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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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in einem Landhaus, das sie vor Jahren zusammen mit Royce besucht hatte. Jene Erfindung eines exzentrischen Freundes amüsierte alle, die sie erblickten. Niemand hatte ernsthaft geglaubt, damit ließe sich eine traditionelle Badewanne ersetzen.
    Aber nun betrachtete Joanna die gleiche Apparatur in perfekterer Form, noch dazu an Bord eines Schiffs. In gewisser Hinsicht mussten die Akoraner noch fortschrittlicher sein, als sie es vermutet hatte. Jedenfalls fand sie dieses erstaunliche Bad sehr verlockend. Nach zwei Tagen in denselben Kleidern wäre es eine wahre Wohltat...
    Nein, nicht in denselben Kleidern. Verspätet bemerkte sie, was sie in ihrer Aufregung übersehen hatte, als sie unter so ungewöhnlichen Umständen erwacht war. Sie trug nicht mehr die Hose, das Hemd und die Stiefel, in denen sie an Bord gekommen war. Von den Knien abwärts hatte sie überhaupt nichts an, und der Rest wurde mehr oder weniger von einem übergroßen Gewand aus fein gewobenem Leinen verdeckt.
    Kaltes Entsetzen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Hatte Darcourt etwa... Sie entsann sich, wie er ihre Wunde behandelt und versucht hatte, ihr die Schmerzen zu ersparen - wie maßlos erleichtert sie nach dem Ende der
    Qualen gewesen war. Und danach - nichts, eine Leere, in die ihre erhitzte Fantasie stürmte... Nein, da so viel auf dem Spiel stand, durfte sie sich keine zimperlichen Gefühle erlauben.
    Trotz dieser Erkenntnis bebte sie am ganzen Körper, während sie aus der akoranischen Tunika schlüpfte, in die Terrakotta-Kabine trat und an dem muschelförmigen Hahn drehte.
    Das Wasser, das auf ihren Kopf herabrann, erschien ihr sonderbar. Aber nach einigen Sekunden gefiel es ihr. Zumindest wurde sie von peinlichen Gedanken abgelenkt.
    Seufzend hob sie ihr Gesicht dem Wasserstrahl entgegen, der aus dem Stierkopf strömte, und kniff die Augen zusammen. Sie kam sich ein bisschen albern vor, weil sie ihren verletzten Arm seitlich aus dem Gehäuse streckte. Doch es gab keine andere Möglichkeit, den Verband trocken zu halten.
    In einem hübschen, geschnitzten Holzkästchen, an einer Innenwand der Kabine befestigt, fand sie einige Seifenstücke, die nach Zitrone und etwas anderem, Undefinierbarem rochen. Eine Keramikflasche mit Stöpsel enthielt flüssige Seife, ebenfalls mit unbekanntem, aber angenehmem Duft. Damit wusch sie ihr Haar und hoffte, sie würde den Schaum herausschwemmen können, bevor sie zu viel Wasser verbrauchte. Es war Süßwasser, das vermutlich aus einer Zisterne an Deck in den Stierkopf geleitet wurde.
    Hastig bewegte sie den Kopf unter dem Wasserstrahl, bis der Seifenschaum aus ihren Haaren herausgespült war. Dann drehte sie den Hahn zu und verließ das Gehäuse und nahm eines der großen Baumwolltücher, die gefaltet auf einem Schemel lagen. In ein anderes Tuch gehüllt, die Zipfel zwischen den Brüsten verknotet, kehrte sie in die Kajüte zurück und suchte vergeblich ihre Kleidung.
    Aber sie fand ihren Beutel am Boden neben dem Bett.
    Darin fehlte nichts außer dem Messer. Im selben Moment, in dem sie diesen Verlust bemerkte, schwang die Tür auf.
    Die Gestalt, die hereinkam, glich kein bisschen dem Alex Darcourt, dem sie auf der Party des Prinzregenten begegnet war. Statt jenes eleganten Lords starrte sie denselben prunkvoll barbarischen Mann an, den sie letzte Nacht durch einen Schleier aus Fieber und Schmerzen gesehen hatte. Er trug einen weißen Faltenrock, in der schmalen Taille gegürtet. An seinen Handgelenken glänzten goldene Armbänder, ein goldener Stirnreif mit einem Rubin in der Mitte bändigte das dichte ebenholzschwarze Haar, das die Schultern streifte. Zu Joannas Verblüffung war die breite, muskulöse Brust nackt. Auch die kraftvollen, wie aus Stein gemeißelten Beine ließ der Faltenrock frei. Die reichlich entblößte bronzebraune Haut zeigte dünne helle Linien, die Spuren einstiger Wunden. An der linken Seite des Brustkorbs entdeckte Joanna eine besonders lange Narbe, bedrohlich nahe am Herzen.
    In ihrem Inneren regte sich irgendetwas, das ein leichtes Schwindelgefühl erzeugte. Plötzlich merkte sie, dass sie nicht atmete, und rang nach Luft. Zu ihrer Bestürzung gelang es ihr nicht, den Blick von Darcourt abzuwenden.
    »Ah, Sie sind wach«, bemerkte er und stellte eine Schüssel auf den Tisch. »Sehr gut. Wie geht es Ihnen?«
    Seine Stimme klang so wie in ihrer Erinnerung, tief und geschmeidig, wie Wasser, das über glatte Felsen rann. Sein Akzent war kaum wahrzunehmen, verriet jedoch, dass

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