Insel meiner Traeume
können Sie mir einige empfehlen.«
»Oh, sehr gern. Leider darf ich nur Weiß tragen - das gehört zu den vielen Nachteilen meines jungfräulichen Daseins. Voller Sehnsucht träume ich von dem Tag, an dem ich diese Farbe aus meinem Kleiderschrank verbannen werde.«
»Wird es bald so weit sein?«, erkundigte sich Joanna, teils aus Neugier, aber hauptsächlich, weil sie nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen wollte.
»Um die Wahrheit zu gestehen - nein, falls ich in dieser Angelegenheit was zu sagen habe«, erwiderte Kassandra fröhlich. »Atreus nennt mich eine Romantikerin. Sollte ich jemals heiraten - dann nur einen ganz wunderbaren Mann, der mich aufrichtig liebt und meinen Wunsch versteht, die Welt außerhalb von Akora zu erforschen.«
Missbilligend hüstelte Sida, und die Prinzessin brach in Gelächter aus.
»Ja, ich weiß - ich habe schrecklich schockierende Ansichten. Nur gut, dass ich nicht zur Heirat gedrängt werde, denn kein ehrenwerter Krieger würde mich nehmen.« In ernsterem Ton fügte Kassandra hinzu: »Zumindest nicht um meiner selbst willen. Die Frau, die ich wirklich bin, würde keinem gefallen.«
»Die Herrin denkt zu viel über solche Dinge nach«, mahnte Sida, hielt eine Stoffbahn hoch und verglich sie mit Joannas Teint und ihren Haaren. »Früher wurde so etwas unter den Männern ausgehandelt. Erst wenn alles geregelt war, erfuhren die sittsamen jungen Damen, wen sie heiraten sollten.«
»Aber die Zeiten ändern sich, Sida«, warf Kassandra mutwillig ein. »Und es wird sich noch viel mehr ändern. Außerdem - gib’s doch zu, wie viele Mädchen haben tatsächlich keine Ahnung, wer ihr Bräutigam sein wird? Und wie viele sind immer noch Jungfrauen, wenn sie ihr Ehegelübde ablegen?«
»Davon weiß ich nichts, Prinzessin«, entgegnete die andere Frau in strengem Ton. Dann fügte sie etwas freundlicher hinzu: »Natürlich kenne ich Ihre Bedenken. Eines Tages wird der Richtige auftauchen. Glauben Sie mir.«
»Mir ist’s recht, wenn er niemals auf der Bildfläche erscheint. Irgendwann wird sich der Vanax überreden lassen und mir eine weite Reise erlauben. Wenn ich heirate, bestimmt mein Ehemann, was ich zu tun oder zu lassen habe. Und ich kann von Glück reden, wenn ich überhaupt das Tageslicht zu sehen bekomme.« Bei diesem Gedanken erschauerte Kassandra.
»Ist die Ehe auf Akora wirklich so schlimm?«, fragte Joanna.
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Sida prompt. Und die Prinzessin gab eine etwas genauere Erklärung ab.
»Manche Frauen fühlen sich in der Ehe wohl. Vielleicht sogar die meisten. Auch ich werde mich damit abfinden, weil ich eine gewisse Verantwortung trage.«
»Was heißt das?« Joanna zögerte kurz. »Würden Sie aus politischen Gründen heiraten?«
»Wenn es sein muss... Oh, ich hoffe inbrünstig, dass es niemals dazu kommen wird. Jedenfalls muss ich Kinder gebären. Weil ich eine Xenos bin, ist das sehr wichtig.«
Überrascht schaute Joanna vor sich hin. Sie hatte vermutet, die Abneigung der Akoraner gegen die Xenos würde das Gegenteil bedeuten. Bevor sie die Prinzessin danach fragen konnte, zog Sida ein Band aus ihrer Tasche, eilte zu ihr und begann, Maß zu nehmen.
»Stehen Sie etwas gerader, Lady. So ist es gut. Haben Sie ein bisschen Geduld, es dauert nur fünf Minuten.« Nachdem sie einige Zahlen vor sich hin gemurmelt hatte, nickte sie zufrieden. »So, das wär’s fürs Erste. Den Rest erledige ich später.«
»Die akoranische Mode ist ziemlich schlicht und leicht anzufertigen«, bemerkte Kassandra. »Also werden Sie schon in ein paar Tagen eine komplette Garderobe erhalten, Lady.«
»Wirklich, ich will niemandem Mühe machen«, beteuerte Joanna. »Was immer ich anziehe - es ist mir egal.«
Diesen Einwand ignorierten die beiden anderen Frauen und diskutierten über die verschiedenen Stoffe. Trotz ihrer mangelnden persönlichen Erfahrung, was die Farben betraf, hatte die Prinzessin einen sicheren Geschmack. Unbeirrt wählte sie die Materialien aus, die auch Joanna am besten gefielen, und verwarf die weniger akzeptablen. Aber letzten Endes war der Stapel der Stoffe, die verarbeitet werden sollten, nur geringfügig kleiner als der ursprüngliche.
»Nein, das ist zu viel«, protestierte Joanna mit schwacher Stimme, nahe daran, herauszuplatzen, sie würde nicht erwarten - nicht hoffen, mehrere Wochen oder sogar Monate auf Akora verbringen zu müssen. In letzter Sekunde beherrschte sie sich und betonte nur: »Für diesen Überfluss habe ich
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