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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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kann sie mit einem Sieg über seinen Willen nichts gewinnen. Selbst wenn es ihr irgendwie gelingt, ihn umzustimmen, würde sie verlieren – denn sie wüsste, dass er unglücklich und besorgt ist. Es wäre kein Triumph.«
    »Das hört sich so an, als würdest du die Liebe für eine Falle halten«, meinte er trocken.
    »Oh, das ist sie auch«, erwiderte Kassandra ernsthaft. »Eine Falle voller Honig und trotzdem ein Gefängnis. Sobald man sich der Liebe ausliefert, verzichtet man auf seine Freiheit.«
    »Was du da sagst, überrascht mich.« Royce blieb im Schatten einer alten Weide stehen. »Eigentlich dachte ich, alle Frauen würden für die Liebe schwärmen.«
    »Nun, ich glaube, den Frauen gefällt es ebenso wie den Männern, geliebt zu werden. Das verleiht ihnen eine gewisse Macht. Aber selbst zu lieben – das ist etwas anderes.«
    »Hast du die Liebe jemals kennen gelernt?«
    Was sollte sie antworten? Dass sie Gefahr lief, dem Zauber dieses übermächtigen Gefühls zu verfallen? »Natürlich liebe ich meine Familie.«
    Er lächelte schwach. Im Sonnenlicht, das zwischen den filigranen Zweigen herabfiel, sah sie seine dichten Wimpern, die gerade Nase, die sinnlichen vollen Lippen.
    Dieser Mund – jener Kuss …
    »Jetzt sollte ich wieder hineingehen«, murmelte sie verwirrt.
    »Und ich muss einem Ruf ins Carlton House folgen.«
    Voller Mitleid fragte sie: »Schon wieder der Prinzregent?«
    »Wer sonst?«, entgegnete er wehmütig. »Aus unerfindlichen Gründen bildet er sich ein, ich könnte die Whigs mit den Torys versöhnen.«
    »Wie absurd! Der Einzige, der dazu fähig wäre – falls diese Möglichkeit überhaupt besteht – ist der Prinzregent selbst.«
    »Bedauerlicherweise ist es sehr schwierig, ein Land zu regieren, wenn man an der Flasche hängt – mag sie Brandy oder Laudanum enthalten.«
    Nachdem er sich höflich verabschiedet hatte, blieb Kassandra noch eine Weile im Garten, bis sie glaubte, sie wäre einigermaßen gefasst und man würde die heiße Sehnsucht ihres Herzens nicht bemerken. Dann kehrte sie ins Haus zurück und begann, ihre Reise vorzubereiten.
    Sie drückte ein Blatt von der Weide an ihre Brust – an der Stelle gepflückt, wo Royce gestanden hatte – im Sonnenlicht dieses Tages, der schon jetzt mit der Vergangenheit verschmolz.
    Das Blatt in der Hand, kam sie sich ein bisschen albern vor. Trotzdem ließ sie es nicht fallen. In ihrem Zimmer legte sie es sorgfältig zwischen die Seiten von Miss Jane Austens »Verstand und Gefühl«. Dieser Roman beschwor eine Welt herauf, wo die wahre Liebe existierte, wo alles ein gutes Ende nahm.

8
    Seltsam, dachte Kassandra, alle Reisen scheinen dem gleichen Rhythmus zu folgen. Ob man sie monate- oder nur tagelang plante, herbeisehnte und vorbereitete – der Augenblick des Aufbruchs rückte stets in rasendem Tempo heran.
    Durch das Kutschenfenster betrachtete sie den Hafen von Southwark, wo sie erst vor wenigen Wochen an Land gegangen war und wo sie jetzt abfahren würde. Zahllose Menschen tummelten sich in den Straßen, die meisten ärmlich gekleidet, die Gesichter von Hunger oder Krankheit gezeichnet und vorzeitig gealtert. Dazwischen stolzierten die Reichen und Privilegierten umher, wie Pfauen, die ihr buntes Gefieder spreizten. Die Constables hatten mit geschwungenen Peitschen für Ruhe und Ordnung gesorgt, zumindest einigermaßen. Aber es war ein dünner Deckel, der den brodelnden Kessel bitterer Unzufriedenheit bedeckte.
    Alex Entschluss, seine Schwester, seine Frau und seine Tochter nach Akora zu schicken, war zweifellos richtig. Doch diese Gewissheit milderte seinen Abschiedsschmerz nicht. Er saß Kassandra gegenüber, Amelia im Arm. Mit der anderen Hand umklammerte er Joannas Finger. Seit die Eheleute das Haus in Mayfair verlassen hatten, sagten sie kein Wort, und ihr Schweigen bekundete ausdrucksvoll ihren Kummer.
    In dem Wagen, der ihnen folgte, fuhren Elena und ihre Nichte zum wartenden Schiff. Auch sie würden nach Akora zurückkehren. Diese zweite Kutsche benötigten sie, um Kisten mit kostbaren Büchern sowie Behälter mit den Samen und Ablegern der Heilpflanzen zu befördern, die Elena während ihres Aufenthalts in England gesammelt hatte.
    Eine berittene Eskorte hielt Neugierige fern. In der Nähe des Ziels war die Menschenmenge nicht mehr so dicht gedrängt, und schließlich löste sie sich vollends auf. Lagerhäuser säumten den steinernen Kai. Nirgendwo verkündeten Schilder, wem sie gehörten. Das war trotzdem allgemein bekannt

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