Insel meiner Sehnsucht Roman
einlegen.«
In diesem Moment servierte das Dienstmädchen die pochierten Eier, die Kassandra bestellt hatte. Alex wartete, bis die junge Frau das Zimmer wieder verlassen hatte. Dann erklärte er: »Ich werde Atreus noch heute schreiben. Bevor wir eine Antwort erhalten, werden einige Wochen verstreichen. Wenn er dir die sofortige Heimkehr befiehlt, musst du gehorchen. Verstehst du das?«
Kassandra starrte die kleine weißblaue Porzellanschüssel an. Plötzlich hatte sie den Appetit verloren. »Ja, natürlich. Doch du wirst ihn ersuchen, sich anders zu besinnen, nicht wahr?«
Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Schwester und der Sorge um ihr Wohl, gestand er: »Wenn ich meinem Instinkt folgen wollte, würde ich Joanna und dich noch heute nach Akora schicken. Hier in England ist die Lage viel zu unsicher.«
»In deinem eigenen Haushalt wäre sie noch viel unsicherer, würdest du deiner eigensinnigen Frau so etwas zumuten.«
Alex seufzte tief auf. »Ja, da hast du Recht. Jedenfalls musst du mir versprechen, vorsichtig zu sein.«
»Darum bitte ich dich auch.« Liebevoll berührte sie seine Hand, und sie saßen sich eine Zeit lang schweigend gegenüber, inmitten der großen Stadt, in der rätselhafte Dinge geschahen.
»Am Dienstag kommt Royce zurück«, verkündete Joanna am späteren Vormittag. Immer noch im Bett, gähnte sie herzhaft. »Natürlich will er uns beschützen, wenn wir die Spinne besuchen.«
»Wohin ist er denn gefahren?« Kassandra saß in einem Sessel neben dem Bett, die bestrumpften Füße auf der weißen Steppdecke.
»Nach Hawkforte. Dort wird ein neues Bewässerungssystem installiert, und diese Arbeiten muss er unbedingt beaufsichtigen.« Joanna lächelte verständnisvoll. »In einem solchen Moment könnte ihn nichts auf der Welt von seinem geliebten Landgut fern halten.«
»Vermisst du es?«
»Manchmal.« Joanna legte eine Hand auf ihren gewölbten Bauch, der sich über Nacht scheinbar vergrößert hatte. »Aber es kommt mir so vor, als würde Hawkforte zu einem anderen Leben gehören.«
»Ich habe von Hawkforte geträumt.«
»Wirklich? Bemerkenswert.«
»In der zweiten Nacht nach meiner Ankunft. Seltsam – denn ich habe den Landsitz nie gesehen.«
»War es eine Vision?«
»Nein, nur ein Traum.«
Joanna biss in eines der Brötchen, die ihr Mrs. Mulridge zusammen mit dem Tee serviert hatte. Dann legte sie es beiseite, um sich mit wichtigeren Dingen zu befassen. »Wie wundervoll du mit Royce Walzer getanzt hast …«
Lachend schüttelte Kassandra den Kopf und überspielte ihre Verlegenheit. »Kannst du dich noch direkter ausdrücken?«
»Wohl kaum«, gab Joanna fröhlich zu. »Die Schwangerschaft hat mir den letzten Rest meines Feingefühls geraubt, falls ich jemals eins besaß. So gern würde ich meinen Bruder an der Seite einer Frau sehen, die ihn verdient … Und es würde mich glücklich machen, wenn du diese Frau wärst. Ist das so schrecklich?«
»Nein. Aber du musst verstehen – ich bin nicht nach England gereist, um einen Ehemann zu suchen.«
»Magst du Royce?«
»Oh ja.«
»Obwohl du den Verdacht hegst, er würde Akoras Untergang planen?«
»Das glaube ich nicht … Also gut, ich hatte es befürchtet, als ich ihn noch nicht kannte. Inzwischen wurde ich eines Besseren belehrt.«
Joanna richtete sich im Bett auf. »Hoffentlich! Einen ehrenwerteren Mann gibt es nicht – von Alex abgesehen.«
»In den Monaten seiner Gefangenschaft musste er so viel Leid ertragen. Nur wenige hätten das überstanden.«
»Davon hat er sich mittlerweile erholt«, versicherte Joanna. »Er schläft sogar wieder im Haus – hin und wieder. Nach seiner Befreiung konnte er die Nächte nur im Freien ertragen. Und er hat gesagt, wenn er sich an jemandem rächen wollte, dann nur an Deilos …«
»… der ertrunken ist, während er dich zu entführen versuchte«, fiel ihr Kassandra ins Wort.
»Ja, er ging mit seinem Schiff unter.« Nach einer kurzen Pause fragte Joanna. »Glaubst du, er ist noch am Leben?«
»Warum sollte ich das vermuten?«, erwiderte Kassandra. »Dafür gibt es keinen Grund.« Was sie Alex anvertraut hatte, würde sie ihrer Schwägerin verschweigen. Es genügt, wenn er weiß, warum ich nach England gekommen bin, entschied sie. Darüber muss seine hochschwangere Ehefrau nicht informiert werden.
Ein paar Minuten später sah sie sich in ihrem Entschluss bestärkt, als es an der Tür klopfte.
»Herein!«, rief Joanna.
Eine große, kräftig gebaute ältere Frau, die
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