Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
die alten Männer verschwunden waren.
„Ich denke, Sie können auch bleiben“, sagte Gladys leise. „Aber das Shuffle Board hat es jetzt auf Sie abgesehen. Die Männer haben großen Einfluss. Finden Sie einen Weg, um sie zu besänftigen. Haben Sie verstanden?“
Tracy fragte sich verwundert, wie sie eigentlich in all das hineingeraten war.
15. KAPITEL
W ie ein begossener Pudel fuhr Tracy nach Hause, duschte und zog sich um. Als sie dann in die Stadt fuhr, um für den Abend mit Lee einzukaufen, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt Gesellschaft wollte. Aber ihm zu erklären, wie sie vollständig angekleidet im Schwimmbecken des Freizeitzentrums gelandet war, klang einfach lächerlich. Also kaufte sie Brie und frische Früchte, Weißwein und die Zutaten für Wodka Martini. Der Einkauf riss ein großes Loch in ihren Geldbeutel, aber sie erinnerte sich daran, dass sie jetzt einen Job hatte. Wenigstens bis zur nächsten Katastrophe.
Es blieb gerade noch genug Zeit, um sich selbst zurechtzumachen und das Haus ein bisschen herzurichten, ehe Lee an die Tür klopfte. Sie ließ ihn herein und bewunderte das gemusterte blaue Seidenhemd, das das faszinierende Blau seiner Augen noch besser zur Geltung brachte.
„Ich konnte nicht widerstehen“, sagte er und hielt ihr eine Tüte entgegen. „Die hier kommen direkt aus dem Wasser, und dazu gibt es meine Lieblingssoße. Sie wird vor Ort zubereitet.“
Sie küsste ihm auf die Wange und nahm die Tüte. Darin erblickte sie gedünstete Shrimps und ein Gläschen mit Cocktailsoße. „Was für ein Leckerbissen. Ich merke gerade, dass ich am Verhungern bin.“
„Wollten Sie draußen sitzen? Ich kann alles nach draußen bringen.“ Er folgte ihr in ihre winzige Küche.
„Wir können die Shrimps auf einen Teller legen und die Soße in einem Schälchen dazustellen.“ Sie wies auf die Anrichte. „Ich habe Käse, Früchte und Cracker. Allmählich klingt es wie eine Mahlzeit.“
Während sie die Weinflasche öffnete, richtete Lee geschickt alles an. Sie bot ihm einen Martini an, aber sie einigten sich schließlich doch darauf, den Wein zu trinken.
Ein paar Minuten später saßen sie an dem kuriosen alten Metalltisch, der zu dem Haus dazugehört hatte. Tracy hatte eine waldgrüne Tischdecke daraufgelegt und in die Mitte ein Blumenarrangement mit Kerzen aus dem Lebensmittelladen gestellt. Jetzt entzündete sie Citronella-Kerzen, die in einigen ihrer größeren Muschelschalen auf der kleinen Terrasse verteilt standen, und nahm Lee gegenüber Platz.
Lee hatte den Weißwein schon eingeschenkt. „Auf die Nachbarn.“ Er erhob sein Glas.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal darauf anstoßen würde.“ Die Gläser klirrten.
„Tja, Sie waren auch eine Überraschung für mich. Ich hätte niemals gedacht, dass eine so hübsche Frau hier einziehen könnte.“
Sie lächelte das Lächeln, das sie auf dem Schoß ihrer Mutter gelernt hatte. „Die hübsche Frau hätte das auch nicht erwartet.“
„Sie haben in den letzten paar Jahren sehr viele Veränderungen erlebt.“
„Diese dramatischen Umbrüche waren notwendig, damit ich mein Leben einmal überdenke.“
„Und haben Sie das getan? Ihr Leben überdacht?“
„Na ja, zeitweise tue ich es.“ Da Selbstbetrachtung noch immer etwas Neues für sie war, sprach sie nicht gern darüber – wie über ein Hobby, das man noch nicht gut beherrschte. „Und wie sieht es bei Ihnen aus? Sie hatten auch einiges zu verkraften.“
„Lassen Sie uns darauf anstoßen, dass man sich ständig weiterentwickelt.“ Wieder klangen die Gläser.
Sie unterhielten sich über den Tag, dann über die Häuser, die er hoffte zu verkaufen, die trostlose Situation der Wirtschaft Floridas, die Gaskosten. Die Shrimps waren verspeist, und der Brie, den sie mit Butter beträufelt und mit gehobelten Mandeln bestreut hatte, war ebenfalls fast aufgegessen. Sie erhoben sich vom Tisch.
Tracy hatte sich zwei Gläser Wein gegönnt. Da sie den ganzen Tag über nur wenig gegessen hatte, stieg ihr der Alkohol direkt zu Kopf. Obwohl Lee nur wenig Wein getrunken hatte, schien er ebenfalls sehr entspannt zu sein. Beim geringsten Anlass brachen sie in Lachen aus. Schließlich erzählte sie ihm von ihrem Sprung in den Pool, um einen Jungen zu retten, der vermutlich in der Lage gewesen wäre, sie beim Schwimmen abzuhängen. Als sie wieder lachten, musste sie zugeben, dass es inzwischen tatsächlich witzig war.
Mittlerweile war der Himmel beinahe schwarz, und
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