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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Bauwerk. Das hatte sie schon immer fasziniert.
    Hinter einer Ecke des Palastes führte eine Treppe empor.
    Langsam stieg Kassandra hinauf und fragte sich, wann sie zuletzt da oben gewesen war. Vor mehreren Jahren. Vielleicht mit achtzehn? Bewundernd hatte sie die Sterne betrachtet.
    Auf Akora gab es andere Orte, wo jene, die Bescheid wussten, den Himmel studierten und kartographierten. Damit befassten sie sich an verborgenen Stellen jenseits des Lichts. Sogar das kleinste Feuer war verboten. Aber das Dach des Palastes, den ältesten dieser Orte, hielt man für den wichtigsten und ehrwürdigsten.
    Einer Legende zufolge hatten die frühen Bewohner Akoras vom Gipfel dieses Hügels aus den Himmel beobachtet, noch bevor der Palast erbaut worden war.
    Daran glaubte Kassandra, denn sie hatte die alten Berichte in der Bibliothek gelesen. Darauf waren die Bewegungen der Sterne und Sternbilder genauso eingezeichnet, wie sie im Lauf der Zeit ihre Positionen veränderten – sogar der Fixstern des Nordens. Zahlreiche Pergamente enthielten die Aufzeichnungen längst verstorbener Himmelsforscher und – forscherinnen, die unsterblichen Ruhm erworben hatten. An einigen Stellen waren einzelne Handschriften zu erkennen, auch mehrere zittrige Zeilen, die verrieten, wann sich die Wissenschaftler besonders müde gefühlt oder gefroren hatten. Und es gab sogar persönliche Notizen.
    »Wie grandios ist der Himmel! Wie bedeutungslos sind wir, die wir ihn zu verstehen suchen, und doch – welch ein edles Unterfangen!«
    »Wie gern wäre ich heute Nacht bei Polydorus!«
    »Welchen Lockruf höre ich, der mich wie die Ebbe nicht zum Meer zieht, sondern zu den Sternen hinauf? Warum spüre ich, dass meine Heimat da oben liegt?«
    »Meine Füße sind gefühllos!«
    »Ein Komet! Ich habe einen Kometen gesehen! Also hat mein Leben einen Sinn!«
    »Nur ein Narr vergisst in solchen Situationen sein Abendessen. In diese traurige Kategorie soll man mich einordnen.«
    »Die neuen Linsen sind fertig. Was werden sie uns enthüllen?«
    »Wir sind so schrecklich klein.«
    Und doch voller Leben.
    In der Ferne sah Kassandra den Dachgarten, vor langer Zeit angelegt und immer noch sorgsam gepflegt. Davor erstreckte sich eine große Fläche aus Steinen und Ziegel, und im Norden ragte die Kuppel des Observatoriums empor.
    Mit langsamen Schritten ging sie darauf zu und hielt sich an die Wege, die man für solche Wanderungen geschaffen hatte. Mittlerweile war der Mond untergegangen und hatte einen Himmel voller gleißender Sterne zurückgelassen. In ihrem Licht sah Kassandra die Stadt. Zu so später Stunde regte sich nichts entlang der blumengesäumten Straßen, die zwischen schönen Häusern und florierenden Geschäften hindurchführten. Sogar die Katzen würden jetzt schlafen.
    Bald würde der Morgen dämmern, und die Sterngucker begaben sich zur Ruhe. Einige begegneten ihr, als sie zum Observatorium ging. Respektvoll nickten sie ihr zu, blieben aber nicht stehen, um sie anzusprechen. Dafür waren sie sicher zu müde.
    Und sie fühlte sich hellwach. Bleischwer lag der Umhang auf ihren Schultern, schlug immer wieder gegen ihre Fußknöchel. Nach einer Weile warf sie ihn ungeduldig beiseite und beschleunigte ihre Schritte. Ihre Haut prickelte, nicht vor Kälte, denn die Nacht war angenehm mild, sondern vor Erregung – einer seltsamen Unrast, die sie nicht unterdrücken konnte.
    Endlich erreichte sie das Observatorium. Die Kuppel, fast zehn Fuß hoch, bestand aus sorgsam zusammengeschweißten Stahlplatten. Am Scheitel der Wölbung klaffte eine große Öffnung, aus der das Teleskop ragte.
    Dieses Gerät erfüllte die Astronomen mit besonderem Stolz, denn es war auf Akora hergestellt worden. Gewiss, von dem großen Galileo Galilei und dem ebenso bedeutsamen Isaac Newton hatten die Akoraner einiges gelernt, aber die meisten Erkenntnisse schon vor diesen Wissenschaftlern gewonnen. Obwohl das Instrument, das derzeit verwendet wurde, erst vor einem knappen Jahrzehnt das Licht der Sterne erblickt hatte, wie sich die Astronomen ausdrückten, sprachen sie bereits über Verbesserungen.
    Unter Kassandras Hand fühlte sich die Kuppel kühl an. Während sie zu den Sternen aufblickte, berührte sie das Metall nur ganz leicht. So zahlreich füllten sie den Himmel, dass sie miteinander zu verschmelzen schienen. Das Sternenmeer, das sich von Westen her ausdehnte, nannte man die Milchstraße. Darin leuchtete das Sternbild der Kassiopeia, die wegen ihres Verrats verdammte

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