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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Halle und auf unsere Tür zueilten. Im nächsten Augenblick
stürzte Andrea mit wogendem Busen herein, wobei sie fast über die Teppichkante
gestolpert wäre.
    »Schnell, schnell«, keuchte
sie, und der Ton ihrer Stimme jagte mir plötzlich einen Schauer über den
Rücken. Sie war schrill und hysterisch, ihre Augen flehten mich in blindem
Entsetzen an.
    »Kommen Sie schnell, ich habe
gerade eine Leiche unten an den Klippen gesehen. Ich glaube, es ist wieder ein
Mord passiert .«
     
     
     

8
     
    Sie trug immer noch die
orangefarbenen Shorts, nur daß ihre Beine so abgewinkelt unter dem Körper
lagen, daß es ihr weh getan hätte, hätte sie noch etwas gespürt.
    Über die Art ihres Todes
bestand kein Zweifel. Frische Abschürfungen und Prellungen verrieten, wie oft
sie auf dem Weg nach unten von den Felsen abgeprallt sein mußte. Ihr Mund war
im Todesschrei erstarrt und klaffte weit offen.
    Welche von ihnen war so
verzweifelt oder geldgierig, daß sie ihre Rivalinnen nacheinander ausrotten
wollte? Und mußte sie nicht wahnsinnig sein? Wenn die Mörderin zu den möglichen
Erbinnen gehörte und die anderen sechs umbrachte, war es dann nicht
offensichtlich, daß sie sich damit selbst überführte? Diese Überlegung schien
auf Joyce Johnson hinzudeuten, aber dann hätte sie Cheryl nach dem Gespräch mit
Bradstone und vor dem Zusammentreffen mit mir von der Klippe stoßen müssen — und
warum hätte sie es tun sollen, da sie sich doch durchgesetzt und zehneinhalb
Millionen so gut wie in der Tasche hatte? Auch Cornelius schied aus, da ich ihn
außer Gefecht gesetzt hatte. War es also Lofting gewesen, in einem Anfall von
Übereifer oder beim Versuch, Informationen aus ihr zu erpressen? Die Antwort
auf diese Fragen lagen oben in dem großen alten Steinhaus, aber sie zu
entwirren, war schwieriger, als Hieroglyphen mit dem Langenscheidt zu
entziffern.
    Wiederstrebend bückte ich mich
und nahm die tote Cheryl auf die Arme. Dabei stieß mir etwas gegen das Bein,
und ich reckte mich vergeblich, um zu sehen, was es war. Ich mußte die Tote
erst wieder absetzen, ehe ich erkannte, daß Cheryls Hand sich um etwas
verkrampft hatte: den Ärmel eines rosa Wollpullovers. Ich hob sie wieder auf.
Vielleicht kamen wir jetzt endlich einen Schritt voran!
    »O Gott! Wie konnte das
geschehen, Mr. Roberts ?« keuchte Lofting und griff
automatisch zu, als ich die tote Last an ihn weitergab.
    »Sie ist über die Klippen
gestoßen worden«, sagte ich. »Und dort unten dachte ich einen Moment, daß es
passierte, weil sie vor Ihrer Peitsche davonlief. Aber ich schätze, hier passen
Sie wohl doch nicht hinein ?« Ich hielt ihm den rosa
Ärmel hin.
    »Nein, Mr. Roberts. Und ich
begreife nicht, wie Sie glauben konnten, ich...«
    »Ich muß einen falschen
Eindruck von Ihnen gewonnen haben, als Sie mir das Gesicht mit der Peitsche
aufschlitzen wollten«, sagte ich grollend.
    Traurig schüttelte er den Kopf.
»Ich habe Sie absichtlich verfehlt, Mr. Roberts. Wenn ich es gewollt hätte,
hätte ich Sie natürlich treffen können .« Er blickte
auf die schlaffe Gestalt nieder und seufzte. »Ich lege sie zu der anderen in
die Tiefkühltruhe«, meinte er nachdenklich. »Aber was wir dann mit der nächsten
machen, weiß ich wirklich nicht .«
    »Weshalb sagen Sie das ?« fuhr ich auf.
    »Oh, jetzt wird es noch mehr
Tote geben, Mr. Roberts«, erwiderte er düster. »Einen Mord hätte man noch mit bloßer Eifersucht oder Wut
erklären können. Aber zwei Morde sprechen unbedingt für einen Plan. Meinen Sie
nicht ?«
    Dem mußte ich zustimmen. Was
blieb mir anderes übrig? Ich überließ Lofting seinen Lagerproblemen und machte
mich, das einzige Indiz fest in der Faust, auf die Suche nach Verdächtigen.
    »Randy, Randy !« stöhnte Amanda und drückte sich so fest an mich, daß ich die Überzeugung
gewann, sie hatte mir für die letzte Nacht verziehen. »Ich fürchte mich ja so.
Ich dachte, Cheryl hätte Raima erstochen, weil sie ja
auch meine Wäsche zerrissen hat. Aber jetzt ist sie tot! Jemand muß darauf aus
sein, uns alle umzubringen !«
    Bebend hing sie an mir, und ich
ließ sie eine Weile gewähren, während ich ihr übers Haar strich und nach besten
Kräften den männlichen, selbstsicheren Beschützer spielte.
    Als sie meiner Ansicht nach
lange genug getröstet worden war, löste ich ihre Arme und hielt ihr den
Pulloverärmel hin. »Hast du das schon mal gesehen ?«
    Sie zuckte die Schultern. »Was
soll damit sein ?«
    »Er gehört der Person, die
Cheryl

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