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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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besessen.
    Ich rannte hin und steckte
meinen Kopf neben ihr ins Loch.
    »Hörst du’s ?« flüsterte Amanda heiser.
    Ein Schrei, so schwach wie
entferntes Echo. Aber unmißverständlich ein Schrei.
    »Woher kommt das ?« rief ich. »Schnell !«
    »Ich weiß nicht, Randy. Tu’
doch was! Jemand wird da ermordet! «
    »Ihr wartet hier .« Ich lief zur Tür und merkte erst auf halbem Wege, daß Phillipa gelassen auf ihrer Couch saß.
    »Dann wären’s nur noch fünf«, murmelte sie mit unverhohlener Belustigung.
    Das schien mir zwar eine
zutreffende Prophezeiung, aber wo man schreit, besteht noch Hoffnung. Ich
rannte durch die Diele und riß jede Tür auf. Keine war versperrt, alle Zimmer
waren leer.
    Ich wandte mich um und
entdeckte in der Nähe der Treppe eine Tür, die mir noch nicht aufgefallen war.
Mit der bisher gesammelten Erfahrung, daß alle Türen irgendwohin führen, rannte
ich mit etwa fünfzig Stundenkilometern dagegen. Sie war versperrt. Ich stand da
und rieb mir blöd die Nase, wobei ich mich fragte, ob ich noch die Kraft hatte,
sie einzutreten.
    »Das ist die Vorratskammer, Mr.
Roberts. Ich bezweifle sehr stark, daß Sie drin eine Nackte finden werden«,
sagte eine präzise, kurzangebundene Stimme.
    »Was?« Jedesmal wenn ich nicht
hinschaute, schien eine andere Frau hinter mir vom Himmel zu fallen.
    »Ich bin’s nur, Andrea«, sagte
sie unschuldig und schubste mich mit ihrem enormen Busen näher zur Treppe. »Was
suchen Sie denn ?«
    »Ich habe eine Frau im
Wohnzimmer schreien gehört und versuche, sie zu finden .«
    »Warum schauen Sie dann nicht
im Wohnzimmer nach ?« Spöttisch legte sie den Kopf
schief und grinste mich mit ihren Wulstlippen sarkastisch an.
    »Dort war ich schon. Ich weiß
nicht, wo die Schreie herkamen, nur daß man sie im Kamin hören konnte .«
    »Na ja, jedenfalls finden Sie
in der Vorratskammer bestimmt niemanden. Da das Geräusch durch die Mauern kam —
warum suchen Sie nicht in den Zimmern über oder unter dem Wohnraum ?«
    Ihr herablassender Ton behagte
mir gar nicht, dennoch hatte sie recht. »Im Keller!« Ich lief auf die Treppe
zu. »Übrigens«, rief ich über die Schulter zurück, »woher wissen Sie etwas von
der Nackten in meinem Schrank ?«
    »Also wirklich, Mr. Roberts — das
wußte ich, noch ehe Sie ankamen. Glauben Sie, daß eine Frau solche Pläne für
sich behalten kann ?« Sie sah mich von oben herab an,
als ich die Treppe hinabzusteigen begann. Ihre überhebliche Stimme folgte mir:
»Und ich würde mich an Ihrer Stelle vor der nächsten sehr in acht nehmen .«
    Der nächsten was? Aber ich
hatte es zu eilig zum Grübeln, deshalb rannte ich die Treppe ins finstere
Ungewisse hinunter. Unten angekommen, hörte ich wieder einen Schrei, nur war
die Tonlage diesmal höher. Ich entdeckte einen dünnen Lichtschein, der unter
einer Tür herausfiel, und probierte die Klinke. Abgesperrt.
    »Aufmachen !« schrie ich und hämmerte gegen die Holzfüllung. »Aufmachen, oder ich trete die
Tür ein !«
    Ich wartete sechzig Sekunden,
bekam aber nur einen weiteren Schrei zur Antwort; da sah ich mich nach einem
geeigneten Werkzeug um.
    In einer Kiste in der Ecke fand
ich unter Gerümpel eine Brechstange und begann, damit auf das Türschloß einzuhämmern. Trotz des Kraftaufwands brach ich
nur kleine Splitter aus dem massiven Holz. Kein sehr ermutigendes Ergebnis.
    Plötzlich flog die Tür auf, und
ich stand einem dräuenden Riesen gegenüber, der eine Peitsche in der Hand und
entschlossene Wut im Gesicht trug. Eine starke Lichtquelle hinter ihm hüllte seine
Gestalt in eine Art Heiligenschein, aber das überzeugte mich noch nicht, daß er
fromme Pläne hatte.
    »Bitte gehen Sie, Mr. Roberts«,
sagte Lofting energisch. »Sie ruinieren die Tür mit diesem Ding .«
    Ich blickte auf die Brechstange
nieder, um die sich meine Faust klammerte, und begriff, daß sie meine
Eintrittskarte war.
    »Zurück mit Ihnen, Lofting !« drohte ich. »Oder ich schlage Ihnen den Schädel ein. Ich
komme jetzt ’rein !«
    Ich machte einen entschlossenen
Schritt nach vorn, und er wich tatsächlich zurück; ich behielt jedoch ihn und
seine Peitsche wachsam im Auge.
    »Sir«, bat er, »es wäre mir
wirklich lieber, Sie würden sich da nicht einmischen .«
    Wobei ich mich nicht einmischen
sollte, das war klar ersichtlich. Mitten in dem kahlen Kellerraum hing eine
Blondine in zerfetztem blauem Samtmini an einem
langen Strick von der Decke, der um ihre beiden Handgelenke geschlungen war.
Das Oberteil ihres

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