Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
du Raucher bist.“
„Woher?“
„Die Stimme. Es ist die Stimme eines Rauchers. Und eines Whisky-Trinkers.“
„Nein, das Letzte stimmt so nicht. Diese Sehnsucht bekämpfe ich. Entschieden.“
„Gut für dich. Das hilft auch nicht weiter, sondern bringt einen nur um.“
„Manchmal klingt das allerdings ziemlich verlockend.“ Er schwieg einen Herzschlag lang. „Aber nicht, wenn ich mich mit einer blonden, sexy Frau mit Schürze unterhalte. Einer Kuchenbäckerin.“
Sie lächelte. Sie mochte die Männer, mit denen sie telefonierte, nicht immer. Aber sie war sich sicher, dass dieser hier ihr gefallen würde.
„Was noch?“, fragte sie. „Ich höre. Ich habe die ganze Nacht lang Zeit, wenn du willst.“
„Willst du meinen Namen wissen?“
„Dein Vorname reicht mir.“
„Du kannst mich Shadow nennen.“
„Wie der Schatten, der alles verbirgt. Ein Schatten ohne Gesicht“, vermutete sie.
„Genau. Und wie soll ich dich nennen?“
„Du kannst Sunshine zu mir sagen.“
„Keine Geheimnisse? Überhaupt keine?“
„Keine, die du kennen musst.“
„Ich denke, damit kann ich leben.“
„Also, Shadow, erzähl mir mehr.“
„Leider muss ich jetzt Schluss machen. Aber rufst du wieder an? Beim nächsten Mal, wenn ich meine Nummer hinterlasse?“
„Worauf du dich verlassen kannst.“
Sie legte auf und fragte sich, wer Shadow wirklich war. Die Möglichkeiten faszinierten sie. Eines war sicher: Sie würde ihn wieder anrufen. Es war etwas, auf das sie sich schon jetzt freute.
16. KAPITEL
A ls Wanda am Sonntagmorgen aufwachte, lag Ken schlafend neben ihr. Einen Moment lang war sie so verwirrt, dass sie beinahe die Arme um ihn geschlungen und sich an ihn gekuschelt hätte. Aber die Erinnerung und ihr gesunder Menschenverstand retteten sie davor. Zwischen ihnen hatte sich nichts verändert, bis auf die Tatsache, dass Ken abends ein bisschen früher nach Hause kam. Falls der gute alte Ken – um es mit den unsterblichen Worten der Eagles zu sagen – im „Betrügerviertel der Stadt“ unterwegs war, kam er zumindest in dieser Woche jeweils um Mitternacht zurück auf die „verheiratete Seite“.
Trotzdem – ihn beim Aufwachen neben sich liegen zu haben war eine ganz neue Erfahrung. Sie nahm an, dass ihn schlicht die Erschöpfung übermannt hatte. Der Mann musste irgendwann mal schlafen, und er zahlte schließlich immer noch den größten Teil ihrer Miete. Obwohl sie im Augenblick natürlich gar nichts bezahlten, bis die Reparaturen endlich erledigt waren.
„Wenigstens unternimmt Ms Deloche endlich etwas“, murmelte sie, als sie ihre Beine aus dem Bett schwang. Ein Handwerker von den Handy Hubbies war vorbeigekommen. Am Freitag hatte er das Leck in der Decke über dem Badezimmer repariert, den Rost aus der Toilettenschüssel entfernt und einen neuen Ofen eingebaut – gut, er war nicht nagelneu, aber er war auch noch nicht so alt. Morgen würde der Mann wiederkommen, um sich den Boiler anzuschauen und die restlichen Löcher zu verspachteln. Dann würde Wanda auch die Miete für den Mai bezahlen. Eine Abmachung war eine Abmachung, und sie war kein Mensch, der so etwas vergaß.
„Mach genug Kaffee, damit es noch für mich reicht.“ Ken zog sich ihr Kissen über den Kopf.
„Sicher, Süßer. Alles, was du willst.“
Sie zog sich ihren Morgenmantel an und schlüpfte in die Pantoletten mit Straußenfedern, die ihr Sohn ihr geschenkt hatte. Anders als Wandas Tochter Maggie traf Junior mit seinen Geschenken immer ins Schwarze. Selbstverständlich liebte sie ihre beiden Kinder gleich stark. Maggie erinnerte sie sehr an Ken, und früher hatte sie das einmal als ein großes Geschenk empfunden.
In der Küche kochte sie gerade so viel Kaffee, dass es für sie reichte, und rührte die üblichen Verdächtigen hinein. Im Kühlschrank fand sie noch ein Stück Kuchen. Es war ein Pie, den sie gern „Zitronen-Wonne“ nannte. Genüsslich verspeiste sie ihn bis auf den letzten Krümel. Sie blätterte noch immer im People Magazine, als Ken frisch rasiert und geduscht zu ihr trat.
„Kaffee?“, fragte er.
„Schmeckt köstlich, wenn du mich fragst.“
„Ich meine, hast du mir welchen übrig gelassen?“
„Tut mir leid. Ich dachte, du schläfst noch tief und fest.“
„Meinst du, ich weiß nicht, was du machst, Wanda?“
Einen Moment lang fühlte der Pie sich wie ein Kloß an, der in ihrer Speiseröhre steckte. Dann wurde ihr klar, dass Ken nicht über VERFÜHRT sprach. Er meinte nur den
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