieder auf den Füßen stand; aber er machte keine
Anstalten, uns einzufangen.
    Er hatte doch nicht so viel
Mumm in den Knochen, fand ich, und hastete dicht hinter dem blauen Samtpopo die
Treppe hinauf.
    »Mein Name ist Yvonne Jenkins«,
sagte die Blonde bescheiden und wackelte mit den Augenlidern, ganz nach der
augenblicklichen Mode, sich schüchtern zu geben. »Und wer Sie sind, weiß ich .«
    »Ich muß der bestbekannte
Anwalt der Insel sein«, antwortete ich ebenso bescheiden und warf Loftings Peitsche aufs Bett. »Hier in Ihrem Zimmer kann
Ihnen nichts mehr passieren. Schließen Sie einfach hinter mir ab. Ich warte
unten, bis Sie sich umgezogen haben, und dann können wir uns ja mal über die
beste Methode unterhalten, wie man sich das Ausgepeitschtwerden erspart .«
    »Das können wir sofort tun«,
sagte sie leise und legte mir eine Hand auf den Arm. »Und die Tür ist auch
schon abgeschlossen .«
    »Tatsächlich ?« stammelte ich. »Hören Sie, ich habe unten ein volles Glas stehen, und jetzt,
nach Ihrer Generalprobe für den neuesten Horrorfilm, brauche ich unbedingt eine
Stärkung. Ich laufe nur schnell ’runter und bin gleich wieder da .«
    »Wenn es Scotch tut, können Sie
von mir welchen haben. Natürlich pur.«
    »Macht nichts«, seufzte ich
ergeben. »Eigentlich mag ich ihn pur sogar lieber. Und wenn Sie nicht wollen,
brauchen Sie sich auch gar nicht erst nach einem Glas umzusehen .«
    Sie lächelte mich ermutigend
an, ging zum Nachttisch und holte eine Flasche heraus. Ich warf einen
verzweifelten Späherblick zum Türschloß , erkannte,
daß es die altmodische Konstruktion war, die nur mit Schlüssel funktioniert;
die Fenster waren meine letzte Hoffnung — aber wir befanden uns im zweiten
Stock.
    »Nehmen Sie nur einen tüchtigen
Schluck«, sagte sie heiter. »Das wird Sie entkrampfen .« Sie reichte mit einer Hand die Flasche, in der anderen hielt sie ein
Wasserglas, das höchstens einen Zentimeter hoch mit der goldbraunen Flüssigkeit
gefüllt war.
    »Danke«, murmelte ich. »Und ein
Hoch auf die drei Tugenden Enthaltsamkeit, Mäßigung und Keuschheit.« Ich setzte
die Flasche an.
    »Das ist doch ein- und
dieselbe«, schmollte sie. »Und wer sagt, daß es eine Tugend ist ?«
    »Ich sage das !« krähte ich, denn meine Tonlage war um eine volle Oktave geklettert, als sie ihr
zerschlissenes Kleid abstreifte. Sie trat kurz danach, und es flog in weitem
Bogen auf den Papierkorb in der Ecke zu.

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