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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Priesterinnen die alten Traditionen bewahrten und die fortschrittlich gesinnten Krieger eine Vereinbarung trafen. Wenn ein Mann eine Frau verletzt, wird er sein Leben lang geächtet. Und das verdient er auch.«
    »Darauf wies mich Joanna letztes Jahr hin«, sagte Royce. Seine Schwester hatte ihm klar machen wollen, die Männer, die ihn gefangen gehalten und sie zu vergewaltigen versucht hatten, wären keineswegs vom Vanax beauftragt worden. Denn kein akoranischer Führer würde seinen Namen entehren, indem er solche Schurken in seine Dienste nahm.
    »Man kann den Frauen auf verschiedene Arten wehtun«, betonte der Vanax. »Wenn wir ihnen zum Beispiel verbieten, die olympischen Spiele anzuschauen, sind sie enttäuscht und unglücklich. Also würden wir sie verletzen und gegen das Gesetz verstoßen.«
    Bewundernd schüttelte Royce den Kopf und wünschte, diese Regel würde auch in England gelten. Aber er bedachte auch die Konsequenzen. »Für die Akoraner muss das ziemlich schwierig sein.«
    Atreus lächelte. »Sagen wir mal, wir haben ein gewisses Verhandlungsgeschick entwickelt.«
    Darüber lachte Royce immer noch, während er sich abtrocknete. Dann schlüpften die beiden Männer in ihre Kleider, die sie in ein Regal gelegt hatten, und kehrten in die Arena zurück. Mehrere Männer trainierten diverse Sportarten, einige rangen miteinander, andere übten sich im Weitsprung, im Diskus- oder Speerwerfen. Als Atreus an ihnen vorbeiging und sie anfeuerte, nickten sie ihm grinsend zu.
    Draußen auf der Straße bemerkte Royce, dass die Leute den Vanax erfreut, aber ohne besonderes Zeremoniell begrüßten. Er war ihr Herrscher, der Erwählte, und trotzdem einer von ihnen.
    Royce versuchte erfolglos, sich vorzustellen, Prinny würde seine Autorität auf ähnlich entspannte Art wahren.
    Nachdem sie etwa eine Viertelmeile in die Richtung des Palastes zurückgelegt hatten, erblickte er eine Menschenmenge. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sich der Vanax ein wenig versteifte. Sobald sie näher kamen, machten ihnen die Leute Platz. Da sah Royce ein Wort, in großen gelben Lettern auf eine Mauer geschrieben.
    HELIOS
     
    Nur dieses eine Wort. Sonst nichts. Aber es schien die Menschen zu erregen und sogar zu erschrecken. Ein paar wandten sich nervös zu Atreus, der die Inschrift schweigend betrachtete. Innerhalb weniger Minuten erschienen junge Männer, schwangen große Pinsel und übertünchten das Wort.
    Atreus und Royce gingen weiter. Hinter der nächsten Straßenecke entdeckten sie die gleichen gelben Buchstaben.
    HELIOS
     
    Atreus seufzte. Diesmal blieb er nicht stehen. Kurz bevor sie den Palast erreichten, bat Royce: »Würdest du mir verraten, was das soll?« Keine Sekunde lang glaubte er, in Ilius wäre es üblich, die Wände zu beschmieren. Dafür hielten die Bewohner ihre schöne Stadt viel zu sorgsam instand.
    »Helios bedeutet Sonnenschein«, erwiderte Atreus.
    »Dass dieses Wort mit der Sonne zusammenhängt, weiß ich. Und warum wird es auf Mauern geschrieben?«
    »Es ist ein Symbol, genau genommen ein Code. Mit Helios bezeichnen die Rebellen ihre Forderung, die Reformen müssten schneller durchgeführt werden. Unter anderem verlangen sie, die Regierung sollte sich vor dem Volk verantworten und ihre Beschlüsse ans Licht bringen – gewissermaßen ins Sonnenlicht – und nicht im Schatten agieren, was sie jetzt nach der Ansicht ihrer Gegner tut.«
    »Das verstehe ich. Aber wieso schreiben sie das Wort auf die Wände?«
    »Weil sie glauben, auf Akora würden Dissidenten nicht geduldet. Jetzt nutzen sie die bevorstehenden Spiele, um ihre Meinung einer breiteren Öffentlichkeit zu verkünden.«
    »Was wirst du unternehmen?«
    Atreus zuckte die Achseln. »Nichts. Im Augenblick ist es mir wichtiger, herauszufinden, warum Kassandra wieder Visionen von einer britischen Invasion hat, und ob Deilos die Schuld daran trägt.«
    »Glaubst du, er lebt noch?«
    »Außer ihm dachten noch andere, ich würde zu viele Veränderungen anstreben. Dazu gehören auch die konservativen Mitglieder meines Rats. Doch die werden sich nicht ernsthaft gegen mich stellen. Also muss Deilos hinter alldem stecken.«
    »Wenn er noch am Leben wäre, würde ich es begrüßen«, gestand Royce leise.
    Abrupt blieb Atreus stehen. »Warum?«
    »Dann könnte ich ihn töten.«
    »Aus Rachsucht?«
    »Auch das«, gab Royce zu. »Hauptsächlich aber, um zu verhindern, dass er weiteren Schaden anrichtet und unschuldige Menschen ins Unglück stürzt.«
    Der Vanax

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