Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
sein wie sie. Sie zuckte die Schultern und folgte Katie hinein. Angesichts der Form des Wohnzimmers handelte es sich beim vorderen Teil eindeutig um die ehemalige Veranda, die inzwischen geschlossen worden war. Katie legte den kleinen Jungen in die Ecke des L-förmigen Sofas und stopfte vorsichtig ein langes schmales Kissen vor ihn. Selig schlummerte er weiter.
Die Küche war winzig, aber die Haushaltsgeräte wirkten neu. Die Schränke waren rustikal und weiß gestrichen, und blau marmorierte Arbeitsflächen setzten Farbakzente. Katie nahm Tracy die Lebensmittel ab und stellte sie auf die Anrichte.
„Sie waren also Herbs Nachbarinnen“, sagte Katie. „Er ist ein paar Mal hier gewesen – nur um sicherzugehen, dass es Frankie und mir hier gut ging. Er war so ein netter alter Mann.“
Tracy war sprachlos. Sie wusste nicht, was sie fragen sollte. Wanda hingegen hatte kein Problem damit.
„Sie kannten ihn nicht gut?“ Sie begann, die Tüte auszupacken, und reichte Katie die Sachen, damit sie sie wegstellen konnte. Zwei Liter Milch. Ein Baguettebrot. Frische Pilze.
„Oh nein, überhaupt nicht“, entgegnete Katie, die gerade etwas in den Kühlschrank räumte. „Aber nachdem er sich all die Jahre so um Mom gekümmert hat, war ich froh, seine Bekanntschaft zu machen. Sie hat immer gesagt, dass sie sich nicht vorstellen könne, was sie getan hätte, wenn Herb sie nicht unterstützt hätte.“
„Unterstützt?“, wiederholte Tracy.
„Kann ich ein Glas Wasser haben?“, fragte Olivia.
„Aber sicher.“ Katie machte den Kühlschrank zu und nahm ein Glas aus dem Schrank neben der Spüle. „Sonst noch jemand?“
Die Wasserpause half Tracy nicht, die Puzzleteile zusammenzufügen. „Tut mir leid, Katie, aber wir sind … völlig verwirrt. Ihre Mom kannte Herb auch?“
„Na ja, nicht so gut, wie man einen Freund kennt. Aber Herb hat sich jahrelang um dieses Grundstück gekümmert. Und sie hat sich jedes Mal mit ihm getroffen, wenn sie hier war, um nach dem Rechten zu sehen. Sie mochte ihn sehr. Sie sagte, er habe sich um das Haus und den Garten gekümmert, als sei es seins gewesen. Einen solchen Service kann man mit Geld gar nicht bezahlen.“
Offensichtlich konnte man Tracy ansehen, was sie empfand, denn Katie verstummte plötzlich. Es entstand eine lange Pause.
„Vielleicht sollten Sie mir einfach erzählen, was eigentlich los ist“, sagte Katie schließlich.
„Ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll“, erwiderte Tracy ehrlich. „Es ist ziemlich unglaublich, Katie.“
„Herb hat Mom eine Million Dollar vermacht?“ Sie machte Scherze, aber sie lächelte nicht.
„Nein, aber … na ja, er hat ihr etwas hinterlassen. Seinen Namen. Herb Krause war eigentlich nicht Herb Krause. Sein richtiger Name war Clyde Franklin. Er war Ihr Großvater.“
35. KAPITEL
J eder Winkel des Palmetto Grove Freizeitzentrums war geputzt und poliert worden. Die Flure waren neu gestrichen und mit Fotocollagen der Sommeraktivitäten geschmückt. Die Bilder waren Tracys Idee gewesen, und einige der älteren Kinder hatten eine echte Begabung für das Fotografieren, Ausdrucken und Anordnen der Aufnahmen gezeigt. Die Fußböden in den Gruppenräumen glänzten, und die Kinder, die sie ausgewählt und in Gästebetreuung unterwiesen hatte, führten höflich die Besucher im Gebäude herum.
„Alles hat sich so gut zusammengefügt. Das ist ein großer Tag, Tracy, und das ist zu einem großen Teil Ihr Verdienst.“ Gladys trug einen roten Rock und eine dazu passende Bluse, um das Shuffleboard-Team zu unterstützen. Sie hatte sich das Haar frisiert und Make-up aufgelegt. Woody, der von einem Ende des Zentrums zum anderen rannte, um niemanden zu verpassen, hatte einen Anzug angezogen.
Tracy freute sich auch darüber, wie der Tag sich entwickelte. Das Coastal Florida Shuffleboard Tournament war in vollem Gange, und bisher lief alles reibungslos. Die Eröffnung war fröhlich und beschwingt gewesen, und der Partyservice, der ein kontinentales Frühstück für die Spieler angerichtet hatte, sprach schon jetzt von einem Erfolg. Inzwischen wurde das Mittagessen vorbereitet.
Nach Runde eins und zwei schlug sich das Gastgeber-Team sehr gut. Die Erwachsenen putzten die anderen Mannschaften weg. Sie hatten bereits ihre Gegner vom Jachtklub geschlagen, und Tracy tat Carol, die Eventmanagerin, leid. Die Kinder vom Sommercamp hatten zwar eine Niederlage einstecken müssen, aber ihre besten Spieler waren erst am Nachmittag dran.
Unten stand
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