Insel des Sturms
nun, in Ordnung. Ich koche inzwischen Kaffee.«
»Das wäre fantastisch. Obwohl Tee noch besser wäre, falls du welchen hast.«
»Kaffee?«, fragte Aidan, nachdem Darcy aus der Tür stolziert war. »Ich denke, dass du mir zumindest eine Tasse schuldest.«
»Schulde?«
Er trat entschieden auf sie zu. »Das war das zweite Mal, dass ich deinetwegen während eines Nahkampfs einen Schlag einstecken musste, dem ich andernfalls problemlos ausgewichen wäre. Oh, und außerdem könntest du dir ruhig ein wenig in die Backe beißen, um nicht noch breiter zu grinsen. Das Lachen in deinen Augen ist bereits Hohn genug.«
»Eigentlich lache ich gar nicht.« Trotzdem senkte Jude zur Vorsicht ihren Blick. »Aber den Kaffee kriegst du trotzdem.«
»Und was macht dein Schädel heute Morgen?«, wollte er wissen, während er hinter ihr das Zimmer verließ und die Treppe hinunter in Richtung der kleinen, sonnenhellen Küche stapfte.
»Dem geht es gut.«
Er zog verwundert seine Braue hoch. »Dann zeigt das Besäufnis also keine Nachwirkungen?«
»Vielleicht habe ich ein bisschen Kopfschmerzen.« Sie war zu stolz auf ihren Kater, um verlegen zu sein. »Aber meine Aspirin-Tabletten wirken bereits.«
»Da habe ich etwas wesentlich Wirksameres für dich.« Wie beiläufig fuhr er mit einer seiner Hände über ihren Nacken, wobei er auf wundersame Weise genau die Stelle traf, bei deren Berührung sie am liebsten laut geschnurrt hätte, ehe er, als sie in der Küche ankamen, seinen Spezial-Krug von der Anrichte holte und auf den Tisch stellte. Er enthielt eine dunkelrote, gefährlich aussehende Flüssigkeit.
»Gallaghers Katerheilmittel. Damit kommst du sofort wieder auf die Beine.«
»Sieht grässlich aus.«
»Ganz so furchtbar ist es gar nicht, auch wenn manche Leute sagen, das Rezept bräuchte geschmacklich noch eine leichte Verbesserung.« Er nahm ein Glas vom Regal. »Wenn ein Mann mit dem Verkauf von alkoholischen Getränken seinen Lebensunterhalt verdient, ist er es seiner Kundschaft schuldig, am nächsten Morgen ein Mittel gegen die Nachwirkungen zu servieren.«
»Aber ich habe wirklich nur leichte Kopfschmerzen.« Zweifelnd betrachtete sie das von ihm gefüllte Glas.
»Dann trink eben nur ein bisschen, und ich mache derweilen das Frühstück.«
»Ach ja?«
»Ein paar Schlucke von meinem Heilmittel, etwas zu essen und ein kleines Nickerchen.« Er drückte ihr das Glas entschieden in die Hand. Sie war ein wenig bleich, und unter ihren Augen zeichneten sich violette Ringe ab. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und zärtlich hin und her gewiegt, bis sie wieder die Alte war. »Und dann wirst du aufwachen
und vergessen haben, dass du letzte Nacht eine hedonistische Orgie gefeiert hast.«
»Es war keine Orgie. Schließlich waren überhaupt keine Männer anwesend.«
Er sah sie grinsend an. »Dann solltest du mich nächstes Mal dazu laden. So, und jetzt trinkst du hiervon etwas und kochst den Kaffee und den Tee, während ich den Rest übernehme.«
Es erschien ihr wie eine nette Fortsetzung eines gelungenen Abends, dass nun ein gut aussehender Mann in ihrer Küche das Frühstück zubereitete. Auch das war in ihrem ganzen Leben nie zuvor da gewesen.
Erstaunlich, wie schnell und wie vollkommen sich ein Leben ändern konnte, dachte sie verblüfft. Vorsichtig nippte sie an dem Gebräu, stellte fest, dass der Geschmack durchaus erträglich war, trank tapfer auch den Rest und setzte dann Kaffeewasser auf.
»Jude, du hast ja weder Würstchen noch Schinken im Haus.«
Den entrüsteten Klang seiner Stimme fand sie ehrlich amüsant. »Nein, ich esse solche Dinge nicht.«
»Du isst solche Dinge nicht? Aber was frühstückst du dann?«
Da das Entsetzen in seiner Stimme sich tatsächlich steigerte, konnte sie der Versuchung nicht länger widerstehen, ihn unter gesenkten Lidern lächelnd zu mustern. Sich vorzustellen, dass sie bereits vor dem Frühstück flirtete. »Für gewöhnlich stecke ich eine Scheibe Vollkornbrot in meinen Toaster und drücke dann die kleine weiße Taste.«
»Eine einzige Scheibe Toast?«
»Und eine halbe Pampelmuse oder ein Glas frisch gepressten Saft. Aber ich muss zugeben, hin und wieder vergesse ich mich und esse wahrhaftig ein ganzes Brötchen mit fettarmem Streichkäse.«
»Und das nennt eine vernunftbegabte Frau frühstücken?«
»Ja, und zwar auf eine sehr gesunde Art.«
»Amis!« Kopfschüttelnd nahm Aidan ein paar Eier aus dem Kühlschrank. »Ich frage mich, weshalb ihr euch einbildet,
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