Insel des Sturms
Gottes, was für ein geheimes weibliches Ritual endet denn in einem solchen Tohuwabohu?«
»Himmel, Aidan, halt endlich die Klappe. Mein Schädel dröhnt auch so bereits genug.«
Er hockte sich neben das Durcheinander roter Haare.
»Mädchen, du weißt doch, dass du von zu viel Wein immer einen dicken Schädel bekommst.«
»Wir hatten kein Bier«, murmelte Brenna entschuldigend.
»Nun, was soll man da machen? Aber zumindest habe ich das alte Gallagher’sche Gegenmittel dabei.«
»Ja?« Sie rollte sich auf die Seite, sah ihn aus trüben Augen an und packte flehend seine Hand. »Wirklich? Gott segne dich, Aidan! Der Mann ist ein Engel, Jude. Ich sage dir, er ist ein wahrer Engel. Man sollte ihm ein Denkmal auf dem Marktplatz von Ardmore errichten.«
»Wenn du dich weit genug aufraffen kannst, kriech am besten direkt in die Küche. Für alle Fälle habe ich einen ganzen Krug voll mitgebracht.« Er küsste Brenna auf die Stirn. »Und wo steckt meine Schwester?«
»In meinem Arbeits-, das heißt in dem zweiten Schlafzimmer«, erklärte Jude in, wie sie hoffte, kühlem, würdevollem Ton, während sie immer noch verschiedene Textilien vor ihre Brust presste.
»Gibt es dort viel, was kaputtgehen kann?«
»Wie bitte?«
Aidan richtete sich wieder auf. »Achte einfach nicht auf die Schreie und das Geschepper, das du sicherlich gleich hörst. Ich werde mein Möglichstes tun, um den materiellen Schaden in Grenzen zu halten.«
»Was meint er damit?«, wandte Jude sich nuschelnd an Brenna, als er aus dem Zimmer war.
»Oh!« Brenna gähnte ausgiebig. »Nur, dass Darcy es nicht allzu gut verträgt, wenn man sie morgens weckt.«
Beim ersten Schrei hob Brenna eine Hand an ihren Schädel und stöhnte leise auf. Schockiert zerrte sich Jude ihren Pullover über den Kopf und rannte in die Richtung, aus der lautes Krachen und unflätiges Fluchen drang.
»Nimm deine Pfoten weg, du herzloser Gorilla, sonst trete ich dir in den Südpol, dass du bis nach Dublin fliegst!«
»Nein, ich trete dir in den Hintern, wenn du nicht sofort aus dem Bett steigst und mit zur Arbeit kommst, Liebes!«
Falls die Worte und der bösartige Ton, in dem sie fielen, auch nur den geringsten Eindruck auf die gute Darcy machten, so ließ sie es sich nicht anmerken. Jude platzte gerade rechtzeitig ins Zimmer, um zu sehen, wie Aidan mit grimmiger Miene seine mit nichts als einem Büstenhalter und einem Slip bekleidete Schwester unsanft aus den Federn zerrte.
»Du brutaler Rabauke! Hör sofort damit auf!« In dem Bedürfnis, der neuen Freundin beizustehen, sprang Jude auf Aidan zu. Der Befehl und die Bewegung lenkten ihn lange genug ab, sodass Darcy die Faust ballen, die Zähne blecken und ihm einen gezielten Schlag in den Unterleib versetzen konnte.
Jude war sich nicht sicher, ob das Geräusch, das sie vernahm, wirklich von einem Menschen kam. Hin und her gerissen zwischen einem neuerlichen Schock und einer Woge weiblicher Belustigung, auf die sie alles andere als stolz war, beobachtete sie, wie Aidan in die Knie ging und sich Darcy wie eine Wölfin auf ihn warf.
»Aua! Himmel! Verdammt!« Er tat, was er konnte, um sich vor Darcy zu schützen, die genau, wie er es sie gelehrt hatte, schlug und trat und biss; und obgleich er sich immer noch nicht ganz von ihrem ersten Treffer erholt hatte, schaffte er es am Ende und hielt ihre Arme fest.
»Eines schönen Tages, Darcy Alice Mary Gallagher, werde ich vergessen, dass du eine Frau bist, und dir einen Hieb versetzen, bei dem dir Hören und Sehen vergeht.«
»Los, du widerlicher Macho!« Sie reckte das Kinn und blies sich die Haare aus den Augen. »Nun schlag schon zu!«
»Wahrscheinlich würde ich mir dabei noch die Hand brechen. So hübsch dein Gesicht auch sein mag, steckt dahinter tatsächlich ein Schädel aus Granit.«
Dann grinsten sie einander an, und er fuhr ihr in einer
Geste mit der Hand über die Wange, die gleichermaßen Erschöpfung wie Zuneigung verriet. Jude starrte die beiden reglos an.
»Und jetzt zieh dir endlich etwas an, du schamlose Person, und sieh zu, dass du zur Arbeit kommst.«
Offensichtlich nicht weiter betroffen von dem Gefecht mit ihrem Bruder schob sich Darcy die wirren Haare aus der Stirn. »Jude, kann ich mir vielleicht den blauen Kaschmirpullover ausleihen?«
»Hm, ja, natürlich.«
»Oh, was bist du doch für ein Schatz.« Sie hüpfte durch das Zimmer und kniff die Freundin in die Wange. »Keine Sorge, was ich kann, räume ich noch auf, bevor ich gehe.«
»Tja,
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