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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Brust.
    Ja, der Vanax würde am Leben bleiben.
    Nicht nur das – er würde vollends genesen und wieder der alte Atreus sein, der starke, unerschütterliche Bruder, den sie kannte und liebte. Bald würde er wieder sein gewohntes Leben führen und seinen Pflichten nachkommen, was im Grunde ein und dasselbe war.
    Und ich werde frei sein … Dieser Gedanke war unter Kassandras Würde. Trotzdem ließ er sich nicht verdrängen. Sie würde immer Atreides heißen, aber nicht mehr die Position der Atreides einnehmen. Die Menschen würden sich an alles erinnern, was sie in diesen letzten Tagen getan hatte, und es sicher zu schätzen wissen. Doch sie würden erleichtert aufatmen, wenn sich der akoranische Alltag normalisierte.
    So wie ihr eigener.
    Nicht mehr die Atreides. Aber immer noch Kassandra?
    Nach ihrer Geburt hatten sie die Eltern Adara genannt. Das bedeutete »schön«. Solche Namen pflegten liebevolle Väter und Mütter ihren Töchtern zu geben. Als sie noch sehr jung gewesen war, hatte sich ihre »Gabe« gezeigt. Deshalb war sie in Kassandra umgetauft worden, denn die Akoraner sollten sich an die Tragödie von Troja erinnern und bedenken, was geschehen konnte, wenn man die Weissagungen einer Seherin ignorierte.
    Wie mochte es gewesen sein, Adara zu heißen? Das wusste sie nicht mehr. Sie hatte sich immer nur als Kassandra betrachtet.
    War sie es nach wie vor? Wenn sie jetzt eine Vision heraufzubeschwören suchte – würde es ihr gelingen?
    Allein schon bei diesem Gedanken spürte sie einen heftigen inneren Widerstand. Das wollte sie nicht mehr. Wenn sie nie wieder die Wege in eine mögliche Zukunft erblicken würde, wäre sie überglücklich. Aber sie musste ihre Pflicht erfüllen und ihr Volk vor allen Gefahren warnen, die ihm drohten.
    Atreus schlief so friedlich. Wie gern würde sie seinem Beispiel folgen … Noch inständiger wünschte sie sich, ein normales Leben zu führen – wie Joanna und ihre Mutter und zahlreiche andere Frauen, die sie kannte. Wäre es nicht wunderbar, nichts vorauszusehen, die Zukunft einfach hinzunehmen, mitsamt allen Überraschungen?
    Was Royce ihr bedeuten würde, hatte sie nicht einmal geahnt, als sie nach England gereist war, um gewisse Geheimnisse zu ergründen. Stimmte das? Oder war der Mann, der Akora und auch sie retten würde, vor ihrem geistigen Auge erschienen? Der Mann, der sie so zornig und gekränkt angestarrt hatte, nachdem ihm ihre selbstmörderische Absicht bewusst geworden war … Ihr ganzer Körper spannte sich an.
    Plötzlich stand sie auf, trat ans Fenster und hoffte, der Nachtwind würde ihre erhitzten Wangen kühlen.
    »Bedrückt dich irgendetwas, Kassandra?«, fragte ihre stets einfühlsame Mutter.
    Hastig drehte sie sich um, fühlte Royces Nähe viel zu intensiv. »Nein, natürlich nicht. Mein Bruder hat seinen Kampf gegen den Tod gewonnen. Nur das zählt.«
    »Wir alle freuen uns über seine Genesung«, bemerkte ihr Vater, der sie in ihrer Kindheit so oft hochgehoben, zum Lachen gebracht und ihre Tränen getrocknet hatte – der sie so gut kannte. »Aber andere Dinge sind ebenso wichtig.«
    »Jetzt ist Akora sicher.«
    »Dank dir und Royce.« Der Engländer, der als Fremder in das Königreich gekommen und aus Liebe zu einer Akoranerin hier geblieben war, fuhr fort: »Zu dieser Sicherheit gehört auch das Wohl einzelner Personen. Also beantworte die Frage deiner Mutter. Bedrückt dich irgendetwas?«
    Nein – ja – alles. Oh Gott, was sollte sie ihren Eltern erklären, die sie liebten und respektierten, die ihr vertrauten? Welche Meinung sie von ihr hatten – darauf legte sie großen Wert. Niemals würde sie es ertragen, die beiden zu enttäuschen. »Ich bin – müde.«
    »Dann musst du dich ausruhen.« Phaedra erhob sich von dem Stuhl am Bett ihres Sohns, eilte zu ihrer Tochter und umarmte sie. So wie das kleine Mädchen, vor all den Jahren … Viel zu schnell verstrich die Zeit, das erkannten sie beide in diesem Moment. »Geh jetzt schlafen. Atreus lebt. Bald wird Alex eintreffen. Und Deilos muss sich vor Gericht verantworten. In diesen letzten Tagen hast du den Vanax würdig genug vertreten. Vergiss alle Sorgen, und überlass dich einem erholsamen Schlummer.«
    »Ich liebe dich«, flüsterte Kassandra und spürte, wie innig ihre Gefühle erwidert wurden.
    Lächelnd rückte Phaedra ein wenig von ihr ab, um sie anzuschauen, und zwei Seelen fanden sich. In ihren Augen lag alles, was ihr Herz erfüllte. »Und du machst mich glücklich, weil du mein Leben

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