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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Bruder zuliebe.
    Alex’ Brauen waren ungewöhnlich ausdrucksvoll. Inzwischen hatte Joanna gelernt, seine Stimmungen von seinen Brauen abzulesen - nicht alle, aber einige.
    »Vermutlich finden es die meisten Leute zu riskant, ihren halben Körper aus dem Bullauge eines Schiffs zu strecken, das so schnell segelt wie dieses.«
    Ihrem Ziel immer näher, war sie bestens gelaunt. Deshalb irritierten sie weder sein Sarkasmus noch die sinnlichen Gefühle, die er erregte. Wenigstens nicht allzu sehr. »Ist es nicht erfreulich, dass auf dieser Welt viele verschiedene Charaktere leben?«, konterte sie lächelnd. »Auch für die Törichten und die Ubervorsichtigen wird sich Verwendung finden.«
    »Und welche? Zweifellos würde es dir sehr schwer fallen, diese Frage zu beantworten.« Alex stellte ein Tablett auf den Tisch. Die Stirn gerunzelt, betrachtete er das unberührte Frühstück.
    »Danke«, sagte sie, doch sie setzte sich nicht. »Ich rieche Zitronen.«
    »Oh, tatsächlich?« Er schaute zu den Bullaugen hinüber.
    »Wie interessant... In den Zitronenhainen reifen die Früchte. Bald wird die Ernte beginnen. Zur gleichen Zeit blühen wilder Thymian und Oleander, die ihre Düfte hinzufügen.«
    »Sind wir schon so nahe an Akora herangekommen?«, fragte sie aufgeregt.
    »Vor einer Stunde haben wir Land gesichtet, nur einen dünnen Streifen am Horizont, aber ein günstiger Wind beschleunigt unsere Fahrt.«
    Also roch sie das legendäre Inselreich, bevor sie es sah. Und es war nicht der Geruch, den sie erwartet hatte - von Lehm und Felsen, Menschen und Tieren, ein Gemisch, das nach einer längeren Seereise unangenehm wirken konnte. Stattdessen stieg ihr ein verführerisches Aroma in die Nase, eine unwiderstehliche Verlockung.
    In ihrem Herzen verspürte sie eine eigenartige Sehnsucht - unversehens und sehr verwirrend, denn dieses Gefühl erschien ihr unangebracht. Ihr Zuhause war Hawkforte mit seiner Umgebung, seinen Gerüchen, Geräuschen und Erinnerungen, nicht diese fremde Inselwelt, aus feuriger Erde geboren. Und doch - dieses Verlangen, von Zitronenduft entfacht, glich einem seltsamen Heimweh. Brachten die Inseln einen Teil ihrer Seele zum Klingen, der zeitlebens tief verborgen gewesen war, völlig unbekannt, sodass zu befürchten stand, er würde ihr niemals bewusst werden?
    Absurd. Sie fuhr nach Akora, um Royce zu suchen. Einen anderen Grund gab es nicht. Nur nach ihm sehnte sie sich. Und die Zitronen? Ja, jetzt nahm sie auch die Düfte von Thymian und Oleander wahr, ein erstaunlich komplexes Aroma. Angenehm und erfreulich, aber belanglos.
    Alex beobachtete sie. Nicht zum ersten Mal gewann sie den Eindruck, er würde ihre Gedanken lesen.
    »Wenn ich mich für längere Zeit von Akora entferne, rieche ich sie in meinen Träumen.« Nie zuvor hatte er ein so persönliches Geständnis abgelegt.
    Verblüfft starrte sie ihn an. »Sie? Warum sprichst du plötzlich von diesem Königreich, als wäre es eine Frau?«
    »Bei uns Akoranern ist das so üblich. Weil wir von Frauen geboren wurden.«
    »Und Schiffe sind überall weiblich. Warum?«
    Er lächelte - etwas zögernd, als fürchtete er, mehr zu verraten, als er es wünschte. »Weil sie Träume wecken.«
    Beinahe hätte sie gefragt: Wovon träumst du? Gerade noch rechtzeitig hielt sie sich zurück. Sie standen sich ohnehin schon viel zu nahe. Und in diesem Moment wusste sie Bescheid - nicht der Zitronenduft hatte sie geweckt, sondern Alex, der in ihre Träume eingedrungen war.
    Er zog eine Landkarte aus dem Kästchen. »Nun kannst du etwas mehr sehen.«
    Da vergaß sie alle Fragen, schob den Stuhl beiseite und spähte wieder durch das Bullauge. Immer noch weit entfernt, aber deutlich sichtbar, erhob sich ein Felsengebirge, das direkt aus dem Meer zu springen schien. Für einen Augenblick fühlte sie sich an die weißen Klippen von Dover erinnert. Nein, diese waren massiver und steiler, auch nicht weiß. Stattdessen zeigten sie ein Gemisch aus mehreren Farben, die Joanna noch nicht erkennen konnte.
    Alex trat zu ihr. An ihrem Rücken spürte sie die verführerische Wärme seiner nackten Brust, obwohl er sie nicht berührte.
    »Bevor wir ankern, werden noch einige Stunden vergehen«, erklärte er leise.
    Sie nickte, doch sie wandte sich nicht zu ihm. Nach einer Weile hörte sie, wie er die Kabinentür hinter sich schloss, und atmete tief auf, ohne Erleichterung zu empfinden.
    Wie die Zeit verstrich, merkte sie kaum. Ihre Gedanken schweiften in jene Epoche vor dreitausend Jahren,

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