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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Kunden immer an die Spitze ihrer Liste, und die Männer wussten das. Das Vertrauen eines Mannes zu ihr wuchs Stück für Stück. Er wusste, dass sie da war, wenn er jemanden brauchte. Also war sie achtsam und suchte sich neue Kunden sorgfältig aus. Doch im Augenblick hatte sie zwei freie Plätze. Und so unterdrückte sie ihre Rufnummer, wie sie es immer tat, und wählte gleich die erste Nummer auf ihrer neuen Liste. Das Telefon klingelte fünfmal, dann sprang der Anrufbeantworter an. Eine ältere Dame hatte die Willkommensnachricht gesprochen. Da Wanda weder ihren Name und ihre Nummer auf Anrufbeantwortern hinterließ noch mit verheirateten Männern sprach, wenn sie es herausfand, legte sie auf. Sie strich den Namen auf der Liste durch und versuchte es mit der zweiten Nummer.
    Es klingelte dreimal, ehe ein Mann sich meldete. Er klang weit entfernt, und Wanda fragte sich, ob er mit dem Handy telefonierte.
    Wanda begann jedes Gespräch nach dem gleichen Muster: Sie erklärte, wer genau sie war und warum sie anrief. Und mit ihrer Begrüßung machte sie auch klar, dass der Kunde nun pro Minute bezahlen musste.
    „Du wirst gerade verführt“, sagte Wanda.
    „Das hatte ich gehofft.“
    Der Mann hatte eine raue Stimme. Sie stellte sich Batman aus dem letzten Film vor und hoffte, dass dieser Typ nur halb so gut aussah wie Christian Bale.
    „Also, was machst du?“, fragte sie. „Ich liege auf dem Sofa und trage mein Lieblingsnachthemd.“ Sie sagte nicht mehr „Negligé“, seit sie einmal gedanklich abgeschweift war und darüber nachgedacht hatte, wie Ken sie vernachlässigte und es dann aus Versehen „negligeant“ genannt hatte.
    „Ich sitze hier in meinem Büro und starre aus dem Fenster.“
    „Das ist die Nummer eines Dienstanschlusses?“
    „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin ganz allein. Niemand wird uns belauschen können.“
    „Tja, das ist ja auch deine Sache. Darauf habe ich keinen Einfluss.“
    „Erzähl mir was über dich.“
    Natürlich hütete sie sich davor, ihm die Wahrheit zu sagen. „Wer soll ich sein? Ich kann blond sein. Oder eine Brünette. Ich kann wie Julia Roberts aussehen oder Christie Brinkley oder sogar Madonna, allerdings nicht mit diesen spitzen BH-Dingern.“
    „Wie siehst du denn wirklich aus?“
    Die Schauspielerin Carol Burnett kam ihr in den Sinn – Carol Burnett als die ewig entnervte „Eunice“ –, aber das passte wohl kaum zur Situation. „Blond, schlank und sexy. Eine Frau, die du nicht mit nach Hause nehmen willst, um sie deiner Mutter vorzustellen.“
    „So ein Pech. Mir hat der ‘Hausfrauen-Typ’ immer gefallen.“
    „Tja, dann: blond, schlank und sexy mit einer Schürze. Und deine Mama würde mich trotzdem nicht mögen, weil ich besser koche als sie.“
    „Also, was kochst du gern?“
    „Kuchen“, sagte sie, ohne lange über die Antwort nachzudenken.
    „Mann, ich liebe einen guten Pie. Erzähl mir darüber.“
    Das hier war ganz sicher eine etwas seltsame, aber einzigartige Unterhaltung. Doch Wanda wusste, dass jeder Mann sein eigenes Tempo hatte, mit dem er sich auf die Anrufe einlassen konnte. Und das hier war zur Abwechslung mal erfrischend anders. Sie war es leid, intimere Teile von sich zu beschreiben, die doch nicht existierten.
    „Key Lime Pie ist mein Lieblingskuchen. Aber ich kann auch einen Pie mit Kokosnusscreme backen, bei dem du das Gefühl hast, gestorben und im Himmel zu sein.“ Sie erwähnte nicht, dass der letzte Versuch sie tatsächlich fast in den Himmel befördert hätte. Sich zwei Tage lang zu übergeben war nicht besonders romantisch.
    „Ist das je passiert? Dass jemand gestorben und in den Himmel gekommen ist, während du mit ihm gesprochen hast?“
    „Nicht gestorben“, entgegnete sie kokett. „Aber der eine oder andere Mann hat durchaus erwähnt, dass der Himmel diese Anrufe geschickt haben muss.“
    Er lachte. Es war ein Lachen, das so rau klang wie seine Stimme. „Ich mag Frauen mit Humor.“
    Sie merkte sich das. Nicht jeder war dieser Meinung. Einige Männer waren sich sicher, dass man über sie lachte. Dieser hier hatte ein etwas stärkeres Selbstbewusstsein.
    „Erzähl mir was über dich“, sagte sie. „Wie bist du? Was magst du? Ich bin hier und höre einfach nur zu.“
    „Wird das denn nicht langweilig für dich?“
    „Wenn es so wäre, würde ich es nicht machen.“
    „Es macht dir nichts aus, dass du mich nicht sehen kannst? Dass du nichts über mich sagen kannst?“
    „Ich weiß zum Beispiel, dass

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