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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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schon einmal gesehen«, sagte sie verwirrt.
    »In einem Traum, nicht wahr? Dieses Geschenk habe ich schon vor Monaten für Amelia ausgesucht. Sieh doch …« Kassandra ergriff den Ball, und als sie ihn hin und her drehte, ertönte leise Musik.
    »Erstaunlich. Wie entstehen diese Klänge?«
    »Einige Ornamente durchdringen die Oberfläche. Wenn man den Ball bewegt, strömt Luft in die Löcher, und er beginnt zu singen. Von diesen Kugeln wurde nur ein Dutzend hergestellt, jede mit einer anderen Melodie.«
    »Willst du dich wirklich davon trennen? So ein kostbares Geschenk für ein Baby …«
    »Natürlich möchte ich den Ball meiner Nichte geben. Als ich ihn erhielt, war ich ein kleines Mädchen.«
    »Solltest du ihn nicht für deine eigene Tochter verwahren?«
    Auf Kassandras Seele sank ein Schatten herab, den sie hastig verscheuchte. »Wenn ich jemals eine Tochter bekomme, werden die beiden Mädchen gemeinsam damit spielen.« Dann wechselte sie abrupt das Thema. »Alex hat gesagt, du würdest von innen her leuchten.«
    »Oh, wie nett von ihm! Er ist so ein lieber Ehemann und schon jetzt ein wundervoller Vater. Doch das wusste ich seit dem Beginn meiner Schwangerschaft. Wie war er in seiner Kindheit? Phaedra hat mir einiges erzählt – leider nicht genug.«
    »Kann es jemals genug sein?«, neckte Kassandra ihre Schwägerin. Nur zu gern sprach sie über alles, was nicht mit ihrer eigenen Zukunft zusammenhing. Daran wollte sie nicht einmal denken.
    Und so verstrich eine angenehme Woche. Wie es Kassandra prophezeit hatte, quoll das Kinderzimmer bald von Geschenken über. Die meisten stammten von Royce, der in der Rolle des Onkels geradezu schwelgte. Unter anderem hatte er ein Schaukelpferd gekauft, so groß wie ein Pony, ein zweistöckiges Spielhaus, das nur in den Raum passte, weil die Decke so hoch war, und – am bemerkenswertesten – einen »Automaten«, die mechanische Figur eines lebensgroßen Jungen. Wenn man ihn aufzog, schlug er kraftvoll auf eine Trommel, die an seinem Hals hing. Da Amelia den Großteil ihrer Zeit mit Schlafen und Essen verbrachte, ließ sich nicht feststellen, welches Geschenk ihr am besten gefiel. Aber wann immer der Automat in Bewegung versetzt wurde, starrte sie ihn sichtlich interessiert an.
    Andere Geschenke waren, obwohl von bescheideneren Ausmaßen, ebenso kostbar. Am häufigsten wurden Puppen von den diversen Boten abgegeben. Manche besaßen Garderoben, um die sie jede Londoner Lady beneiden würde. Auch Juwelen waren beliebt. Innerhalb weniger Tage gelangte Amelia in den Besitz schöner diamantener Ohrgehänge, vom Prinzregenten höchstpersönlich ausgewählt, mehrerer Perlenketten und eines Dutzends Armbänder. Überall im Haus standen Vasen mit Blumensträußen, in denen Glückwunschkarten steckten. Tag für Tag saß Joanna pflichtbewusst an ihrem Schreibtisch und beantwortete die Gratulationen. Die meisten Buketts ließ sie in die Quartiere der Dienstboten bringen, die sich erfreut bedankten.
    Erleichtert benutzten Joanna und Alex die Ankunft ihrer Tochter als Vorwand, um Besucher abzuweisen und Einladungen abzulehnen. Erstere würden der Gesundheit des Babys womöglich schaden. Und letztere waren einfach unerwünscht. Da Royce jeden Tag erschien, fühlten sie sich im Familienkreis am wohlsten. Kassandra wusste, dass dieses idyllische Zwischenspiel bald ein Ende nehmen würde, denn die Welt fand immer Mittel und Wege, um sich Einlass zu verschaffen. Wie das geschehen würde, ahnte sie nicht. Vielleicht hatte ihre Freude über die Geburt der Nichte die düsteren Visionen verdrängt.
    Am zweiten Montag des Monats, am 11 . Mai, kündigte schwüle Wärme einen verfrühten Sommer an. Royce schlug Kassandra am späten Nachmittag einen Spaziergang vor. Bereitwillig stimmte sie zu. Die Intimitäten, die sie nach Joannas Niederkunft ausgetauscht hatten, waren nicht wiederholt worden. Einerseits höflich und zuvorkommend wie eh und je, schien er andererseits großen Wert auf schickliche Distanz zu legen. Obwohl sie das bedauerte, sagte sie sich, so sei es sicher am besten.
    Wie auch immer, ein Spaziergang würde ihr gut tun. Seit Amelias Geburt hatte sie das Haus nicht mehr verlassen, und sie sehnte sich nach einer erfreulichen Abwechslung.
    Sie schlenderten durch den St. James Park in die Richtung des Flusses. Bald erreichten sie die schöne Szenerie von Whitehall.
    »Dafür wirst du dich interessieren.« Royce zeigte auf die Gebäude. »Da drüben siehst du den Westminster Palace. Die

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