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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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gehorsam und - demütig sein. Ja, so drückte er sich aus. Das finde ich etwas sonderbar... Oh, und er erwähnte noch, hier hätten es die Frauen nicht nötig, die Männer zu betrügen, denen sie gehören.« Noch während Joanna sprach, überlegte sie, ob sie sich zu freimütig äußerte. Immerhin war sie ein
    Gast in diesem Palast, und es geziemte sich nicht, die landesüblichen Gebräuche zu kritisieren. Aber ein Blick in Kassandras Augen verriet ihr, dass die Prinzessin nur zu gut wusste, worum es ging.
    »Gewiss, das würde Alexandros sagen. Und zweifellos findet er’s richtig. Zumindest teilweise. Eins sollten Sie berücksichtigen, Lady. Auf Akora ist nichts so simpel oder eindeutig, wie es scheint. Auf unserer uralten Kultur liegen mehrere historische, traditionelle Schichten übereinander... Machen Sie sich trotzdem keine Sorgen. Mit der Zeit werden Sie das alles verstehen lernen.«
    »Hoffentlich«, murmelte Joanna. Was glaubte das Mädchen, wie lange sie hier bleiben würde? Die junge Prinzessin akzeptierte die Anwesenheit einer Engländerin, ohne nach den Gründen zu fragen. Und sie sah in ihr eine Frau von Welt...
    In voller Absicht erklärte Joanna: »Allzu lange kenne ich Prinz Alexandros noch nicht.«
    »Seltsam... Und er hat Sie trotzdem hierher gebracht. So etwas tat er noch nie, obwohl er in England zweifellos andere Konkubinen hatte. Natürlich werden die Leute tuscheln. Aber hier gibt’s immer Klatsch und Tratsch, wenigstens in gewissen Kreisen. Ärgern Sie sich nicht darüber. Ich persönlich freue mich wahnsinnig, dass Sie da sind. Falls Sie etwas Geduld aufbringen - ich habe so viele Fragen... Oh, jetzt weiß ich’s, Lady - ich helfe Ihnen, sich in Akora einzuleben, und Sie erzählen mir alles, was ich über Ihre Heimat wissen will. Abgemacht?«
    »Oh ja.« Beim Wort »Konkubine« war Joanna das Blut in die Wangen gestiegen. Doch das schien Kassandra nicht zu bemerken. Die unverheiratete junge Prinzessin benahm sich viel freizügiger, als es eine gleichgestellte Dame in England wagen würde. Lag das an ihrem Wesen? Oder waren alle
    Akoranerinnen so ungezwungen? Ein weiteres verwirrendes Rätsel dieses ungewöhnlichen Königreichs...
    »Oh ja, tauschen wir unsere Kenntnisse aus, unterhalten wir uns über England und Akora. Womit fangen wir an?«
    »Mit Kleidern.«
    Beide Frauen wandten sich zu Sida, die in diesem Augenblick zurückkehrte, kostbare Stoffbahnen über den Armen. Lächelnd musterte sie die Mienen der Damen, die sichtlich erstaunt waren. »Der Prinz hält immer noch eine Besprechung mit dem Vanax ab. Doch er ließ mir ausrichten, Lady Joanna würde eine Garderobe brauchen, weil ihre eigene in England zurückblieb. Ich war so frei, eine erste Auswahl zu treffen. Entscheiden Sie, was Ihnen am besten gefällt, Lady.«
    Verblüfft wandte sich Kassandra zu ihrer neuen Freundin und versuchte, nicht zu lachen, was ihr misslang. »Was? Sie sind ohne Kleider hierher gekommen? Wie impulsiv! Oder sollte ich sagen - mein Bruder hat einer plötzlichen Laune nachgegeben?«
    Wahrscheinlich wäre es ratsam, eine leichte Sonnenbräune zu kultivieren, die Joannas ständiges Erröten maskieren würde... Da ihr keine passende Antwort einfiel, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die herrlichen Stoffe. Während Sida sie im ganzen Zimmer ausbreitete, über Stühle und Tische und das Bett drapierte, glich der Raum allmählich Ali Babas Höhle. Nur mühsam entsann sich Joanna, dass sie es stets gehasst hatte, auf Hawkforte die Schneiderin zu empfangen und endlose Anproben zu erdulden.
    »Würden Sie Ihre Robe ausziehen, Lady?«, bat Sida sanft.
    Joanna gehorchte, was sie sofort bereute. Der Prinzessin genügte ein Blick auf Alex’ Tunika, um strahlend zu lächeln. Sida hob die Brauen fast bis zum Haaransatz. Wenn sie auch auf einen Kommentar verzichtete - sie wandte sich blitzschnell ab und brauchte eine Weile, um sich zu fassen.
    »Ah, das wird ja immer besser«, meinte Kassandra. Sekunden später verflog ihre Belustigung, denn der Ausschnitt der Tunika glitt hinab und enthüllte die eben erst verheilte Wunde an Joannas Arm. »Heiliger Himmel!«, rief die Prinzessin. »Wie ist denn das geschehen?«
    »Nur ein kleiner Unfall.« Hastig verdeckte Joanna die Narbe. »Nichts Schlimmes.«
    Obwohl Kassandra keine weiteren Fragen stellte, runzelte sie die Stirn. Joanna glaubte zu spüren, wie sich die Gedanken der Prinzessin überschlugen.
    Um sie abzulenken, rief sie: »So viele schöne Stoffe! Hoffentlich

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