Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
hatte äußerste Diskretion erfordert und war ohne die Billigung oder auch nur das Wissen der britischen Regierung abgeschlossen worden. Außerdem hatte er sich vergewissert, dass keine Informationen über die drohende Krise auf Akora nach außen gedrungen waren. Die Engländer betrachteten das Inselreich immer noch als mächtige Festung eines Volks, das - in unerschütterlicher Loyalität vereint - dem Rest der Welt die Stirn bot. Falls sie irgendwelche Hinweise auf gegenteilige Zustände erhielten, würden sie, ihre Augen voller Habgier auf das legendäre Königreich gerichtet, blitzschnell ihre aggressiven Krallen ausfahren. Deshalb mussten die innenpolitischen Probleme möglichst schnell gelöst werden. Und ausgerechnet zu diesem heiklen Zeitpunkt hatte er eine Engländerin am Hals -ziemlich beunruhigend.
    Ja, so lautete das richtige Wort, und es bezeichnete auch, warum er die Lady nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte. Ihr Mut entwaffnete ihn und bezwang seinen gerechtfertigten Zorn, an den er sich klammern sollte. Nichts in seinem Leben, weder auf Akora noch in England, hatte ihn auf die Begegnung mit diesem verwirrenden, hartnäckigen Geschöpf vorbereitet, das jetzt seine Kabine bewohnte. Nur widerstrebend entsann er sich, dass sie eine Frau war, eine Lebensspenderin, die man unter allen Umständen schützen musste. Trotzdem hatte er für einen kurzen Moment das erstaunliche Bedürfnis verspürt, sie übers Knie zu legen.
    Diese Erinnerung beschämte ihn, denn solche Wünsche waren eines akoranischen Kriegers unwürdig - insbesondere, wenn er dem Königshaus entstammte.
    Verdammt, was sollte er mit ihr machen?
    Sie fühlte sich ihrem Bruder eng verbunden - allerdings in übertriebenem Maße. Aber Loyalität verdiente nun mal einen gewissen Respekt. Und die Lady war zweifellos tapfer.
    »Archos...?«
    Er schaute zu dem Mann auf, der zu ihm kam. Diesen Krieger kannte er sehr gut, und er hatte schon viele Abenteuer mit ihm geteilt. Der Soldat verzog keine Miene, so wie es seine Pflicht verlangte. Nur in der Tiefe seines Blicks schien sich wachsende Sorge anzudeuten.
    »Schiffe in Sicht, Kommandant.«
    Alex wandte sich in die angezeigte Richtung und schaute über weiße Schaumkronen hinweg. An diesem klaren Morgen und dank seiner scharfen Augen fiel es ihm nicht schwer, die geblähten Segel von drei Schiffen auszumachen. »Franzosen?«
    »Ja, Archos«, bestätigte der Mann, ein Fernglas in der Hand, das man auf Akora hergestellt hatte. Dort verstanden sich tüchtige Handwerker auf die Kunst, fein geschliffene Linsen in ziselierte Messingrohre einzusetzen. Wenn man sie auseinander zog, maßen sie etwa einen halben Meter. Zusammengeklappt waren sie nur halb so lang. Schon seit Jahrhunderten gab es solche Geräte im Inselreich. In der
    Außenwelt waren sie viel später erfunden worden. Ein Grund für diesen Vorsprung war, dass das Land so viele Jahrhunderte lang unbehelligt geblieben war, während die Völker im nahen Europa erbittert um die Vorherrschaft gekämpft hatten. Zivilisationen blühten und gingen unter, Regenten übernahmen die Macht und verschwanden, der Fortschritt kam um winzige Schritte voran und wurde immer wieder zurückgeworfen. Unterdessen entwickelte sich Akora ständig weiter, was die Bewohner mit Stolz erfüllte -und ihnen gelegentlich auch Trost spendete.
    »Ja, Archos, sie segeln unter französischer Flagge.«
    Die Erregung, die in Darcourts Brust aufflammte, erlosch sofort wieder. Mochten die Franzosen auch Hitzköpfe sein, sie waren nicht dumm. Sobald sie den Stierkopf am Bug des akoranischen Schiffs erkannten, würden sie ihm in weitem Bogen ausweichen, trotz des nahe liegenden Verdachts, es hätte einen englischen Hafen verlassen.
    Es sei denn, ich nehme in friedlicher Absicht Kurs auf die Patrouille, überlegte Alex. Jeder französische Kapitän wäre entzückt, einen akoranischen Prinzen kennen zu lernen und seinem Kommandeur von dem wertvollen Kontakt zu berichten. Zudem würde der Kapitän den Prinzen nur zu gern von einer unerwünschten Engländerin befreien. Wenn die Franzosen auch Krieg gegen England führten - sie waren nicht unzivilisiert. Ganz im Gegenteil, nach ihrer blutigen Revolution und dem erstaunlichen Aufstieg ihres selbst ernannten Kaisers bemühten sie sich zu beweisen, ihnen gebührte die Spitzenposition in allem, was mit Kultur und Aufklärung zusammenhing. Für eine Weile würden sie die Lady in ihre Obhut nehmen, vielleicht sogar als »Ehrengast« an Napoleons

Weitere Kostenlose Bücher