Insel der sieben Sirenen

in den Abgrund gestoßen hat .«
    »Oh! Ehrlich, ich weiß nicht,
ob ich ihn schon gesehen habe oder nicht«, sagte sie verwirrt. »Ich kann mich
wirklich nicht daran erinnern .«
    »Aber jemand muß ihn
wiedererkennen. Hör zu, Liebling, du hilfst mir jetzt, alle zusammenzutrommeln.
Wenn wir alle Verdächtigen im Wohnzimmer versammeln, können wir vielleicht den
Besitzer des Pullovers ermitteln .«
    »Also gut«, meinte sie
ängstlich. »Aber wenn ich nach zehn Minuten nicht wieder auftauche, läßt du
alles stehen und suchst mich .«
    »Das verspreche ich dir«, sagte
ich. »Ich nehme den zweiten Stock, und du nimmst den hier, dann bist du noch
vor mir im Wohnzimmer .«
    »Hoffentlich klappt es, Randy«,
sagte sie entschlossen. »Ich halte es nämlich nicht noch eine Nacht lang aus,
auf meinen Tod zu warten !«
    Es dauerte eine halbe Stunde,
alle aufzuspüren und im Wohnzimmer zusammenzutreiben; bis Lofting endlich von
seinem Job im Vorratsraum zurückkehrte, fragte ich mich schon, ob es weise war,
mehr als zwei Personen gleichzeitig im selben Raum unterzubringen, angesichts
der Gefühle, die sie füreinander hegten.
    »Auftritt des Butlers«,
spöttelte Phillipa , die sich im bequemsten Sessel
räkelte, bekleidet mit enger kanariengelber Hose und Netzhemd. »Damit wären
alle Verdächtigen beisammen, Mr. Roberts .«
    »Warum schlägt ihr nicht jemand
das überhebliche Grinsen aus dem Gesicht, diesem berechnenden Luder ?« erkundigte sich Andrea freundlich.
    »Paß auf, daß du nicht über
deine Titten stolperst«, schnurrte Phillipa . »Mit so
einer Figur kann man sich ja nur bei Gegenwind aufrecht halten .«
    »Wenigstens merken die Männer,
daß ich eine Frau bin«, zischte Andrea. »Während sie bei dir erst im Paß
nachschlagen müssen .«
    »Das könnte dein einziger
Vorzug sein«, säuselte Phillipa . »Wenn du nur nicht
so ein scheußliches Gesicht hättest .«
    »Wir wollen hier über einen
Mord diskutieren«, mischte ich mich angewidert ein, »und nicht über einen
Schönheitswettbewerb .« Vor diesem Wortwechsel hatten
Joyce und Cornelius einander angegiftet, und Yvonne und Amanda hatten sich mit
Blicken erdolcht.
    »Was bringt Sie auf die Idee,
daß es ein Mord war ?« fragte Joyce von oben herab.
»Das Mädchen kann auch einfach gestürzt sein .«
    »Dies beweist, daß man Cheryl
gestoßen hat«, erwiderte ich und hob den rosa Ärmel hoch. »Sie hat es im Fallen
dem Täter abgerissen und hielt es noch in der Hand, als ich sie fand .«
    »Damit scheiden schon drei von
uns aus«, sagte Cornelius laut und selbstzufrieden. »Und nur die Mädchen kommen
noch in Frage .«
    »Bis auf Robin«, erinnerte ich
ihn. »Die war zur Tatzeit mit Ihnen zusammen .«
    »Das habe ich nicht vergessen,
Roberts«, sagte er mit stahlharter Stimme. »Ich warte nur, bis wir unter uns
sind .«
    »Pst, Cornelius«, sagte ich
leichthin, »die Damen könnten Sie mißverstehen und mein Ruf bei ihnen Schaden
nehmen .«
    »Aber Randy! Das ist doch nicht
mehr möglich«, sagte Yvonne zweideutig, und alle anderen warfen ihr — und mir —
böse Blicke zu.
    Ich wechselte das Thema, bevor
ich einen noch röteren Kopf bekam. »Weiß denn hier niemand, wem dieser Pullover
gehört? Jemand muß ihn doch an einer anderen gesehen haben .«
    »Ich nicht.« Phillipa zuckte die Schultern.
    »Ich auch nicht.« Das war
Andrea.
    »Mir gehört er nicht«, sagte
Joyce distanziert. »Und von den Mädchen habe ich ja noch nicht einmal alle
gesehen .«
    »Ich werde Sie gelegentlich
bekannt machen«, versprach ich.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte
sie eisig. »Ich bin sicher, wir haben nicht viel gemeinsam .«
    »Nicht einmal den Wunsch nach
Geld ?« erkundigte sich Lofting in sachlichem Ton.
    »Eben deshalb möchte sie die
anderen lieber meiden«, führte ich aus. »Sie weiß, daß sie nur mickrige zehn
Millionen erbt und hat deshalb einen Minderwertigkeitskomplex .«
    »Zehn !« kreischte Joyce und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. »Der elende alte
Geizhals hat mir nur fünf versprochen !«
    Sie kochte. Ich hätte wissen
müssen, daß ein eingefleischter Kapitalist wie Bradstone nicht ohne Feilschen
nachgeben konnte. »Vor Abzug der Steuern, meine ich«, versuchte ich es lahm.
    Aber Joyce wandte sich nur
wortlos um und marschierte aus dem Zimmer.
    »Sieht ganz so aus, als hätten
wir den Mörder immer noch nicht«, meinte ich heiter zum Rest gewandt, nachdem
Cornelius Joyce gefolgt war und Lofting sich höflich entschuldigt hatte. Ich
ließ