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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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in ihrem Bett auf Hawkforte? Vielleicht - doch das Echo eines seltsamen Traums verfolgte sie, eines Traums von...
    Kein Traum. Sie war tatsächlich nach London gekommen, um Royce zu suchen, von dem unerträglichen Darcourt abgewiesen worden und als blinder Passagier auf das akoranische Schiff gelangt. Dabei hatte sie ihren Arm verletzt. Und er hatte sie verarztet - er, der ihr zweifellos immer noch Angst einjagte, aber vielleicht nicht ganz so widerwärtig sein mochte. Jetzt entsann sie sich ganz deutlich, was geschehen war.
    Während sie die Augen öffnete, suchte ihr Gehirn nach Schmerzen, fand aber nur ein dumpfes Pochen unter dem Verband. Sie lag in einem breiten Bett, das in die Wand einer geräumigen Kabine eingebaut war. Das registrierte sie, doch die restliche Situation schien immer noch zu einem Traum zu gehören.
    Die Wände der Kabine waren nicht mit dunklem Holz getäfelt, was sie erwartet hätte. Stattdessen bestanden sie aus weiß getünchten Brettern, vom Boden bis zur Decke voller gemalter Menschen und Tiere, alle so lebensecht, dass Joanna nicht überrascht gewesen wäre, wenn sie sich bewegt hätten. Ein großer Mann starrte sie mit dunklen Augen an und hielt seine Hand einem blau-grünen Papagei hin, der den Hals reckte, um den angebotenen Leckerbissen zu erreichen. Hinter ihr tollten Delfine in einem aquamarinblauen Meer, dessen sanfte Wellen einen goldenen Strand überspülten.
    Plötzlich schlug Joannas Herz schneller. Wurde ihr ein erster Einblick in die verborgene Welt gewährt, die sie aufsuchen wollte? Wie gebannt musterte sie die Wandmalereien, und es fiel ihr schwer, andere Dinge in der Kabine zu erforschen. An der gegenüberliegenden Wand entdeckte sie mehrere Bullaugen, so geschickt in die gemalte Szene eingefügt, dass sie ihr fast entgangen wären. Durch die Öffnungen strömte frische Salzluft herein, und sie sah einen klaren blauen Himmel mit den Schiffsbewegungen schwanken.
    Unter den Luken stand ein Schreibtisch, im Boden verankert - ein rein funktionelles Möbel, hätten keine kunstvoll geschnitzten geometrischen Ornamente die Kanten und Beine geschmückt. Das gleiche Dekor zeigte sich an den Boden- und Deckenleisten. Auf dem Tisch lagen Land-und Seekarten, andere steckten zusammengerollt in einer Holzkiste mit runden Löchern im Deckel, ideal für diesen
    Zweck geeignet. Die nüchterne Machart des Schreibtischs -von den Schnitzereien abgesehen - und der Kiste schienen einen eigenartigen Kontrast zu den schönen Wandmalereien zu bilden. Welch ein komplexes Wesen mochten die Akoraner besitzen?
    Jedenfalls habe ich’s geschafft, dachte Joanna. Sie fuhr wirklich und wahrhaftig zu jenem mysteriösen Königreich. Jahrelang hatte sie mit Royce darüber gesprochen. Und jetzt verwandelte sich ihr Wunsch in Wirklichkeit. Um ihre Aufregung zu bezähmen, presste sie die Hände zusammen - ohne Erfolg.
    Das Fieber hatte sie geschwächt, hinderte sie aber nicht daran, die Bettdecke zurückzuschlagen. Langsam und vorsichtig stand sie auf. Ihre Beine zitterten. Aber nach ein paar Schritten fühlte sie sich sicherer. Und das war gut so, weil sie ein unvermeidliches menschliches Bedürfnis verspürte.
    In der Kabine gab es zwei Türen. Joanna öffnete die nächstbeste und blinzelte verblüfft.
    »Oh, mein Gott...«
    An einer Wand der Kammer stand ein hohes, schmales Terrakotta-Gehäuse. Aber zunächst galt ihre Aufmerksamkeit der Toilette, einer quadratischen Holzkiste mit einer runden Öffnung, einem Deckel und einem Rohr, das ins Meer hinabführte.
    Nachdem Joanna dem Ruf der Natur gefolgt war, schaute sie sich um.
    An den schwarz-weiß gestrichenen Wänden der kabinenartigen Konstruktion prangten ähnliche geometrische Muster wie in der Kajüte, und unterhalb der Decke war ein geschnitzter Stierkopf befestigt. Eine Röhre ragte aus dem klaffenden Maul, in einem rechteckigen Winkel nach unten gebogen, sodass - was auch immer - in das oben und an der Vorderseite offene Terrakotta-Gehäuse fließen würde. Ein
    Loch im Boden schien als Abfluss zu dienen. In einer Seitenwand des Gehäuses befand sich ein Hahn, wie eine Muschel geformt. Unfähig, ihre Neugier zu zügeln, drehte Joanna daran, nur ganz leicht. Sofort tröpfelte Wasser aus dem Stierkopf. Verwundert drehte sie den Hahn zu und beobachtete, wie das Wasser im Abfluss verschwand.
    Ein Bad, in dem man stehen konnte! Unfassbar! Mit einer solchen, allerdings viel schlichteren Vorrichtung war sie bisher nur ein einziges Mal überrascht worden -

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