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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Riesenfarnen auszuruhen. Mandawuy grub ein Loch in den Sand und kochte die schwarzen Austern und die kleinen Krabben, die er in den Felsenteichen gefunden hatte. Er schien zu verstehen, dass seine Großmutter nur die Geräusche der Natur brauchte, um ihre Müdigkeit zu überwinden.
    Lowitja aß ein wenig von dem köstlichen Fleisch, obwohl sie keinen Appetit hatte. Sie teilten sich den letzten Rest Wasser aus dem Emu-Ei, dann lehnte sie sich an die raue weiße Rinde eines Gummibaums und genoss die Kühle des Schattens, das sanfte Glucksen schläfriger Vögel und die leichte Seebrise, die nach der glühenden Hitze Erfrischung bot. Ihre Glieder fühlten sich schwer an, und sie hatte kaum die Kraft, sich zu bewegen. Doch sie vernahm die beharrlichen Gesänge – näher jetzt und gebieterischer. Sie wagte nicht, einzuschlafen oder den Forderungen ihres Körpers nachzugeben, denn sie hatte sich den Geistern lange genug widersetzt. Die Zeit wurde knapp.
    Die Sonne zog nach Westen, als sie die Bäume verließen und über den weichen weißen Sand wanderten. Der beklemmende, trauernde Ruf der Brachvögel erfüllte die Luft, doch diesmal hatte Lowitja keine Angst. Die Vögel waren nicht gekommen, um sie vor einer Gefahr zu warnen, sondern um sie willkommen zu heißen, während sie sich dem Ende ihrer letzten Reise näherte.
    »Großmutter!«
    Sie vernahm die Furcht in Mandawuys Stimme und sah, wie er das Steinwerkzeug umklammerte, mit dem er die Austern geöffnet hatte. Lowitja packte ihren Speer, und ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Finger. Ihr Herz schlug wild beim Anblick des kriegerischen Mannes, der auf sie zuschritt. Sie hatte nicht mehr dieKraft, den Jungen zu verteidigen. Sie waren dem Krieger auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Dann erkannte sie in ihm Watpipa, den Mann ihrer Kusine Anabarru und Stammesältesten. Lowitja rief seinen Namen und gab sich selbst zu erkennen. Sie drehte sich zu dem Jungen um. »Wir sind zu Hause«, sagte sie. Dann legte sich ein dunkler Schleier vor die Sonne, und sie vernahm Mandawuys Rufe nur aus weiter Ferne. Sie brach zusammen.
    Als sie die Augen aufschlug, war sie verwirrt. Statt von ihren Ahnengeistern umringt zu sein, befand sie sich in einem blätterbedeckten Unterschlupf und wurde von ihrer Kusine Anabarru und deren Töchtern versorgt. »Aber ich habe doch die Gesänge gehört«, protestierte sie.
    Anabarru drückte sie zurück auf die weiche Bettstatt aus Gras und aromatisch duftenden Blättern. »Der Gesang ist noch nicht zu Ende«, flüsterte sie. »Ruh dich aus, Lowitja.«
    »Wo ist Mandawuy?«
    »Er ist mit meinem Mann im Kreis der Älteren und erzählt ihnen von eurer großen Wanderung. Unser Enkel ist jetzt in Sicherheit. Du hast die Versprechen erfüllt, von denen du im Schlaf gesprochen hast.«
    Lowitja ruhte sich aus, zufrieden, dass ihr kostbarer Junge nun wohlbehütet war. Das Wasser, das Anabarru ihr in einer Schale reichte, kühlte ihre verdorrte Kehle, die Beeren lagen süß auf ihrer Zunge, und nach einer Weile brachte sie die Kraft auf, Anabarru von den schrecklichen Ereignissen in Meeaan-jin zu erzählen.
    Ein langes Schweigen setzte ein, während Anabarru über die schlimme Nachricht nachdachte. »Was ist mit den Jagera, den Quanda Mooka, Eora, Cadigal und den Gubbi?«, fragte sie dann.
    »Fast alle tot.«
    »Und unsere Onkel?« Ihr zerfurchtes Gesicht war von Angst gezeichnet.
    »Bennelong hat Gefallen an der Lebensart des weißen Mannes gefunden«, schnaubte Lowitja verächtlich. »Er wohnt bei ihnen und läuft in ihren Kleidern herum. Er sagt, wir sollten von ihnen lernen und die Feindseligkeiten vergessen. Er ist sogar mit ihnen gesegelt, um ihren großen König kennenzulernen, der weit jenseits des Meeres wohnt.«
    Sie hielt inne, um wieder zu Kräften zu kommen, doch ihr Herz flatterte und jeder Atemzug fiel ihr schwer. »Colebee wurde gefangen genommen, ist aber entkommen und setzt zusammen mit Pemulwuy und dessen Sohn Tedbury den Kampf fort.«
    »Dann wird der weiße Mann wieder gehen«, sagte Anabarru, »denn wie kann er gegen so starke Krieger wie unsere Onkel gewinnen?«
    Lowitja kämpfte gegen ihre Verzweiflung an. »Nur wenige sind bereit, sich ihnen anzuschließen«, erklärte sie. »Der Krieg ist schon verloren. Die Zahl der Weißen nimmt von einer Jahreszeit zur nächsten zu, und unsere Speere und nullas können es mit ihren Waffen nicht aufnehmen. Sie haben das Land um den Deerubbun gestohlen und nennen ihn den Hawkesbury. Wallumetta und

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