Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Ankündigung.
„In zwei Wochen beginne ich mit der Arbeit an dem Wandgemälde für die Zentralbibliothek. Mein Entwurf hat ihnen gefallen, und sie haben mir einen Assistenten an die Seite gestellt, der mir helfen wird.“
Wieder redeten alle durcheinander. Tracy hatte den Entwurf gesehen. Janya hatte eine Collage aus Szenen verschiedenster bekannter Bücher für Erwachsene und Kinder gestaltet. Es war fantastisch.
Katie erzählte von dem Brief, den sie von ihrem Ehemann aus dem Irak bekommen hatte. Und Olivia sagte, dass sie für ein Stück in der örtlichen Laientheatergruppe probte.
Tracy hatte nichts Neues zu erzählen. Sherrie war zu Besuch gekommen und hatte Tracys neues Leben gutgeheißen. Der Job im Freizeitzentrum gefiel Tracy von Tag zu Tag besser. Die juristische Arbeit mit Wild Florida befand sich in Phase zwei. Und auch sie und Marsh hatten die nächste Stufe ihrer Beziehung erreicht, die eine Menge Versprechungen beinhaltete – wenn sie denn herausfanden, wie zwei so unterschiedliche Menschen ihr Leben teilen konnten. Das Leben in Florida war ein stetiger Prozess, der mit viel Arbeit und Kraft verbunden war. Doch es gab auch so vieles, auf das sie sich freuen konnte. Sie wusste nicht, ob sie das vorher schon einmal so empfunden hatte.
„Ich habe da etwas.“ Alice erhob sich und verschwand im Flur.
„Deine Großmutter sieht wirklich gut aus“, sagte Wanda zu Olivia, die auf dem Boden hockte und Bauklötze stapelte, damit Frankie sie umwerfen konnte.
„Sie ist glücklich“, erwiderte Olivia.
Tracy dachte, dass auch Olivia glücklicher war – obwohl ihr Vater nicht mehr bei ihr war. Ein Mal hatte sie Lee im Gefängnis besucht, aber seitdem hatte sie nicht mehr danach gefragt, noch einmal dorthin zu fahren. Jahre würden vergehen, bis Olivia all das verarbeitet hätte, was ihrer Familie widerfahren war. Doch sie hatte jede Menge Menschen, die ihr zuhören und zur Seite stehen würden, wenn sie diesen Schmerz durchleben musste.
Alice kehrte mit einer Einkaufstüte zurück. Sie blieb vor Tracy stehen und nahm ein kleines Wollknäuel heraus, das mit einer Schleife zusammengebunden war. Tracy blickte hoch, um zu sehen, ob Alice es tatsächlich ernst meinte. „Nein, du machst Scherze, Alice. Du hast keine Ahnung, wie schlecht ich in solchen Dingen bin.“
Alice schnalzte kopfschüttelnd mit der Zunge und ging zu Wanda, die das gleiche Knäuel bekam und ebenfalls Protest erhob.
Janya nahm ihre Wolle lächelnd entgegen. „Oh, das wird ein Spaß.“
Das letzte Bündel war für Katie.
„Olivia hat schon …“ Alice nahm wieder Platz. „… einen Schal gemacht. Sie ist erst zehn. Also, keine Ausreden.“
Tracy betrachtete die Häkelnadel und die glitzernde rote Wolle. Sie versuchte, sich eine Gelegenheit vorzustellen, zu der sie diesen Schal tragen würde – doch es wollte ihr keine einfallen. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie sie Alice sagte, dass sie auf keinen Fall Häkeln lernen wollte.
Doch sie konnte es nicht.
Alice hielt ihre eigene Häkelnadel hoch. „Wir beginnen mit einer Luftmaschenkette.“
Tracy dachte, dass die Frauen bereits eine Kette geschaffen hatten – eine solide Kette –, und jedes einzelne Glied war hier im Zimmer.
– ENDE –
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