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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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murmelte die Spinne. »Wenn man bedenkt, dass sie noch im Vorjahr für eine graue Maus vom Lande gehalten wurde …«
    Kassandra lachte, als hätte Lady Melbourne gescherzt. Natürlich traf das nicht zu. Joanna hatte erklärt, die alte Dame könne sie nicht ausstehen, sei aber zu vorsichtig, um das zu zeigen.
    »Wenn jemand glücklich ist, erträgt sie's nicht«, hatte Joanna spöttisch bemerkt. »Angeblich, weil Peniston Milbanke, Lord Melbourne, ihre Gefühle verletzt hat. Bei der Hochzeit war sie sechzehn und ganz wahnsinnig in ihn verliebt. Wenige Monate später wusste ganz London, dass er sich mit einer neuen Geliebten vergnügte. Sobald ihr gebrochenes Herz geheilt war, wurde sie als die genialste Zynikerin unseres Zeitalters wiedergeboren. Skrupellos nutzte sie ihre Macht aus. Und sie warf keinen einzigen Blick zurück.«
    Ohne Rücksicht auf Lady Melbournes Abneigung gegen romantisches Glück und die Gründe, die dahinter steckten, erwiderte Kassandra: »Wäre Lady Joanna eine graue Maus, hätte sie meinen Bruder wohl kaum erobert.«
    »Ja, das ist ihr gelungen. Erstaunlich, nicht wahr? Das hätte niemand von Darcourt erwartet. Aber genug davon – ich darf Ihre reizende Gesellschaft nicht allzu lange beanspruchen. Erzählen Sie mir von Ihren Plänen. Was werden Sie während Ihres Aufenthalts in England unternehmen?«
    »Nichts Besonderes, außer meiner Familie beizustehen.«
    »Wie großmütig! Sagen Sie doch – stimmt es, was man von Akora behauptet? Dass die Krieger herrschen und die Frauen dienen?«
    »Nun, ich glaube, diesen Eindruck haben einige Leute gewonnen.« Sehr raffiniert, dachte Kassandra. Ohne Umschweife wechselt sie das Thema, um eine messerscharf gezielte Frage zu stellen.
    Aber Kassandra war an einem königlichen Hof aufgewachsen und diplomatisch geschult. Von solchen Finten ließ sie sich nicht überrumpeln.
    »Ah – und stimmt es? Wenn man solche Geschichten erzählt, müssen sie ein Körnchen Wahrheit enthalten.«
    »Das akoranische Gesellschaftssystem ist sehr alt, um Jahrhunderte älter als das englische. In unserem Königreich verbindet man mit manchen Dingen vielschichtige Bedeutungen.«
    »Tatsächlich? Wie faszinierend! Aber Sie sind auch Engländerin, nicht wahr?«
    »Gewissermaßen.«
    »Nur gewissermaßen? Fühlen Sie sich nicht ein kleines bisschen britisch?«
    »Ja – wenn ich Jane Austen lese«, gab Kassandra zu.
    »Jane Austen? Ach, diese Landpomeranze, die Romane schreibt! Meine liebe Nichte Annabella betet sie an. Oh, ich muss Sie unbedingt mit ihr bekannt machen.«
    Noch während Lady Melbourne sprach, winkte sie eine junge Dame zu sich, die in der Nähe stand. Kassandra nahm an, das Mädchen müsste in ihrem Alter sein. Obwohl man Annabella nicht als dick bezeichnen konnte, war sie keineswegs schlank, eher rundlich. An ihr wirkte alles rund – die Augen, die Wangen, der Busen. Sie hatte jene Art von Figur, die sicher zahlreiche Männer bewunderten. Und nach ihrer Miene zu schließen, war sie vernünftig genug, um ihre Tante zu respektieren.
    Sofort beendete sie ihr Gespräch mit einem Gast und eilte beflissen herbei. »Ja, Tante Elizabeth?«
    »Mein liebes Kind, ich möchte dich Ihrer Hoheit vorstellen, der Prinzessin Kassandra von Akora. Warum sollte ich dich sonst hierher beordern? Du solltest nicht so viel Zeit damit vergeuden, deine Nase in Bücher zu stecken, und stattdessen die Welt ringsum wahrnehmen.« Nach diesem Tadel, den Annabella sicher schon sehr oft gehört hatte, wandte sich Lady Melbourne wieder zu Kassandra. »Meine Nichte ist sehr intelligent, wenn ich das sagen darf. Zum Beispiel hat sie ein ganz besonderes Talent für die Mathematik entwickelt, worin man sie natürlich nicht bestärken darf, weil es als unweiblich gilt. Annabella, auch die Prinzessin schwärmt für deine Miss Austen.«
    » Meine Miss Austen ist sie wohl kaum, Tante.« Erfreut lächelte das Mädchen Kassandra an. »Wie schön, dass sie Ihnen gefällt, Prinzessin! Haben Sie wirklich etwas von ihr gelesen?«
    »Oh ja, zumindest das eine Buch, das ich bekommen konnte. Gibt es noch andere?«
    »Nein, nur Gerüchte, und ich fürchte, es wird mindestens ein Jahr dauern, bis das nächste Werk erscheint. Auf welche Weise haben Sie Miss Austen entdeckt?«
    »Mein Bruder brachte mir ihren Roman von einer Reise nach England mit.«
    »Wie nett von ihm! Was lesen Sie sonst noch?«
    »Eigentlich alles. Da bin ich nicht wählerisch.«
    »Kennen Sie Lord Byron? Sein Gedicht hat großes Aufsehen

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