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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Baumwipfel. Zigarettenrauch
kringelte sich aus einem Aschenbecher um ihren Kopf. Ein Paar orangefarbener
Shorts ließ ihre schlanken Schenkel frei, und weiter oben hatte ein winziger BH
von der gleichen Farbe Mühe, seiner Aufgabe gerecht zu werden.
    Als sie mich hörte, wandte sie
sich um und lächelte mir so herzlich und offen entgegen, daß mir warm ums Herz
wurde. »Da sind Sie ja«, rief sie aus. »Endlich!«
    »Warten Sie schon lange ?« erkundigte ich mich, während ich mir einen Drink mixte,
um mit ihr gleichzuziehen. Cheryl bevorzugte ebenfalls Bourbon.
    »Erst seit gestern
nachmittag «, sagte sie tadelnd. »Man konnte ja vor lauter nackten
Mädchen nicht an Sie heran .«
    Sie lachte fröhlich, um
nachzudeuten, daß es nicht anklagend gemeint war. Ich war ihr dankbar.
    »Warum sind Sie so plötzlich
verschwunden ?« fragte ich neugierig. »Hatten Sie
Angst, ich könnte Sie wiedererkennen ?«
    Sie errötete und wandte schnell
den Blick ab. »Das war nicht sehr galant von Ihnen. Ein Gentleman würde so tun,
als hätte er mich niemals in diesen Magazinen gesehen. Schließlich ist das nur
mein professionelles Ich .«
    »Und warum ist Ihr wirkliches
Ich davongerannt ?«
    Sie zuckte die Schultern. »Man
sagt ja, daß der erste Eindruck entscheidet. Ich wollte nur, daß Sie mich vor
allen anderen kennenlernen, damit Sie sich am besten an mich erinnerten .«
    »Und die Behauptung, daß Sie
Bradstones Tochter seien, sollte sich als Überzeugung in meinem Kopf festsetzen,
um dann im rechten Moment Früchte zu tragen ?«
    Sie kicherte. »So ähnlich, nur
ist Psychologie nicht meine Stärke. Trotzdem, es stimmt .«
    »Woher wissen Sie das ?« Ich ließ mich mit meinem Glas neben ihr nieder und hörte
ihr nur zur Hälfte zu, während ich mich zu regenerieren und mir über einige
Dinge klar zu werden versuchte.
    »Weil ich mich an den Tag
erinnern kann, an dem meine Mutter starb. Sie sagte mir, mein Vater sei sehr
reich und würde eines Tages kommen und mich holen. In der Zwischenzeit sollte
mein Stiefvater für mich sorgen. Natürlich steckte mich dieser Lump sofort ins
Waisenhaus, kaum daß sie ihren letzten Atemzug getan hatte. Aber trotzdem, sie
war’s .«
    »Hoffentlich haben Sie recht«,
meinte ich ernsthaft. »Aber ich weiß nicht, wie wir es beweisen sollen .«
    Seufzend trank sie ihr Glas
aus. »Das weiß ich auch nicht. Kriege ich noch einen ?«
    Wie hätte ich einer Dame etwas
abschlagen können? Innerlich stöhnend stemmte ich mich aus dem bequemen Stuhl
hoch und trat zur Hausbar. Als ich Cheryl das gefüllte Glas reichte, fragte ich
sie: »Warum haben Sie Amandas Unterwäsche zerrissen? Mögen Sie sie nicht, oder
gehört so was einfach zu Ihren Hobbies ?«
    Sie lachte auf, von der Frage
nicht im geringsten in Verlegenheit gebracht. »Woher
weiß sie, daß ich es war ?« erkundigte sie sich
neugierig.
    »Sie hat gesehen, wie Sie das
Zimmer verließen .«
    »Ach so — na ja, ich gebe zu,
daß ich’s getan habe. Kindisch, wie? Aber ich war stinkwütend auf sie, weil ich
sie wenige Stunden zuvor dabei überrascht hatte, daß sie mein Zimmer
durchsuchte. Davon hat
sie Ihnen gegenüber nichts erwähnt, stimmt’s ?«
    Ich schüttelte den Kopf.
»Wahrscheinlich hielt sie es nicht für so wichtig .«
    »Bestimmt nicht .« Cheryl sah mich sehr direkt an. »Haben Sie gedacht, ich
wäre eine Triebverbrecherin ?«
    »Ich weiß nicht, was ich
dachte«, gestand ich. »Außer vielleicht, daß Sie Amanda damit drohen wollten .«
    »Ich wollte sie warnen, ihre
Nase nicht in meine Kleider und meine Angelegenheiten zu stecken«, sagte sie
energisch. »Und wenn ich dabei möglichst gemein vorging, würden wohl alle
begreifen, woher der Wind wehte .«
    »Alle?«
    Sie hob die Schultern. »All die
anderen Luderchen. Sie werden sie doch hoffentlich inzwischen kennen ?«
    »Bisher habe ich sechs
kennengelernt. Eine fehlt noch .«
    »Robin Mackie «,
sagte Cheryl schnell.
    »Sie haben wohl Buch geführt,
wie ?«
    »Das ist bei einem Haus voller
Frauen nicht weiter schwer, selbst wenn sie einander hassen. Aber ein Mädchen
muß sich einfach mal aussprechen .«
    »Wissen Sie, wo Robin im
Augenblick steckt ?«
    Sie lächelte langsam, so
selbstzufrieden wie eine Katze, die gerade den Vogelkäfig ausgeräumt hat. »Ich
glaube, Sie werden sie im Spielzimmer finden, auf der anderen Seite der Diele.
Und ich weiß, daß sie sich über Ihren Besuch freuen würde. Das hat sie mir
vorhin selbst gesagt, als sie mich nach Ihnen fragte.

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