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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Akora geblieben sind! Andererseits verstehe ich Ihren Wunsch, möglichst schnell heimzukehren. Ich fürchte, Sie konnten uns nicht so kennen lernen, wie wir wirklich sind. Und Sie haben den allerschlimmsten Eindruck gewonnen.«
    Nur am Rande nahm sie Alex und Joannas Überraschung wahr, als sie ein so heikles Thema anschnitt. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Royces Reaktion.
    Er stellte seine Teetasse auf das Kaminsims und nickte. »Weil ich glaubte, der Vanax wäre für meine Gefangenschaft verantwortlich, reiste ich so schnell wie möglich ab. Wie ich inzwischen herausgefunden habe, trifft ihn keine Schuld.«
    Entschlossen hakte Kassandra nach. »Dann hegt Ihr keinen Groll mehr gegen mein Volk?«
    Unbehaglich rutschte Joanna auf dem Sofa umher, und Alex runzelte die Stirn. Er wollte sich einmischen, aber Royce kam ihm zuvor. »Ich zürne den Gegnern Ihres Bruders, die mir das alles antaten. Bedauerlicherweise dürfte der Anführer im letzten Jahr ertrunken sein. Seither scheinen die Rebellen nichts mehr zu unternehmen, und so muss ich vermutlich auf meine Rache verzichten.« Sein Lächeln ließ ihr Herz höher schlagen. »Sind Sie jetzt beruhigt, Prinzessin?«
    Gewiss, was diesen Punkt betraf. Umso heftiger beunruhigten sie die Emotionen, die er in ihr weckte. Und so suchte sie Ausflüchte. »Haben wir nicht vereinbart, Sie würden mich Kassandra nennen?«
    »Natürlich, verzeihen Sie mir. Und nun möchte ich Sie um einen Gefallen bitten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Da sie ihn so freimütig herausgefordert hatte, schuldete sie ihm eine Entschädigung. »Was kann ich für Sie tun, Royce?«
    »Wie ich hörte, möchten Sie Walzer tanzen lernen.«
    Plötzlich fühlten sich ihre Beine bleischwer an – sicher nicht wegen des mutwilligen Ausdrucks in seinen Augen … »Ja, das habe ich erwähnt.«
    »Darf ich mich in aller Bescheidenheit als Tanzpartner anbieten?«
    »Und wie wollen wir tanzen – ohne Musik?«
    Dieses Problem wurde gelöst, denn wenige Minuten später erschien Monsieur Maurice, begleitet von einem halben Dutzend Musiker, die sich prompt im großen Ballsaal postierten. Royce reichte Kassandra seinen Arm. Während Joanna an einem der Fenster saß, die zum Garten hinausgingen, und wohlwollend lächelte, stand Alex neben ihr. Seine Hand lag auf ihrer Schulter, eine Besitz ergreifende und zugleich tröstliche Geste. Nachdenklich beobachtete er seine Schwester und den Engländer, mit dem sie tanzte.
    Und sie tanzten und tanzten und tanzten. Gewissenhaft befolgten sie Monsieurs Anweisungen. Offenbar war er ein echter Franzose, denn er schien die Keime einer Amour mit geübtem Auge zu erkennen. Bald verwandelten sich seine Instruktionen in sanfte, ermutigende Worte.
    Aber Kassandra brauchte keine Ermutigung. Selbstvergessen überließ sie sich dem warmen Druck der Hand, die ihre festhielt, dem Arm, der ihre Taille umfing, der Nähe des Mannes, der ihre Sinne so unwiderstehlich betörte. Als wäre sie mit ihm eins geworden, glaubte sie, durch den Ballsaal zu schweben, im London ihrer Träume.

4
    Am nächsten Morgen traf sie ihren Bruder allein im Frühstücksraum an, wo er gerade die Times las. Sofort legte er die Zeitung beiseite, stand auf und rückte einen Stuhl für sie zurecht. »Hast du gut geschlafen?«
    »Danke, sehr gut. Wie geht es Joanna?«
    »Sie schläft noch. Leider hat sie eine unruhige Nacht hinter sich.«
    Was bedeuten musste, dass auch er kein Auge zugetan hatte. Zweifellos war er wach geblieben, um für seine Frau zu sorgen. Sein Gesicht zeigte trotzdem keine Ermüdungserscheinungen. Das verdankte er der Disziplin eines vorzüglich ausgebildeten Kriegers. »Bald wirst du Vaterfreuden genießen«, meinte Kassandra lächelnd.
    Seine Miene nahm sanftere Züge an. Plötzlich sah sie in einer Vision, wie er sein Kind betrachten würde. »Joanna hat mir erzählt, du würdest keine Gefahr für die Niederkunft sehen. Darüber bin ich sehr froh.«
    »Ja, manchmal ist meine Gabe tatsächlich ein Geschenk des Himmels.«
    Alex nahm wieder Platz und wartete, bis ein Dienstmädchen seiner Schwester eine Tasse Tee serviert und die Bitte um pochierte Eier aufgenommen hatte – für Kassandra ein ungewohntes Frühstück und bereits ihre Lieblingsspeise.
    Sobald sie wieder allein waren, bemerkte er sanft: »Hin und wieder ist deine Gabe ein Fluch, den du tapfer erträgst. Doch du musst ihn nicht allein verkraften.«
    Mit einer solchen Bemerkung hatte sie gerechnet, und sie fühlte sich erleichtert.

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