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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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würde, in dem er mit jedem Tag tiefer zu versinken schien. Wenn er bloß aufhören würde, in seinen eigenen Untertanen potenzielle Feinde zu sehen und jeden Angriff auf den Status quo als Vorspiel einer Revolution zu betrachten. Würde er doch seinen zweifellos vorhandenen Verstand nutzen und Reformen in seinem Königreich durchführen …
    Hätten Pferde Flügel, wäre Royce bereits zu Hause eingetroffen. Weil sie keine hatten, polterte die Kutsche noch ein paar Minuten länger durch die fast menschenleere Straße, bis er vor seiner Tür ausstieg. Er nickte den Wachtposten und dem Lakaien zu, der ihn eintreten ließ. Dann ging er nach oben, zog sich aus und fiel in sein Bett, wo er von einer schwarzhaarigen Schönheit mit strahlenden Augen und einem hübschen kleinen Mädchen träumte. Nein, Moment mal, es war ein Junge, der auf den Zinnen von Hawkforte spielte.
    Während dieser Nacht erwachte Kassandra mehrmals aus einem unruhigen Schlaf, weil sie glaubte, Amelia weinen zu hören. Doch das Geschrei verstummte jedes Mal so schnell, dass sie nicht sicher war. Im ersten Tageslicht stand sie auf, fühlte sich aber gezwungen, auf ein Lebenszeichen der frisch gebackenen Eltern zu warten. Das wurde ihr geboten, als ein etwas derangierter und unrasierter Alex das Frühstückszimmer betrat.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Gähnend strich er über seine geröteten Lider und nickte. »Könnte gar nicht besser sein … Immerhin habe ich im Lauf der Nacht – genau weiß ich's nicht – zwanzig oder dreißig Minuten geschlafen.«
    Kassandra konnte nicht anders, sie musste einfach lachen. Fürsorglich schenkte sie ihrem Bruder eine Tasse Tee ein und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. »Wahrscheinlich hast du auch die Nacht davor, in der Joannas Wehen begannen, kaum ein Auge zugetan. Glaub mir, du musst nicht dauernd wach bleiben, um auf deine Familie aufzupassen. Amelia wird gut versorgt. Selbst wenn sich ihr erschöpfter Vater hin und wieder ein bisschen Ruhe gönnt.«
    Trotz seiner Müdigkeit grinste er und nahm einen großen Schluck Tee. »Ja, ich weiß, ich weiß. Aber sie ist so verdammt faszinierend. Diese winzigen Finger und Zehen, das gellende Gebrüll … Und wenn sie mich anschaut, sehe ich ihr an, dass sie überlegt, was sie als Nächstes verlangen wird.«
    »Oh, tatsächlich? Und wie geht es Joanna?«
    »Großartig. Sie scheint von innen her zu leuchten. Natürlich war sie vernünftig und schlief, wann immer es möglich war.«
    »Das musst du jetzt auch tun«, entschied Kassandra mit dem Recht einer liebevollen Schwester. »In diesem Haus gibt es zwar nur ein Dutzend Gästezimmer, aber du findest sicher eins, wo dich niemand stören wird.«
    Dieser Vorschlag schien ihn genauso zu beglücken wie einen Verdurstenden der Anblick eines sprudelnden Brunnens. »Ja, vielleicht befolge ich deinen Rat.«
    »Auf jeden Fall«, erwiderte sie in energischem Ton. »Inzwischen werde ich Joanna und einer gewissen Person, der man stets gehorchen muss, Gesellschaft leisten.«
    Alex lächelte schwach, verließ das Zimmer, und Kassandra verschwendete keine Zeit. Das Tablett in den Händen, das Sarah vorbereitet hatte, stieg sie die Treppe hinauf. Joanna war wach und schwatzte mit Elena, während Brianna das Baby badete – ein Erlebnis, das Amelia in vollen Zügen zu genießen schien.
    »Ah, eine Tasse Tee!«, rief Joanna entzückt und klopfte neben sich auf das Bett. »Setz dich. Bist du Alex begegnet? Hast du ihm klar gemacht, dass er schlafen soll?«
    »Ja – und ja. Der arme Mann sah völlig erledigt aus.«
    Darüber lachten alle Frauen, denn sie wussten, wie anstrengend sogar ein erprobter Krieger eine Nacht mit einem Säugling finden würde.
    »Und Royce?«, fragte Joanna.
    Kassandra zögerte kurz. Viel zu lebhaft war die Erinnerung an den Kuss. Und sie fürchtete, sich zu verraten. »Gestern Abend ist er nach Hause gefahren, um sich auszuruhen«, antwortete sie so beiläufig wie möglich.
    »Sehr gut.« Joanna warf ihr einen scharfen Blick zu und lächelte. »Sicher wird er uns bald besuchen.«
    »Mit zahlreichen Geschenken, nehme ich an. Demnächst wird in ganz London nichts mehr für ein neugeborenes Baby übrig bleiben. Da wir gerade davon reden …« Kassandra griff in die tiefe Tasche ihres Rocks und zog ein rundes, in Seide gewickeltes Päckchen hervor. »Da habe ich was für Amelia.«
    »Ihr erstes Geschenk!« Erfreut wickelte Joanna einen goldenen Ball aus, in dem Ornamente eingraviert waren. »So eine Kugel habe ich

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