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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Billys stämmigen Arm, als sie an das Grab traten. Dann sank sie auf die Knie, steckte einen Strauß Wildblumen in ein Einmachglas und stellte ihn vor das Kreuz. Ihr Baby war fort, für immer verloren. »Leb wohl, Kleiner«, schluchzte sie. »Schlaf gut.«
    Alice konnte die Tränen kaum zurückhalten. Jacks Bibelvortrag und die anschließenden Gebete hatten sie an die Heimat erinnert, obwohl der belaubte Dorffriedhof mit seinen uralten Grabsteinen und den schützenden Eiben, auf dem sie ihre Eltern bestattet hatte, Welten von dieser primitiven Ecke Australiens entfernt war.
    Sie warf einen Blick auf die schwarzen Männer und Frauen – wie dunkle Schatten wirkten sie zwischen den Bäumen – und sah zu, wie die Sträflinge ihre Hüte abnahmen, als Nell ihren Strauß auf den kleinen, mit Steinen bedeckten Hügel stellte. Eine dumpfe Vorahnung überkam sie. Hatte sie einen entsetzlichen Fehler gemacht, als sie sich entschlossen hatte, hier, am Rande jeglicher Zivilisation, zu leben?
    »Wir wollen sie allein lassen.« Jack bot ihr seinen Arm und Alice hakte sich ein, doch als sie sich gerade abwenden wollten, ließ ein Schrei sie erstarren.
    Nell war mühsam wieder auf die Beine gekommen und deutete mit hassverzerrtem Gesicht auf Alice. »Es ist deine Schuld!«,schrie sie. »Wärst du nicht gekommen, wäre das alles nicht passiert.«
    »Nell!« Billy packte seine schwankende Frau. »Nell, bitte – lass das.«
    »Sie ist eine Hexe!«, Nell spie die Worte förmlich aus, ihre Augen brannten vor Fieber und Wut. »Sie hat mein Kind umgebracht.«
    Alice starrte sie entsetzt an. »Das – das habe ich ganz und gar nicht«, stammelte sie.
    »Natürlich nicht.« Billy versuchte, seine verstörte Frau zurückzuhalten. »Nell ist krank. Sie weiß nicht, was sie sagt.«
    Nell kämpfte mit beinahe dämonischer Kraft, um seinem Griff zu entkommen. »Ich lüge nicht, Billy«, kreischte sie, »und ich bin nicht krank. Sie wird uns alle vernichten.«
    Alice wusste, dass nur ein fester Schlag Nell aus ihrer Hysterie reißen konnte – doch sie würde sich hüten, ihn ihr zu versetzen: Nell hasste sie ohnehin schon genug.
    »Bring die Kinder ins Haus, Alice«, befahl Billy. »Sie sollten das nicht mit ansehen.«
    »Wenn du sie anfasst, bring ich dich um!« Nell wehrte sich verzweifelt.
    Jack hob die schluchzenden Zwillinge auf, und Alice setzte sich Amy auf die Hüfte. Das kleine Mädchen war wie erstarrt und durch das Verhalten seiner Mutter so verängstigt, dass es nicht einmal weinen konnte.
    »Sie hat einen Fluch nach Moonrakers gebracht«, schrie Nell ihnen hinterher. »Sie bringt Unglück, Billy – du wirst schon sehen, dass ich recht habe!«
    Kurz darauf trat Billy durch die Tür; Nell hatte das Bewusstsein verloren und lag schlaff in seinen Armen. »Sie ist ohnmächtig, Gott sei Dank«, sagte er finster, legte sie auf die Couch und deckte sie zu. »Sie war völlig außer sich.«
    Alice feuchtete ein Tuch an und drückte es auf Nells heißeStirn, während Jack versuchte, die Kinder mit einer Geschichte abzulenken. Die armen kleinen Würmer, dachte sie. Wochenlang werden sie noch Alpträume haben. Dann bemerkte sie Nells Gesichtsfarbe. »Sie glüht ja«, sagte sie zu Billy.
    Billy war die ganze Zeit über tapfer gewesen, doch als er jetzt auf seine Frau hinabschaute, zeigten sich sein Kummer und seine Ängste. »Ich darf sie nicht auch noch verlieren«, flüsterte er. Sein sorgenvoller Blick richtete sich auf Alice. »Ein Sträfling bereitet Pferd und Wagen vor. Ich werde sie zur Krankenstation der Garnison in Sydney bringen.«
    »Was kann ich tun?«
    Billy schaute auf seine Kinder. »Ich kann sie nicht mitnehmen …«
    »Wir werden uns um sie kümmern«, erwiderte Alice.
    »Ich bin vielleicht eine ganze Weile weg – ich kann Nell nicht allein lassen – nicht, wenn sie so krank ist.«
    Alice legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nimm dir alle Zeit, die du brauchst«, sagte sie sanft. »Jack und ich werden uns um die Tiere kümmern und dafür sorgen, dass den Kindern nichts zustößt.«
    Billy warf einen Blick auf seinen Freund, und als auch Jack nickte, eilte er ins Schlafzimmer, um zu packen. Alice schickte Jack und die Kinder nach draußen, rieb Nell mit einem kalten Schwamm ab und ersetzte ihr Kleid durch ein dünnes Baumwollnachthemd. Kaum war das getan, brach Billy auf. Er küsste die Kinder, schüttelte Jack die Hand, hob seine Frau auf die Arme und trug sie hinaus zum wartenden Wagen.
    Alice versuchte Amy, Walter und Sarah

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