Insel der Versuchung
mit ihm vor Einbruch der Nacht an der Grotte zu treffen, aber es könne auch später werden.
Ein leiser Eulenruf erklang aus der Eiche am Ufer hinter Max. Diesmal erschrak er nicht, denn inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, dass das braune Federknäuel seinen Frieden immer dann störte, wenn er es am wenigsten erwartete. In Caras Abwesenheit hatte ihm die Eule Gesellschaft geleistet.
Max schaute über seine Schulter und nickte voller Mitgefühl. „Dir fehlt sie auch, nicht wahr, George?“
Als die Eule erneut ihren Ruf hören ließ, bückte sich Max nach einem weiteren Kieselstein und warf ihn in den See, beobachtete die kreisförmigen Wellen auf der sich verdunkelnden Wasseroberfläche.
Als Cara gegen Mitternacht eintraf, wirkte sie erschöpft und froh zugleich.
„Mrs. Tompkins hat einen wunderschönen kleinen Jungen auf die Welt gebracht“, erklärte sie, während Max ihr vom Pferd half.
Als sie an seinem Körper hinabglitt, verspürte Max heftiges Verlangen, aber er unterdrückte es und sattelte das Pferd für sie ab, ehe sie gemeinsam in die Höhle gingen.
Erstaunt hielt sie inne, als sie sah, was er für sie vorbereitet hatte. Die Kerzen, die er in der Höhle angezündet hatte, tauchten das Innere in goldenen Schein, während das Festmahl, das er aufgetragen hatte - gebratenes Hähnchen mit Safranreis und spanischen Truita - die Luft mit einem Duft erfüllte, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
Das Lächeln, das Cara ihm schenkte, raubte Max den Atem.
„Hungrig?“ fragte er und zog sie an sich.
„Ja, aber ich denke, ich bin zu müde zum Essen.“
Zärtlichkeit wallte in Max auf. Er wollte sie unter sich ziehen und sich in ihr verlieren, aber er bezwang den Drang und küsste sie nur sanft. „Keine Sorge. Jetzt bist du an der Reihe, verwöhnt zu werden.“
Er zog sie zu dem Lager aus Strohmatratzen. Nachdem sie es sich zwischen den Kissen bequem gemacht hatte, fütterte er sie, bis ihr Hunger gestillt war. Dann entkleidete er sie bis aufs Hemd, löste ihr Haar, streifte sich selbst rasch die Kleider ab.
Als er zu ihr kam, legte er sich zu ihrer Verwunderung hinter sie und zog die Decke über sie beide.
Dann begann er, ihre steifen Schultern und verspannten Nackenmuskeln zu massieren, und sie seufzte selig.
„Du arbeitest zu viel“, sagte Max leise und rieb ihren Rücken. Caro stöhnte beinahe vor Wonne und Erleichterung. „Daran lässt sich nichts ändern. Dr. Allenby ist immer noch zu schwach, um sein Bett zu verlassen.“ Sie schloss die Augen und überließ sich ganz Max’ segensreichen Händen. „Vielleicht ist es selbstsüchtig von mir, aber ich hoffe, dass er bald wieder gesund ist. Ich kann unmöglich von hier fort, solange er krank ist.“
„Du machst dir Sorgen, dass du nicht bei Isabellas Befreiung helfen kannst.“
„Ja. Ich möchte die Inselbewohner nicht im Stich lassen.“
„Es scheint mir, dass hier ein anderer Arzt gebraucht wird, der Dr. Allenby einen Teil der Arbeit abnimmt.“
„Ich weiß.“ Sie war froh, dass sie sich vor Max nicht länger verstellen musste. Er begriff jetzt, warum sie nicht einfach dauerhaft die Aufgabe des Arztes übernehmen konnte - sie hätte keine Zeit mehr für den Orden gehabt, und sie wollte ihre Rolle bei den Wächtern auf keinen Fall aufgeben. „Dr. Allenby wird mit jedem Jahr gebrechlicher. Aber es wird schwer, einen anderen qualifizierten Arzt nach Kyrene zu locken.“
„Warum?“
„Weil jeder Arzt mit einem Funken Ehrgeiz lieber in London praktizieren würde als auf unserer kleinen Insel. Ich hatte gehofft, dass wir eines Tages hier ein richtiges kleines Krankenhaus bauen könnten, aber das erscheint mir inzwischen wie ein ferner Traum.“
„Nicht so fern, aber darüber kannst du dir morgen Sorgen machen. Jetzt musst du schlafen.“
Seine Lippen auf ihr Haar drückend, hörte er auf, ihr den Rücken zu reiben, und schlang einen Arm um ihre Mitte, bevor er sie an sich zog.
Caro genoss das Gefühl seiner Nähe. Sie spürte die Hitze seines Verlangens an ihren Pobacken und wusste, dass er sie begehrte, aber offensichtlich wollte er sie nur halten, bis sie einschlief.
Mit einem weiteren Seufzer sank sie gegen ihn. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, seine Wärme, die Kraft seiner Arme.
Sie wollte von dieser Kraft leben, den Trost annehmen, den Max ihr bot. Es war so lange her, seit jemand sie umsorgt hatte, so lange, seit sie das Gefühl gehabt hatte, jemand wache über sie, jemand, der stark war, wenn
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