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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Parramatta wurden umbenannt in Prospect Hill, Kissing Point und Marsfeld.« Sie verzog das Gesicht, als sie die Namen der Weißen für die einst heiligen Traumplätze aussprach, deren tiefe Bedeutung für ihr Volk für immer verloren gegangen war.
    »Diejenigen von uns, die nicht mit ihnen leben wollen, werden aus ihren Jagdgründen in das öde Land hinter den Bergen vertrieben, wo wir heilige, verbotene Traumpfade überschreiten und mit Stämmen zusammenleben müssen, die immer unsere Feinde waren.« Sie atmete schwer. »Wir sind dort Fremde und nicht willkommen. Es gibt nicht viel zu jagen. Für viele ist es einfacher, ihre Speere abzulegen, sich den Weißen anzuschließen und Althergebrachtes zu vergessen.«
    Anabarru biss sich besorgt auf die Lippen, und Lowitja fiel auf, wie alt ihre Kusine geworden war. Ihre Haare waren mit weißenSträhnen durchsetzt, ihr Gesicht zeigte Falten, der einst schlanke, feste Körper war abgemagert, das Fleisch hing ihr lose an den Knochen. Lowjita nahm ihre Hand; sie wusste, dass sie selbst in noch stärkerem Maß gealtert war. Sie beide würden nicht so lange leben wie die weißen Frauen, denn in ihrem Volk war es nicht bekannt, dass man die vierzig weit überschritt.
    »Du und Mandawuy seid hier in Sicherheit«, beruhigte sie Anabarru. »Für die Weißen ist es zu weit, und hier gibt es nichts, was sie haben wollten.«
    Anabarru schüttelte den Kopf. »Der weiße Mann hat unser Land schon betreten und an unseren Lagerfeuern gegessen.« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und schniefte. »Aber er war gut«, sagte sie, »ein Freund für uns alle.«
    »Du meinst den Weißen, der vor vielen, vielen Jahreszeiten kam?«
    Anabarru nickte. »Er ist zurückgekommen. Jon kam mit dem Sommerregen und sprach mit meinem Mann und den anderen Ältesten.« Sie drückte die Hand ihrer Kusine. »Aber er kam, um uns zu warnen, Lowitja. Er kann sich kaum mit uns in unserer Sprache verständigen, doch er berichtete uns von den Veränderungen im Süden. Er sagte, dass wir uns darauf vorbereiten müssen, uns zu verteidigen.«
    Lowitja fragte sich, was für ein weißer Mann das wohl sein mochte, denn wenn man Anabarru glauben wollte, hatte er nur wenig Ähnlichkeit mit den Teufeln, die ihr Volk in Meeaan-jin niedergemetzelt hatten. »Wie kannst du sicher sein, dass man ihm vertrauen kann?«, fragte sie nach. »War er allein?«
    »Es waren auch andere Weiße da, doch er ließ sie am Strand ein Lager aufschlagen, und die anderen durften sich uns nicht nähern oder in den Busch gehen.« Sie machte eine Pause und aß ein paar Beeren. »Watpipa ging jeden Tag mit ihm auf die Jagd. Er hat eine gute Menschenkenntnis, und er bewundert Jon.«
    Lowitja nickte, doch ihre Gedanken überschlugen sich. Anabarrus Mann war ein geachteter Ältester, und seine Meinung wurde respektiert – dennoch war dieser Jon eine Gefahr für sie alle, da er den Weg so hoch in den Norden gefunden hatte. »Ich habe Achtung vor seiner Weisheit«, begann sie, »doch der weiße Mann hat zwei Gesichter. Wie kannst du darauf vertrauen, dass er nicht andere hierherführt?«
    »An einem Tag waren wir unterwegs, als Jon etwas sah, das ihn in Aufregung versetzte. Watpipa und ich waren verwirrt, denn es war nur eine Höhle, die wir vor vielen Monden gefunden hatten. Sie war für niemanden von Nutzen.«
    Lowitja runzelte die Stirn. Anabarrus Worte ergaben keinen Sinn. »Warum sollte eine Höhle einen Weißen interessieren?«
    Anabarru hob die Schultern. »Es war nicht die Höhle«, erklärte sie, »sondern der glänzende Fels, den er darin fand.« Sie verzog das Gesicht. »Er nannte es › Gold ‹ .«
    »Gold«, murmelte Lowitja. Das Wort klang fremdartig. »Was ist dieses Gold?«
    »Er sagte uns, wir dürften es niemandem zeigen – nicht einmal den anderen Ältesten –, und er schwor auf ein heiliges Totem, das er Bibel nannte, dass er niemals einem anderen Weißen davon erzählen werde.«
    Lowitja merkte, dass ihre Kusine Jons Versprechen glaubte. »Dieses Gold muss ihm wichtig sein, dass er so einen Eid leistet«, stellte sie fest.
    Anabarru strich sich ihr ergrauendes Haar zurück. »Jon sagte, der weiße Mann suche dieses Gold und betrachte es wie einen großen Gott.« Sie zog eine Grimasse. »Es sind eigenartige Leute, Lowitja, denn wozu soll es schon gut sein? Man kann es weder als Waffe benutzen, noch essen oder anziehen, um sich vor der nächtlichen Kälte zu schützen.«
    Lowitja war so verblüfft wie ihre Kusine, doch sie war

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