Insel der Traumpfade Roman
lebt es sich denn in der Armee?«, fragte George.
»Gut«, erwiderte Thomas. »Ich habe ein erkleckliches Sümmchen mit dem Verkauf von Rum verdient und damit ein hübsches Stück Land in der Nähe von Rose Hill gekauft.«
George war verblüfft. Sein Freund war der zweite Sohn eines Lehrers und durch seinen Eintritt in die Armee der Armut entkommen. Er war als Ehrenmann bekannt und hatte sich einen Ruf als hervorragender Fechter erworben. »Ich dachte, du seist auf eine militärische Laufbahn aus.«
»Macarthur hat bewiesen, dass man hier ein Vermögen machen kann«, gestand Thomas, »und daran will ich meinen Anteil haben.« Sein Blick schweifte zum Ballsaal. »Anastasia und ich könnten gut auskommen, wenn ihr Vater einverstanden ist.«
George zog die Augenbrauen hoch. »Du willst doch nicht etwa um ihre Hand anhalten?«
»Warum nicht?«, erwiderte Thomas errötend. »Ich liebe sie!«
George stöhnte. »Der Nächste, der ins Gras beißt.« Er aß seinen Teller leer und trank einen Schluck Punsch. »Die Dame kann keinen guten Geschmack haben, wenn sie sich in dich verliebt, duHalunke, aber du bist offenbar verknallt. Du musst mir mehr über sie erzählen.«
»Erstens ist sie einfach schön«, begann er. »Blaue Augen, blondes Haar, Haut wie Sahne und …«
»Das habe ich schon gesehen«, unterbrach George ihn. Thomas war manchmal einfach zu weitschweifig. »Wer ist sie?«
»Sie ist die zweite Tochter des Barons von Eisner.« Da er merkte, dass George wenig damit anzufangen wusste, klärte Thomas ihn über den Hotelbesitzer und seine drei Töchter auf. »Sie haben ziemlich viel Staub aufgewirbelt«, fuhr er fort, »und obwohl die älteste Tochter als die Schönheit bejubelt wird, stellt Anastasia sie in den Schatten mit ihrem netten und freundlichen Wesen. Außerdem hat sie Sinn für Humor und ist manchmal richtig frech, was ich äußerst anziehend finde.«
George lachte. »Der Baron wird keine Probleme haben, hier Ehemänner für seine Töchter zu finden. Wir Männer sind den Damen zahlenmäßig bei weitem überlegen.«
Thomas betrachtete ihn nachdenklich. »Die Älteste ist bereits verheiratet, aber ich sollte dich Irma vorstellen«, sagte er. »Sie ist vielleicht nicht so schön wie meine Anastasia, aber sie hat einen Augenaufschlag, den du unwiderstehlich finden wirst.«
»O nein«, lachte George. »Ich werde schon auf eigene Faust Freundinnen unter den Damen finden, vielen Dank.«
»Ich habe Irma vielleicht zu wenig beachtet«, sagte Thomas. »Dabei ist sie umwerfend, hat braune Augen und goldblondes Haar, aber für meinen Geschmack ist sie zu groß und schlank.« Er drückte Georges Arm und zwinkerte. »Ich will lieber was Richtiges im Arm haben.«
Doch George hörte nicht mehr zu. Seine Augen waren auf den Mann am Eingang gerichtet, und bei seinem Anblick stieg die alte Wut sofort wieder in ihm auf. »Cadwallader ist also wieder zurück.«
Thomas nickte. »Er ist Major und auf dem besten Weg, einVermögen zu machen. Leider ist er mit Anastasias ältester Schwester verheiratet.«
George kam die Galle hoch. Edward Cadwallader war noch immer anmaßend und arrogant. Was gäbe er nicht für die Möglichkeit, seiner hochmütigen Nase einen Schlag zu versetzen! »Wenn du vorhast, Anastasia zu heiraten, beneide ich dich nicht um diesen Schwager.« Er hatte die Fäuste geballt. »Nach allem, was er Millicent angetan hat … Wie ist es ihm gelungen, Anastasias Schwester zu umgarnen? Sie muss doch jede Menge Kavaliere gehabt haben!«
»Er hat seinen beträchtlichen Charme spielen lassen und ihr den Hof gemacht«, erzählte Thomas. »Und in den Quartieren der Offiziere hat er klargestellt, dass sie ausschließlich ihm gehöre.«
»Du hättest sie über seinen wahren Charakter aufklären sollen«, sagte George. Er kniff die Augen zusammen, als Edward vom Eingang zurücktrat. »Er ist ein gefährlicher Mann.«
Thomas ließ Punsch nachschenken. »Ich hatte keine Gelegenheit dazu«, sagte er. »Es war eine stürmische Romanze, und da Anastasia ihn wildromantisch und hinreißend fand, habe ich nicht gewagt, seinen Namen zu beschmutzen und damit meine eigenen Chancen zu verderben.« Er seufzte. »Man kann nur hoffen, dass die Ehe ihn verändert hat, auch wenn er in der Offiziersmesse noch immer ein Lump ist. Aber die beiden scheinen einigermaßen zufrieden, und vor zwei Monaten kam ihr erster Sohn zur Welt – vielleicht hat sie ihn ja gezähmt.«
»So ein Kerl ändert sich nicht«, sagte George. »Ich
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