Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
lachte. „Wieso meinst du, dass es nur ein kleines Stück sein wird?“
Er war zu beschäftigt damit, sie zu küssen, um ihr darauf eine Antwort zu geben.
EPILOG
Sie trafen sich jeden Donnerstagabend. Keine der Frauen wusste so genau, warum es so war. Niemand hatte es beschlossen. Am ersten Donnerstagabend hatte Janya ihre Nachbarinnen zu sich eingeladen, um die Hennatattoos auszuprobieren. Am folgenden Donnerstag hatte Wanda einen Süßkartoffel-Pie für sie gebacken. Bei der Gelegenheit wollte sie ihnen gleich die neuen Marmorfliesen zeigen, die Ken und Tracy verlegen wollten, wenn es im Freizeitzentrum etwas ruhiger zuging. In der vergangenen Woche hatte Tracy sie alle zum Abendessen eingeladen. Sie wollte ihnen beweisen, dass sie tatsächlich den Kochkurs für Anfänger im Freizeitzentrum besuchte und inzwischen einen durchaus zufriedenstellenden Makkaroni-Käse-Auflauf machen konnte – wenn schon sonst nichts.
An diesem Abend war Alice dran. Sie hatte sie gebeten, auf eine Süßspeise zu ihr zu kommen. Der Duft von Schokolade begrüßte Tracy, als Alice sie ins Haus ließ. Sie konnte Stimmen hören und wusste, dass einige der anderen Frauen schon da waren. Unter ihnen war auch Katie, die inzwischen zu ihrer Clique gehörte. Besonders lieb hatte Alice Frankie, der irgendwo in der Nähe fröhlich quietschte.
„Wow, sieh dir diese Halloween-Dekoration an!“
„Karen liebte Halloween.“ In den vergangenen Wochen hatte Alices Sprachvermögen sich deutlich verbessert, und sie hatte glücklicherweise ein bisschen zugenommen. Ohne Lee, der jede ihrer Bewegungen verfolgt hatte, war sie auch viel selbstbewusster geworden. Diese Sicherheit half ihr in allen Lebensbereichen. Sie fuhr wieder Auto, was vor allem für Olivias Freizeitaktivitäten wichtig war. Manchmal lief Olivia aber auch zu Fuß zum Freizeitzentrum und fuhr später mit Tracy zusammen nach Hause.
„Sind das einige ihrer Dinge?“ Tracy nahm ein Spukhaus aus Keramik hoch, das inmitten einer Geisterstadt auf einem Beistelltischchen stand.
„Lee hat einige Kartons aufbewahrt. In der Waschküche. Olivia hat die Sachen gefunden.“
„Es muss tröstlich für sie sein, dass sie die Tradition ihrer Mutter fortführen kann.“
Alice lächelte traurig. „Sie ist Karen so ähnlich.“
Janya kam mit Frankie auf dem Arm aus Olivias Zimmer, und Katie, die den Arm um Olivias Schultern gelegt hatte, folgte ihr.
„Hey, Leute“, sagte Tracy. „Rieche ich da Brownies?“
„Küchlein“, erwiderte Olivia. „Wie meine Mom sie immer zu Halloween gemacht hat. Ich habe sie selbst gebacken.“
Halloween war zwar erst in einem Monat, aber Tracy wusste, dass auch die kommenden Wochen schon gefeiert werden würde. „Hey, wenn du so gut Küchlein backen kannst, dann könntest du doch an Halloween für deine Freunde hier draußen eine Party veranstalten.“
Sie wollte gerade vorschlagen, Herbs Häuschen in ein Geisterhaus zu verwandeln, da das Haus endlich leer geräumt und bereit zur Weitervermietung für den Winter war. Doch vielleicht war ein Geisterhaus zu nah an der Wahrheit. Herb hatte auf seine Art jede von ihnen heimgesucht. Und nachdem sein Geist nun seinen Frieden gefunden hatte, sollte sie es besser dabei belassen. Nur für den Fall.
Wanda kam mit einer Tasche voller Bücher und Zeitschriften für Alice herein. Janya hatte Ableger für sie angezüchtet, und sie unterhielten sich über die passende Fensterbank. Nachdem sie eine Weile geredet und Olivia dabei zugesehen hatten, wie sie die Aquariumfische fütterte, servierte Alice ihnen Kaffee und Tee auf einer Spitzentischdecke. Dazu gab es die Küchlein. Sie waren mit Zuckergussfäden verziert, die aussahen wie Spinnenweben. Kleine Spinnen aus Weingummi und Lakritz vollendeten die Kunstwerke aus Kuchenteig. Die Decke auf dem Tisch stammte zwar aus dem Supermarkt, doch bei ihrem letzten Treffen hatte Alice ihnen das neue Ananas-Tischtuch gezeigt, das sie für Olivia häkelte. Sie hatte schon große Fortschritte gemacht.
„Ich habe Neuigkeiten“, sagte Wanda. „Kenny und ich werden über Weihnachten eine Kreuzfahrt nach Puerto Rico machen. Ich weiß, dass einige von euch schon überall waren, aber ich bin so gut wie nie aus dem Haus gekommen. Das ist so aufregend. Es fühlt sich an wie die zweiten Flitterwochen.“
Im Nu redeten alle durcheinander und schlugen vor, was man mitnehmen musste und was man an Bord machen konnte. Als sie sich wieder etwas beruhigt hatten, machte Janya ihre eigene
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