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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Frauen, die ich beobachtet habe, wohnen auf Hawkforte - einfache, vernünftige Bäuerinnen. Auf Feldern und Weiden arbeiten sie Seite an Seite mit ihren Ehemännern, sogar in den Fischerbooten. Sie brauen Bier, oder sie üben ein Handwerk aus, weben und nähen und dergleichen. Sollte man ihnen jemals zumuten, einem Mann zu dienen, würden sie in spöttisches Gelächter ausbrechen - es sei denn, sie servieren ihm einen Krug Bier, den er bezahlt. Aber sie teilen ihr Leben mit ihren Männern, bieten ihnen ein angenehmes Zuhause und sorgen für die Kinder. Oft genug sah ich sie an langen Sommerabenden oder vor einem winterlichen Feuer beisammensitzen, wenn sie sich von der Arbeit ausruhten - Männer und Frauen, eng miteinander verbunden und gut gelaunt.«
    In seinem Innern regte sich etwas, eine wehmütige Sehnsucht, die emporzusteigen schien, höher und höher, bis sie die geheimsten Regionen seiner Seele erreichte. Dann verebbte sie langsam. Doch ihr Echo blieb zurück wie der Schaum an einem Strand, den immer neue Wellen überspülten.
    »Wenn das so ist, muss Hawkforte einem Paradies gleichen«, entgegnete er leise. »Aber ich spreche nicht von Landbewohnern. Wir werden am königlichen Hof leben. So wie in London gelten auch in Ilius gewisse Gesetze. Ihre Anwesenheit wird den Klatschmäulern schon genug Gesprächsstoff liefern, Lady. Mit Ihrem unkonventionellen Verhalten würden Sie das Gerede noch verschlimmern.«
    Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und holte tief Atem. Als sie ihn wieder anschaute, erkannte er ihre Entschlossenheit. »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Gut.« Alex nickte ihr zu. »Wegen Ihrer Wunde habe ich Ihr Benehmen bisher geduldet - und weil es niemand außer mir mit ansah. Auf Akora wird sich das ändern. Um mit den Lektionen zu beginnen - in meiner Gegenwart dürfen Sie nur sprechen, wenn ich eine Frage an Sie richte.« Er wartete eine Weile, während sie diese Anweisung zur Kenntnis nahm - glücklicherweise kommentarlos. »Wenn ich einen Raum betrete, erheben Sie sich.« Noch immer kein Widerspruch, obwohl sich ihre Augen verengten. »Aufgrund unserer scheinbar intimen Beziehung reden Sie mich mit Kreon an, nicht mit dem formelleren Titel Archos.«
    Jetzt wappnete er sich gegen einen Protest. Ihr Griechisch war ausgezeichnet. Und sie lernte die akoranische Sprache sehr schnell. Deshalb würde sie...
    »Kreon?«, wiederholte Joanna und zog die Brauen zusammen. Nun sah sie so aus wie der goldene Turmfalke, den er in seiner Kindheit besessen hatte. »Bedeutet das nicht - Herr?«
    »In einem uralten Sinn. Mit der Zeit verändert sich der Sinn mancher Wörter. Sicher wissen Sie das. Heutzutage bezeugt eine Frau mit dieser Anrede ihren Respekt vor dem Mann, zu dem sie gehört.« Er sprach etwas schneller als normalerweise, weil er versuchen wollte, ihren Unmut zu zerstreuen, was ihm nur zum Teil gelang.
    Trotzdem bezähmte sie ihr Temperament, geradezu bewundernswert. »Es würde mich interessieren, warum sich die ursprüngliche Bedeutung gewandelt hat.«
    »Wahrscheinlich hängt es mit der Epoche unmittelbar nach dem Vulkanausbruch auf Akora zusammen. Aber das ist mittlerweile nebensächlich. Denn seit jenem Ereignis sind dreitausend Jahre vergangen.«
    »Vorhin erklärten Sie mir, einige Ureinwohner hätten die Katastrophe überlebt. Wie waren sie?«
    »Friedfertig. Sie lebten von der Viehzucht und vom Fischfang. Und sie waren Künstler.«
    Joanna betrachtete die schön bemalten Wände der Kabine. »Offensichtlich sind die Akoraner immer noch Künstler. Das überrascht mich. Nach allem, was ich gehört habe, sind sie Krieger.«
    »Auch das stimmt.«
    »Aber die ursprünglichen Akoraner waren keine Krieger, Sir. Also müssen Ihre Ahnen, die erst nach dem Vulkanausbruch auf Akora eintrafen, ein kämpferisches Wesen besessen haben. Was mochte es für das arme Volk bedeuten, dessen Welt zerstört worden war, dass plötzlich kriegerische Banden in seiner Mitte hausten? Diese armen Menschen hatte keine Chance, nicht wahr?«
    Verdammt, sie war viel zu klug.
    »Ohne die Ankunft meiner Ahnen wären die Ureinwohner nicht am Leben geblieben. Die Hitze der Eruption hat fast ganz Akora vernichtet - nicht nur zahllose Menschen und Tiere, sondern jedes Haus, jedes Boot und den gesamten Waldbestand. Deshalb gab es kein Holz mehr, und man konnte keine Boote bauen. Sogar die Erde war versengt. Jahrelang lag der Ackerbau brach. Hätten sich meine Ahnen nicht auf den Inseln niedergelassen, wären die

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