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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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zu schwach, um einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Die Gesänge waren jetzt lauter, die Geister kamen näher, wärmtensie mit ihrem Atem und linderten ihren Schmerz. Sie schloss die Augen.
    Anabarrus Stimme verhallte, als das Große Kanu auf Lowitja zuglitt. Sie sah, dass es schön war, gefertigt aus Sternen und Wolken, die in der Dunkelheit schimmerten, geführt nur vom Atem des Großen Geistschöpfers. Furchtlos stieg sie ein, begierig zu sehen, was hinter jenem Nachthimmel lag.
    Das Kanu schwankte, als es sich von der Erde erhob. Rasch stieg es an und glitt über den Großen Weißen Weg zu den Sternen empor. Lowitja spürte die Liebe und Wärme der Umarmung des Großen Geistschöpfers und ließ alle irdischen Sorgen weit hinter sich. Bei der Ankunft am fernen, von Sternen übersäten Ufer ergriff sie überwältigende Freude. Denn dort warteten ihre Ahnen Garnday und Djanay, um sie in Empfang zu nehmen. Ihre Wanderung war zu Ende.
    Sydney Town, 24. Dezember 1797
    Die Atlantica war am Tag zuvor nach Sydney zurückgekehrt und sollte erst in einem Monat wieder aussegeln. Da er erst am nächsten Tag seine Familie auf der Hawks Head Farm wie versprochen besuchen wollte, beschloss George, am Ball des Gouverneurs teilzunehmen. Es gab nichts Besseres als ein Fest, um ihn für die langen Monate auf See zu entschädigen. Im Übrigen, dachte er, könnte sich eine Chance ergeben, über Geschäftliches zu reden.
    Er hatte sich für den Anlass sorgfältig eingekleidet und wusste, dass er im neu geschneiderten Gehrock und der weißen Kniehose eine gute Figur machte, nur die gepuderte Perücke war eigentlich viel zu heiß für eine laue Sommernacht. George schlenderte den Kiesweg zur Residenz des Gouverneurs hinauf und summte zur Musik, die durch die geöffneten Türen des alten, etwas baufälligen Gebäudes drang. Kerzenschein leuchtete durch die Fenster undvon den Laternen, die man an die Bäume im Garten gehängt hatte. Die Dunkelheit verlieh der Szene einen geheimnisvollen Zauber.
    Er reichte der Sträflingsmagd seinen Dreispitz, nahm ein Glas kühlen Rumpunsch von einer anderen an und bahnte sich gemächlich einen Weg durch die farbenprächtig gekleidete Gästeschar.
    »George! Was zum Teufel machst du denn hier?«
    »Thomas Morely!« Er grinste den jungen Lieutenant an und drückte ihm die Hand. Sie hatten sich vor einigen Jahren kennengelernt und waren gute Freunde. »Das ist vielleicht eine Frage«, fuhr er fort. »Wo sollte ich schon sein, wenn es Wein und etwas zu essen gibt – und hübsche Mädchen zum Tanzen?«
    »Ganz recht«, erwiderte Thomas und warf einen anerkennenden Blick auf zwei junge Frauen, die an ihnen vorbeigingen.
    »Du bist allein hier, Thomas?«, fragte George. »Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
    Thomas packte seinen Arm und zog George zum Ballsaal hinüber. »Du musst Anastasia kennenlernen«, sagte er und hob die Stimme, um gegen die Musik und das Geräusch stampfender Füße anzukommen. »Sie ist ein absolut auserlesenes Geschöpf!«
    »Ach, du meine Güte!« George seufzte. »Jetzt sag nicht, du bist auch in die Falle getappt. Anscheinend sind Liebesaffären wie eine Epidemie über Sydney hereingebrochen, seitdem ich das letzte Mal hier war.«
    Thomas betrachtete ihn ernst. »Es wird Zeit, dass du aufhörst, auf diesem Schiff herumzusumpfen, George, und dich niederlässt.«
    »Der Herr möge es verhüten!«
    »Ich meine es ernst, George. Du hast dein Geld gemacht, und jetzt wird es Zeit, eine Frau zu suchen.«
    »Das hat noch jede Menge Zeit«, übertönte George den Lärm. »Ich werde heiraten, wenn ich bereit dazu bin.«
    »Da ist Anastasia! Ist sie nicht das schönste Wesen, das du je gesehen hast?«
    George bewunderte pflichtschuldig ein ziemlich molliges blondes Mädchen, das gerade von einem rundlichen Colonel über die Tanzfläche gewirbelt wurde. »Gewiss«, sagte er und nahm ihre üppigen Schultern und die geröteten Wangen wahr. »Dem Colonel gefällt der Tanz«, fügte er trocken hinzu, als der Colonel Anastasia so heftig auf den Fuß trat, dass diese zusammenzuckte. »Nur schade, dass das nicht auch auf die Dame zutrifft.«
    Thomas runzelte die Stirn. »Die arme Kleine, sie wird froh sein, wenn ihre Pflicht getan ist. Ich werde euch nachher bekannt machen.«
    Sie verließen den Ballsaal auf der Suche nach Essbarem. Dann steuerten sie, vorbei an umherflanierenden Matronen, mit ihren Tellern eine ruhige Nische an, wo sie ungestört essen und sich unterhalten konnten.
    »Wie

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