Insel der Traumpfade Roman
Überreste seines Stammes versammelt hatten, weit entfernt vom Einfluss des weißen Mannes.
Seine Gedanken wurden vom Geräusch trampelnder Schritte unterbrochen. Die Echse war vergessen. Er griff nach seinen Speeren und stand auf, die Tonspuren auf seinem Körper leuchteten im Schein des Feuers.
Die Eule schwebte herab und landete sanft auf seinem Arm. Es war ein unmissverständlicher Befehl, abzuwarten.
Edward hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Er stolperte über Baumwurzeln und verhedderte sich in Kletterpflanzen. Er hatte versucht, den Stimmen zu entkommen, aber sie folgten ihm, und mit jedem Schritt, den er ging, versank er noch tiefer in seiner Verzweiflung. Ein Ast schlug gegen seine Wange, doch das war nichts, verglichen mit den Qualen, unter denen er ohnehin schon litt. Er hastete weiter.
Als würde er von einer unsichtbaren Hand an ein unbekanntes Ziel geführt, taumelte er durch den Busch, bis er einen Lichtschein zwischen den Bäumen sah. Er blieb stehen und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Das Licht schien ihn magisch anzuziehen, und er stolperte darauf zu.
Der nackte Krieger stand neben dem Feuer, sein schlanker Körper leuchtete im Grau seiner Kriegsbemalung. Er erwiderte Edwards starren Blick, und auf seinem Arm schimmerte eine weiße Eule im Feuerschein.
Edward wusste, das war sein Folterer, der Krieger, der ihn in seinen Träumen heimgesucht und aus den Schatten beobachtet hatte. Er hatte keine Energie mehr, um fortzulaufen. Vor den Dämonen, die ihn verfolgten, konnte es kein Versteck geben.
Als er nach der Pistole an seiner Hüfte griff, sah er wie hypnotisiert in die unbeweglichen, anklagenden Augen der Eule. Er hob die Pistole an seine Schläfe und drückte ab.
Epilog
Hawks Head, Oktober 1812
D ie Missionskapelle war eine grob gezimmerte Holzhütte, die in einiger Entfernung vom Flussufer auf Stelzen thronte. Sie war für den Anlass frisch getüncht worden, und am Ende des Giebels war ein neues Kreuz aufgerichtet worden, damit kein Zweifel an ihrem Sinn und Zweck aufkommen konnte. An jenem Morgen füllte Ezras Gemeinde jeden Sitz, und die Eingeborenen von Hawks Head rangelten draußen um den besten Platz.
»Wie ich sehe, ist meine Kleine endlich glücklich«, flüsterte der Baron, als er Eloise die Hand reichte, um ihr aus der Kutsche zu helfen. »Du strahlst richtig.«
Eloise lächelte ihn an. »Ich werde heute den Mann heiraten, den ich schon seit Jahren liebe«, sagte sie und spürte plötzlich, wie aufgeregt sie war. »Ich bin ja so froh und dankbar, dass ich noch eine Chance bekomme, glücklich zu sein.«
»Er ist ein guter Mann«, pflichtete der Baron ihr bei.
Eloise nickte und nahm seinen Arm. Ihre Freude war so groß, dass ihr die Worte fehlten, sie auszudrücken. George hatte nie aufgehört, sie zu lieben. Er hatte ihr nach Charles’ Tod Zeit gelassen und Trost gespendet, wenn sie ihn brauchte, hatte sie still und inbrünstig geliebt und gewartet, bis sie über den Schmerz hinaus in die Zukunft sehen konnte. Nun endlich würden sich ihre Träume erfüllen. »Komm, Papa«, sagte sie. »Wir wollen ihn nicht warten lassen.«
Beim Treueschwur schaute Eloise George in die Augen, und als er sie küsste und sie zu seiner Frau erklärte, wurde ihr mit überwältigender Klarheit bewusst, dass ihr Leben endlich auf die richtige Bahn geraten war.
»Endlich gehörst du mir«, flüsterte er. »Ich liebe dich, Mrs Collinson.«
Eloise berührte seine Wange, und der neue Ehering blitzte im Sonnenlicht auf, das durch das Fenster schien.
Der Moment der Stille wurde durchbrochen, als Susan auf dem alten Klavier die ersten lauten Akkorde anschlug. Es war seit Jahren nicht gestimmt worden und von Termiten heftig angefressen.
»Das ist das Zeichen für uns«, sagte George. »Mutters Begeisterung ist ja schön und gut, aber das Klavier wird nicht mehr lange durchhalten.«
Eloise hakte sich bei ihm unter, und sie drehten sich zur Gemeinde um. Als sie Harry und Oliver vor Freude strahlen sah, war ihr Glück vollkommen. Harry sah mit seinen dreizehn Jahren in der kurzen Weste und dem Cut so erwachsen aus, und obwohl Oliver den mannhaften Versuch unternahm, sich ernst und seriös zu verhalten, stand ihm die Ausgelassenheit ins Gesicht geschrieben. Sie gab den beiden einen Kuss, dann folgten sie ihr und George aus der Kapelle ins blendende Sonnenlicht.
Nell tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch ab und schniefte. »Ich liebe Hochzeiten.« Sie seufzte. »Es geht doch nichts
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